Was ist das IRIS-T-Flugabwehrsystem?
12. Oktober 2022Der Ukraine steht jetzt eines der modernsten Luftabwehrsysteme der Welt zur Verfügung, auch wenn die Lieferung der IRIS-T SLM aus Deutschland etwas verspätet kam. Es ist die erste von vier Einheiten, die bis nächstes Jahr geliefert werden sollen.
Für den ukrainischen Verteidigungsminister Oleksij Resnikow bricht damit eine "neue Ära" an. Das äußerte er auf Twitter und fügte hinzu, dass weitere Systeme dieses Typs aus den USA kommen sollen.
Die Version des IRIS-T-Systems, die jetzt in die Ukraine geliefert wird, kostet rund 140 Millionen Euro pro Einheit. Die letzten Tests wurden Ende 2021 durchgeführt. Die deutschen Streitkräfte selbst haben noch kein einziges davon gekauft. Ältere Versionen wurden an Schweden, Norwegen und Ägypten verkauft.
Hersteller kommt aus Süddeutschland
Hersteller ist Diehl Defence, ein Unternehmen aus Überlingen in Süddeutschland. Das System kann Mittelstreckenraketen abwehren und den Luftraum bis in weitgelegene Höhen verteidigen, es ist geeignet, kleine Städte und Armeeinheiten zu verteidigen. Es kann Hubschrauber, Flugzeuge, Marschflugkörper und Raketen abschießen. Jede Einheit besteht aus drei Komponenten: Einem Abschussfahrzeug, einem Radar und einem Gefechtsstand. Die Abwehrraketen, die infrarotgesteuert sind, um potentielle Ziele zu erkennen, sollen eine Reichweite von 40 Kilometern haben und bis zu 20 Kilometer hoch fliegen. Sie sind zudem mit einem Radar ausgestattet, der einen Umkreis von 250 Kilometern hat und die grobe Richtung der Abwehrrakete vorgibt, bevor der Infrarotsensor am Kopf der Rakete die feinere Navigation übernimmt. Die mobile Abschussrampe hat eine 360-Grad-Abdeckung.
Laut Hersteller arbeitet das System dann am effektivsten, wenn es zusammen mit einem bodengestützten Flugabwehrsystem betrieben wird, wie beispielsweise dem US-amerikanischen Patriot PAC-3, das eine größere Maximalhöhe hat.
Langsame Auslieferung
Vielen Ukrainern wird das Tempo der Waffenauslieferung schmerzlich langsam vorkommen. Erst kürzlich wurden Städte in der Ukraine wieder massiv unter Beschuss genommen. Wie die Zeitung "Welt am Sonntag" im Juli berichtete, hatte die Ukraine die deutsche Regierung um Erlaubnis gefragt, elf Systeme zu kaufen. Das Land bat gleichzeitig um eine Finanzhilfe von 1,5 Milliarden Euro, was den Kauf in etwa abdecken würde. Obwohl Kanzler Olaf Scholz mindestens ein IRIS-T-System bereits für Juni versprach, ist das erste nach Angaben von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht erst jetzt ausgeliefert worden, drei weitere würden im kommenden Jahr folgen.
Friedel Taube hat diesen Text aus dem Englischen adaptiert.