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KatastropheDeutschland

Was man über die Krisenregion wissen sollte

18. Juli 2021

Weite Teile der Eifel sind verwüstet von den Wassermassen, die sich über sie ergossen. Es handelt sich um eine abgelegene und unübersichtliche Region - was jedoch gerade ihren Reiz ausmacht.

Deutschland | Unwetter in Schuld
Der Kirchturm sieht noch nach Eifel aus, der Rest des Örtchens Schuld gleicht einem KriegsgebietBild: Wolfgang Rattay/REUTERS

Nach der verheerenden Starkregen-Katastrophe sind weite Teile der Eifel kaum wiederzuerkennen. Sonst sanfte und malerische Flüsse haben sich in tödliche Fluten verwandelt und die Mittelgebirgsregion verwüstet, die sich im Westen Deutschlands in einem breiten Band zwischen Luxemburg und den Ardennen bis zum Rhein erstreckt.

Die Eifel ist dünner besiedelt als weite Teile Westdeutschlands - in den meisten Gebieten leben weniger als 100 Menschen pro Quadratkilometer. Der derzeit von den Wassermassen stark betroffene Landkreis Ahrweiler ist mit einem Wert von 166 vergleichsweise dicht besiedelt, wobei die meisten Menschen dort in den Städten in Rheinnähe leben.

Bergland zwischen NRW und Rheinland-Pfalz

Der nördliche Teil der Eifel gehört zum Bundesland Nordrhein-Westfalen. Hier speisen die kleinen Flüsse einige Talsperren, die im Normalfall die Trinkwasserversorgung der Region sicherstellen. Von den meisten geht trotz der Wassermassen keine Gefahr aus - einzig bei der Steinbachtalsperre am Nordrand der Eifel gilt die Lage immer noch als kritisch. Die Eifel grenzt an die Kölner Bucht, wo die bevölkerungsreicheren Teile Nordrhein-Westfalens beginnen. Hier liegt das von den Fluten ebenfalls stark betroffene Erftstadt, auch mehrere der wegen ihrer klimaschädlichen Wirkung umstrittenen Braunkohle-Tagebaue grenzen dort an.

Die südliche Eifel gehört zu Rheinland-Pfalz und erstreckt sich bis zum Ufer der Mosel. Hier liegt eines von zwei Vulkangebieten Deutschlands: Manche Berge sind in Wahrheit schlafende Vulkane. Einige Seen liegen in Maaren, also Mulden vulkanischen Ursprungs. Der größte Maarsee, der Laacher See, bildete sich nach dem vorerst letzten Vulkanausbruch der Eifel vor 13.000 Jahren.

Täler werden zur Regenfalle

Viele Bergkuppen sind bewaldet, und das Leben spielt sich oft in den flacheren Gebieten ab, oder eben in den von Bächen und Flüssen in die Landschaft gefrästen Tälern. Viele Eifelaner wohnen in kleinen Dörfern, die Häuser in den engen Gassen sind häufig aus Fachwerk oder Backstein, oft überragt ein Kirchturm alle anderen Bauwerke.

Das für seinen Wein bekannte Tal der Ahr, die auf etwa 80 Kilometern die Eifel von Westen nach Osten bis zum Rhein durchquert, ist besonders eng, somit besonders schön und leider auch besonders gefährlich: Als das kleine Flüsschen durch die Wassermassen des Starkregens zum reißenden Strom wurde, waren viele Anwohner ohne Chance. Ähnlich hart getroffen wurde das Ahrtal zuletzt 1910 - damals rissen die Wasser auch Baubuden und -materialien der gerade entstehenden Bahnstrecke hinfort. Die bergige Topografie der Region macht Starkregen besonders gefährlich, weil das viele Wasser sich sofort in den engen Tälern sammelt, anstatt größere Flächen gleichmäßig zu benetzen.

Daran verdeutlicht sich ein weiteres Problem für die Rettungskräfte und Aufräumtrupps: Das Ahrtal, mehr jedoch noch die Brücken, sind ein Nadelöhr, das vielerorts unpassierbar ist. "Wir haben in Neuenahr keine einzige Brücke über die Ahr mehr, alles weggerissen", berichtete etwa der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz im Radiosender Deutschlandfunk. Auch die für die Region wichtige Bundesstraße 257 ist auf einem längeren Abschnitt nicht passierbar. So kommt es dazu, dass einige Gebiete noch immer nicht erreichbar sind. Weil auch der Telefon- und Handyempfang weiter gestört ist, bleibt das Schicksal vieler Menschen noch ungewiss.

Die Eifel lebt vom Tourismus

Der bereits erwähnte Wein von Ahr und Mosel ist ein Wirtschaftsfaktor der ansonsten eher strukturschwachen Region; in den vulkanischen Gebieten wird Mineralwasser abgefüllt, am Westrand der Eifel sitzt ein großer Bierbrauer. Neben der Landwirtschaft ist jedoch der naturnahe Tourismus eine der wichtigsten Branchen für die Eifel: Radwege wie jener an der Ahr sind längst kein Geheimtipp mehr, der Eifelsteig und andere Wanderwege durchziehen das gesamte Gebiet. Sterngucker kommen in die Eifel, weil es in einigen entlegenen Tälern kaum nächtliche Lichtverschmutzung gibt - bei Bad Münstereifel steht deshalb auch eines der weltweit größten Radioteleskope. Auch bei Motorradfahrern ist die Eifel beliebt; Motorsportbegeisterte können auf dem Nürburgring selbst Vollgas geben oder an Rennwochenenden die Profis anfeuern. Die Rennstrecke war auch schon mehrmals Schauplatz verschiedener Musik-Festivals.

Die Betreiber von Restaurants, Pensionen und Ferienwohnungen hatten sich gerade erst gefreut, nach monatelangem Totalausfall wegen der Corona-Pandemie wieder durchstarten zu können. Für viele bedeutet die Starkregen-Katastrophe einen großen Rückschlag, vor allem einige flussnahe Campingplätze sind komplett zerstört.

In vielen Dörfern und Kleinstädten der Eifel gibt es noch ein reges Brauchtum; man feiert Kirmes, Maifeiern und regional auch Weinfeste. Der Zusammenhalt scheint auch in weniger sonnigen Momenten groß zu sein: In vielen Berichten aus der Katastrophenregion ist von großer Hilfsbereitschaft untereinander die Rede.

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