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Politik

Was kommt nach dem Tod al-Bakrs?

16. Oktober 2016

Der mutmaßliche Terrorist Dschaber al-Bakr ist tot - und nun haben die Ermittler einem Bericht zufolge ihre Probleme, die Verbindungen zur Terrormiliz "Islamischer Staat" zu belegen. Der Bruder al-Bakrs sinnt auf Rache.

Deutschland ehemaliges Fahndungsfoto des Syrers Dschaber Al-Bakr
Bild: Polizei Sachsen

Die Ermittlungsbehörden gehen zwar weiter davon aus, dass der mutmaßliche Terrorist Dschaber al-Bakr im Auftrag der Terrormiliz "Islamischer Staat" handelte, haben dafür aber noch keine unumstößlichen Beweise. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", im Fall al-Bakrs gebe es bisher keine "ausreichenden gerichtsverwertbaren Bezüge zum IS". Al-Bakr hatte sich am Mittwoch in der Haft in Leipzig das Leben genommen. An seinen Absichten gebe es aber keine Zweifel.

Plan in der Tasche

Ende August sei der Syrer aus der Türkei kommend auf dem Flughafen Leipzig gelandet und habe dabei seinen Anschlagsplan bereits "in der Tasche" gehabt, zitierte die Zeitung Ermittler. Dass es der Mann auf einen der Berliner Flughäfen abgesehen haben könnte, wurde aus einer Reise al-Bakrs im September in die Hauptstadt geschlossen. Die Ermittler seien dieser Berlin-Reise durch Bahnfahrkarten in den Sachen des mutmaßlichen Terroristen auf die Spur gekommen, schrieb die Zeitung weiter.

Laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" hatte ein US-Geheimdienst einen entscheidenen Hinweis auf al-Bakr geliefert. Der Dienst soll Telefonate des terrorverdächtigen Syrers mit einem Kontaktmann des IS in Syrien abgehört und die deutschen Behörden informiert haben, schreibt die Zeitung. In einem der abgefangenen Gespräche ging es demnach um die Herstellung von Sprengstoff und mögliche Anschlagsziele. Ein "großer Flughafen in Berlin" sei "besser als Züge", habe al-Bakr dabei gesagt.

DW-Interview: Jaber al-Bakrs Bruder schwört Rache

02:54

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Der Bruder des Terrorverdächtigen hat derweil in einem Interview mit der Deutschen Welle (DW) seine Rachegedanken geschildert. Alaa al-Bakr sprach nach dem Freitod seines Bruders Dschaber eine vieldeutige Drohung aus: "Meine Reaktion als Araber ist Rache." Auf die Nachfrage, was er damit meint, wird Alaa al-Bakr gegenüber dem DW-Reporter Jaafar Abdul Karim deutlicher: "Du verstehst schon. Ich habe nichts weiter dazu zu sagen. Ich werde als Flüchtling kommen."

Alaa al-Bakr betonte zugleich, dass er von der Unschuld seines jüngeren Bruders überzeugt sei. "Ich habe ihn doch erzogen. Ich weiß wie er ist. Er ist kein Terrorist", erklärte er.

Versuchte Gehirnwäsche?

Dschaber habe ihm von Bemühungen berichtet, ihn zu radikalisieren. In Deutschland hätten einige Imame in Berliner Moscheen für eine kurze Zeit versucht, "ihn einer Gehirnwäsche zu unterziehen", sagte Alaa al-Bakr. Dies sei ihnen jedoch nicht gelungen. "Hätten sie es geschafft, wäre er nach Syrien geflogen und nicht mehr zurückgekommen", so Alaa al-Bakr. In dem DW-Interview forderte er die Herausgabe des Leichnams seines Bruders. Zugleich kündigte er rechtliche Schritte gegen die sächsischen Behörden an und warf der deutschen Polizei vor, Dschaber getötet zu haben. "Ich will die Polizei verklagen in Deutschland, im Bundesland Sachsen", sagte der Syrer.

Sachsens Justizminister GemkowBild: picture-alliance/dpa/A. Burgi

Dort hat Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) erstmals die Notwendigkeit von Reformen eingeräumt. "Wir alle müssen im Umgang mit islamistischen Strafgefangenen dazulernen", sagte Gemkow der Zeitung "Bild am Sonntag". Und: "Offensichtlich reichen unsere herkömmlichen Instrumente und Erfahrungen zur sicheren Unterbringung von Gefangenen nicht aus." Vielleicht müsse auch in Betracht gezogen werden, dass ein Islamist seinen Selbstmord gezielt plane und umsetze, allein um den Behörden die Ermittlungen zu erschweren und um dem verhassten westlichen Rechtssystem zu schaden, sagte Gemkow. "Auf diesen Fall waren wir in Sachsen nicht ausreichend vorbereitet", räumte der CDU-Politiker ein.

ml/SC (dpa, afp, DW)

 

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