Das Kulturjahr 2016
Sarah Judith Hofmann 2. Januar 2016Überraschendes: Das Kulturjahr 2016
Was erwartet uns im neuen Jahr? In Punkto Kultur: viel aufregendes! Der Dadaismus feiert 100 Jahre "gigantischen Weltunsinn", die Architekturbiennale baut eine neue "Heimat" und Idris Elba spielt im "Dschungelbuch".
Dada-Jahr 2016
In diesem Jahr wird die Welt erneut - zumindest in Retrospektive - durcheinander gewirbelt und neu sortiert. Als die Dadaisten 1916 mit absurden Masken, wilden Collagen und Nonsens-Gedichten eine kleine Revolution auslösten, tobte der Erste Weltkrieg. Auch unsere Welt scheint mit Krisen, Kriegen und Flüchtenden wieder Kopf zu stehen. Und so verspricht auch die Kultur 2016 spannend zu werden.
"Was ist dada?"
"Eine Kunst? Eine Philosophie? Eine Feuerversicherung? (...) Oder ist es: Gar nichts, d.h. alles?" Allein diese Fragen in der Berliner Zeitschrift "DER DADA" zeigen: Dieser Kunstbewegung war nichts heilig, selbst die eigene Geisteshaltung gehörte parodiert. Das Jahr 2016 begleiten etliche Ausstellungen, Bücher und auch Parties. Denn: Vor genau einhundert Jahren fing der Wahnsinn an.
Making Heimat
Rund eine Million Flüchtlinge sind 2015 nach Deutschland gekommen, 2016 werden weiterhin Menschen nach Deutschland fliehen. Wie aber kann die Fluchtstätte zur neuen Heimat werden? Und: Welchen Beitrag können Architektur und Städtebau leisten? Diesen Fragen wird sich der Deutsche Pavillon auf der Architekturbiennale ab Mai widmen, gestaltet vom Deutsche Architekturmuseum. Doch der Reihe nach ...
Schliemanns Schätze in Berlin
Das Kulturjahr beginnt mit einer Hommage an den Entdecker Trojas: Vor 125 Jahren starb der Multimillionär und Abenteurer Heinrich Schliemann. Das Neue Museum Berlin zeigt ab Januar ausgewählte Exponate der Troja-Sammlung sowie anderer Fundorte erstmals gemeinsam. In Punkto Troja irrte Schliemann allerdings: Der Goldschatz gehörte nicht König Priamos, so wenig wie diese Goldmaske Agamemnon.
Der Höllenmaler in ungekanntem Ausmaß
Er gilt als der bedeutendste Künstler des Mittelalters. Vor 500 Jahren wurde Jheronimus van Aken in der niederländischen Stadt ’s-Hertogenbosch geboren. Heute sind seine Tryptichen und Gemälde voller Fabelwesen, Dämonen und christlicher Symbolik weltberühmt. Das Het Noordbrabants Museum seiner Geburtsstadt zeigt ab Februar die wohl größte Übersichtsausstellung zu Hieronymus Bosch aller Zeiten.
Der neue Trendsport: Tanzen!
TV-Shows wie "Let's Dance" sind nicht gerade Deutschlandspezifisch, es gibt sie europaweit und darüber hinaus. Stars tanzen mit Profis. Interessant ist aber, dass die Menschen offenbar nicht faul auf dem Sofa sitzenbleiben wollen, sondern mitmachen. In Freiburg eröffnet Anfang des Jahres Europas größte Tanzschule. Also, die Schuhe angezogen und schon mal zu Hause üben!
Das Dschungelbuch
Wer kennt nicht den kleinen Mogli, den Bär Balu und die böse Schlange Kaa? Disney machte die Erzählung "Das Dschungelbuch" von Rudyard Kipling 1969 weltberühmt, der letzte Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge, der noch von Walt Disney selbst produziert wurde. 2016 kommt jetzt eine Neuverfilmung des Klassikers in die Kinos - als Spielfilm. Die Schlange Kaa spricht Scarlett Johansson.
Der Whistleblower im Kino
Auch er schafft es im kommenden Jahr ins Kino: Der Whistleblower Edward Snowden. Nach dem oscarprämierten Dokumentarfilm "Citizen Four" von Laura Poitras, bringt nun Regisseur Oliver Stone die Geschichte des ehemaligen NSA-Mitarbeiters als Drama raus. Neben Originalschauplätzen in Hong Kong und den USA wurde auch in München gedreht. Der echte Snowden weilt noch in Moskau. Filmstart ist im Mai.
Andreas Gursky kehrt zurück
... in seine Heimat Düsseldorf. Ab Juli ist unter dem Titel "nicht abstrakt" eine Auswahl seiner Werke in der Kunstsammlung NRW zu sehen. Seit Gurskys Anfängen als Fotokünstler hat er einige seiner Werke mit römischen Ziffern versehen. Jetzt wird die Reihe in Düsseldorf fortgesetzt. Dorthin floh seine Familie aus der DDR kurz nach seiner Geburt. Heute hängen Gurskys Werke u.a. im New Yorker MoMa.
Aktueller "Parsifal" im Hause Wagner?
Bei den Bayreuther Festspielen 2016 kommt ein neuer "Parsifal" auf die Bühne. Ursprünglich war Skandalkünstler Jonathan Meese für die Neuinszenierung vorgesehen. Doch dann hieß es, sein Konzept sei nicht finanzierbar, Meese wurde 2014 gefeuert. Uwe Eric Laufenberg war die Rettung - und übernahm mit neuem Team Regie und künstlerische Verantwortung. Man darf gespannt sein auf seinen "Parsifal".
Bücher vom Meer
Auf der Frankfurter Buchmesse werden im kommenden Jahr die Niederlande und Flandern Gastland sein. Neben Schriftstellern wie Cees Noteboom und Maarten 't Hart werden auch Neuentdeckungen aus niederländischer und flämischer Sprache dabei sein. Das Gleiche ist das übrigens nicht, auf der Messe soll aber das Gemeinsame betont werden. Dazu gehört auch: Das Meer, wo man Schriftsteller hinschicken wird.
Raubkunst bleibt ein Thema
Der Fall Gurlitt wird die Kulturwelt 2016 weiter beschäftigen. Noch immer ist die Herkunft der meisten Bilder aus dem Erbe des umstrittenen Kunstsammlers nicht geklärt. Wenn möglich, soll jedes von den Nazis geraubte Werk an die Erben zurückgegeben werden. Eine Ausstellung im Jahr 2016 in der Bundeskunsthalle Bonn mit raubkunstverdächtigen Bildern soll die Aufklärung weiter voranbringen.
"Schau nach vorn und nicht zurück", heißt es im Volksmund. Und so wollen auch wir zu Beginn des neuen Jahres einen Blick in die Zukunft und auf bemerkenswerte Kulturereignisse werfen. Was erwartet Kulturfans 2016? Was beschäftigt deutsche Künstler in diesem Jahr? An welchen Ausstellungen wird gebastelt, welche Filme werden gedreht, welche Debatten und Skandale deuten sich bereits jetzt an? Eine kleine Vorausschau auf das Kulturjahr 2016.