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Was man über deutsche Freibäder wissen muss

Elizabeth Grenier
1. Juni 2019

Ab und zu ins Becken hüpfen, Pommes und Eis essen, auf der Wiese chillen: So kann man leicht einen ganzen Tag im Freibad verbringen. Ein Blick auf deutsche Schwimmbad-Gepflogenheiten und ein Gespräch mit einem Experten.

Ein Junge springt vom 5-Meter-Turm ins Wasser
Bild: picture-alliance/dpa/S.Kahnert

Wo ich herkomme - Montreal, Kanada - gibt es in den Schwimmbädern keine grüne Wiese - und wenn ausnahmsweise doch, dann ist die Fläche sehr begrenzt.

Als ich zum ersten Mal ein Freibad in Deutschland besuchte, war ich daher sehr beeindruckt von den großzügigen Liegeflächen. Für Meet the Germans habe ich den Pressesprecher der Berliner Bäder-Betriebe, Matthias Oloew, nach dem Ursprung dieser Anlagen gefragt.

DW: Kann man sagen, dass große Grünanlagen im Freibad "typisch deutsch" sind?

Matthias Oloew: Ich kann das nicht mit anderen Ländern vergleichen, aber zu Freibädern gehören in Deutschland typischerweise Liegewiesen und auch Aufenthaltsbereiche - ein Café, ein Restaurant oder Ähnliches. Spielgeräte gehören auch dazu, damit ein Aufenthalt über mehrere Stunden oder einen ganzen Tag für Kinder nicht langweilig wird.

Matthias Oloew ist Pressesprecher der Berliner BäderbetriebeBild: David Heerde

Das Freibad in dem Sinne ist in den 1920er Jahren nach der Lebensreformbewegung [Anmerkung d. Red.: eine Reihe von sozialreformerischen Bestrebungen in Deutschland und der Schweiz, die sich seit Mitte 19. Jahrhunderts gegen die Urbanisierung und Industrialisierung und für den Naturzustand einsetzten] entstanden.

Man wollte mit dem Freibad eine Auszeit anbieten, also die Möglichkeit, in Licht, Luft und Sonne und natürlich im Wasser zu baden. Und das ging nur mit Aufenthaltsbereichen am Strand und auf der Wiese. Früher gab es sogar ein kulturelles Konzept dazu mit einer Bühne mit Theaternutzung, aber das hat sich nicht durchgesetzt. Man kann sagen, dass Freibäder in Deutschland ein Beispiel von Freizeitarchitektur sind.

Können Sie Beispiele von Berliner Freibädern nennen, die eine besondere Architektur haben?

Andrang am Strandbad Wannsee - die Anlage steht unter Denkmalschutz Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Es gibt bei den Freibädern einige, die für ihre Zeit eine ganz besondere Architektur haben. Da gibt es das Strandbad Wannsee in Berlin. Architektur aus den 1920er, 30er Jahren, neues Bauen, Lebensreformbewegung: Das kommt beim Strandbad Wannsee alles baulich zum Ausdruck. Es hat große Terrassen, es hat große Wandelgänge. Da wurde das Prinzip "sehen und gesehen werden" auch in der Architektur umgesetzt. 20 Jahre vorher, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, war das noch verboten. Die Architekten haben da Infrastrukturen geschaffen, die die neue demokratische Gesellschaft reflektierten.

Heutzutage sind Freibad-Architekturen wie zum Beispiel das Sommerbad Neukölln am Columbiadamm sehr interessant. Die Architekten dort haben die Umkleidegebäude so arrangiert, dass man von oben auf das Gelände schaut und es aussieht wie ein gelandetes Flugzeug - eine Anspielung auf den Flughafen Tempelhof gleich nebenan. Sie finden dort auch eine Gartengestaltung, die die Vielfalt in Berlin abbilden soll: Jeder Baum ist eine andere Art, und es sind auch eine ganze Reihe Exoten dabei.

Das Sommerbad Neukölln aus der VogelperspektiveBild: Imagery (C) Google, Map data (C)2019 GeoBasis-FE/BKG, (C) 2009), Google

Sie haben auch von kulturellen Nutzungen gesprochen. Auch wenn es keine Theaterbühne im Freibad gibt, gibt es trotzdem manchmal Veranstaltungen - das ist auch etwas Besonderes in Deutschland.

Veranstaltungen sind eigentlich überschaubar, aber es gibt sie, zum Beispiel Open-Air Kino oder auch Pool Parties -so was in der Art. Generell ist allerdings das Freibad doch eher ein Ort der Erholung und der Kontemplation. Es soll eine Auszeit vom Alltag ermöglichen.

Allerdings sind die Freibäder, die ich in Berlin kenne, oft so voll, dass es dort sehr laut ist. Sportliches Schwimmen kann schwierig werden. Gibt es in Berlin Bäder, die für jemanden geeignet sind, der in Ruhe seine Bahnen schwimmen will?

Die Bäder sind dann voll, wenn alle hingehen wollen - nämlich wenn es sommerlich heiß ist. Freibäder sind darauf ausgerichtet, dass eben an heißen Tagen viele tausende Menschen kommen. Und die meisten Menschen gehen auch nur an den heißen Tagen. An den anderen Tagen sind die Freibäder überhaupt nicht voll, sondern dann sind sie wunderbar leer, und da kann man sehr schön schwimmen und es ist sehr entspannt!

 

Mehr Inhalte über Deutsche und ihre Eigenarten, die deutsche Alltagskultur und Sprache findest Du auf unserer Seite www.dw.com/meetthegermans_de sowie bei YouTube.

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