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PolitikSchweden

Was kann Schweden zur NATO beisteuern?

11. Juli 2023

Nachdem die Türkei ihre Blockadehaltung aufgegeben hat, liegt ein NATO-Beitritt Schwedens in greifbarer Nähe. Was verspricht sich das westliche Militärbündnis von einer Mitgliedschaft? Und was Schweden selbst?

Schweden U-Boot HMS Gotland im Hafen des Marinestützpunkts Karlskrona
Schwedens U-Boot "HMS Gotland" im Mai 2023 im Hafen des Marinestützpunkts KarlskronaBild: TOM LITTLE/REUTERS

Schweden hat wie Finnland im vergangenen Jahr, unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, den NATO-Beitritt beantragt. Doch während Finnland inzwischen Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses ist, nutzte die Türkei bei Schweden bislang ihr Veto-Recht und blockierte, so wie auch Ungarn, einen Beitritt des skandinavischen Landes. Doch Anfang der Woche hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan seinen monatelangen Widerstand aufgegeben - ein zeitnaher Beitritt Schwedens scheint damit erstmals möglich. Was versprechen sich NATO und Schweden davon?

Was bringt ein Beitritt Schwedens der NATO in geografischer Hinsicht?

Durch eine Mitgliedschaft Schwedens wäre die gesamte Ostseeküste NATO-Gebiet - mit Ausnahme der Küste Russlands und seiner Exklave Kaliningrad. So wäre etwa im Fall eines russischen Angriffs das Baltikum besser zu verteidigen: Truppen und Ausrüstung könnten dann deutlich einfacher per Schiff über Schweden nach Estland, Lettland und Litauen gelangen. Eine besondere Rolle spielt auch Gotland.

Simon Koschut, der an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen den Lehrstuhl für Internationale Sicherheitspolitik innehat, erklärt: "Schweden verfügt mit dieser großen Insel mitten in der Ostsee über einen extrem günstigen strategischen Stützpunkt. Von dort aus kann man praktisch die gesamte Ostsee kontrollieren." Die geografische Lage des Landes ist dem Experten zufolge der ausschlaggebende Punkt, warum eine Mitgliedschaft Schwedens für die NATO so attraktiv wäre.

Wie steht es um das schwedische Militär?

Auch Schwedens Streitkräfte und deren militärische Ausstattung wären ein wertvoller Zuwachs für die NATO. Zwar handelt es sich um ein kleines Land - und demensprechend auch um ein zahlenmäßig eher kleines Militär. Die Mannstärke liegt laut dem Global Firepower Index bei rund 38.000 Personen. Aber "die Schweden haben eine sehr moderne Armee, insbesondere verfügen sie über eine moderne Luftwaffe aus eigener Produktion", sagt Experte Simon Koschut. Sie seien zudem eine Seemacht mit U-Booten und sie sind bereits kampferprobt. So hätten sie sich bereits an verschiedenen NATO-Missionen, etwa in Afghanistan, beteiligt. Schweden gibt etwa 1,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung aus - das ist deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren und der Anteil soll in den kommenden Jahren weiter wachsen.

Nach dem Ende des kalten Kriegs hatten die Schweden wie viele westliche Staaten die Verteidigungsausgaben erst einmal deutlich heruntergefahren. Doch ein wenig bereits mit dem Georgienkrieg 2008 und spätestens mit der Krim-Annexion 2014 hat ein Umdenken eingesetzt, welches sich durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine weiter manifestiert hat.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (links) und der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson beim derzeit stattfindenden NATO-Gipfel in VilniusBild: Susan Walsh/REUTERS

Was wären für Schweden die größten Vorteile einer NATO-Mitgliedschaft?

Schweden und die NATO arbeiten bereits jetzt in vielerlei Hinsicht eng zusammen. Eine entscheidende Änderung für Schweden im Falle einer NATO-Mitgliedschaft findet sich im Artikel 5 des Bündnis-Vertrags. Demnach wird ein bewaffneter Angriff gegen ein NATO-Land als Angriff gegen alle angesehen. Das Militärbündnis verpflichtet sich in einem solchen Fall, Beistand zu leisten. "Dieser Schutz ist natürlich das Entscheidende für Schweden", so Politologe Koschut.

Abgesehen davon seien die Schweden dann auch gleichberechtigtes Mitglied im NATO-Rat, dem Hauptentscheidungsgremium des Verteidigungsbündnisses, und hätten dort ein Veto-Recht. Von eben diesem hatte ja auch die Türkei Gebrauch gemacht und einen Beitritt des skandinavischen Landes bislang blockiert.

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