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Was man über Südkorea wissen muss

2. Februar 2018

Auch für die meisten Wintersportler, die an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teilnehmen, ist Südkorea ein weitgehend unbekanntes Land. Worauf muss man im Olympia-Gastgeberland 2018 gefasst sein?

Südkorea Nationalflagge
Bild: picture-alliance/Daniel Kalker

Wie tickt der Südkoreaner?

Südkoreaner gelten verglichen mit anderen Asiaten als temperamentvoll. Sie verstecken sich nicht hinter einer Maske aus permanent lächelnder Freundlichkeit, sondern zeigen offen ihre Gefühle und teilen sie auch Leuten mit, die sie noch nicht sehr gut kennen. Ausgeprägt ist das Gruppenbewusstsein: Alleine etwas machen, geht gar nicht - zusammen losziehen ist immer besser. So kommt es vor, dass eine Gruppe von Leuten, die miteinander arbeiten, anschließend auch noch zusammen essen gehen und schließlich den Abend gemeinsam in der Karaoke-Bar beschließen. Sich hier auszuklinken und früher nach Hause zu gehen, kann als Beleidigung missverstanden werden.

Ein wichtiges Gesprächsthema ist gerade bei jungen Südkoreanern die Blutgruppe, über die man beim Kennenlernen so spricht, wie bei uns über das Sternzeichen. Die Koreaner schreiben den verschiedenen Blutgruppen bestimmte Charaktereigenschaften zu, außerdem verrate die Blutgruppe etwas über die Zukunft ihres Trägers. Bestimmte Höflichkeitsregeln gelten in Korea ähnlich wie im Rest Ostasiens. So begrüßt man sich normalerweise mit einer leichten Verbeugung. Auch auf die korrekte Kleidung ist zu achten, zumindest an den Füßen. Verpönt sind nämlich nackte Füße in der Öffentlichkeit, vor allem ältere Koreaner könnten sie als beleidigend empfinden. Auch in Sandalen werden daher Socken getragen, was dem deutschen Pauschaltouristen die Integration recht einfach macht.

Welchen Stellenwert hat eigentlich der Wintersport in Südkorea?

Südkoreanische ShorttrackerBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Um ehrlich zu sein: keinen sehr großen. Am ehesten können sich die heimischen Zuschauer für Eiskunstlauf und Shorttrack begeistern, auch einige Eisschnelllauf-Fans gibt es in Südkorea. Eine Art inoffizieller Nationalsport ist aber - neben der Kampfkunst Taekwondo - das Computerspiel StarCraft, ein Echtzeit-Strategiespiel, das man auf dem PC oder der Konsole spielt. Millionen Südkoreaner sind selbst begeisterte Gamer - und Millionen schauen im Internet oder im Fernsehen begeistert dabei zu, wenn andere StarCraft spielen.

Eine andere kuriose Sportart hat sich im Jahr 2014 die südkoreanische Künstlerin WoopsYang einfallen lassen, um auf die steigende Zahl von Burnouts bei südkoreanischen Arbeitnehmern aufmerksam zu machen. Seitdem gibt es die Space Out Competition. Hunderte Südkoreaner sitzen in einem Park nebeneinander im Gras und tun gar nichts. Es gewinnt derjenige, der es am längsten schafft, ins Leere zu starren, ohne auf die Uhr zu schauen oder sich sonstwie ablenken zu lassen. Wer dabei einschläft, hat leider verloren.

Worauf müssen sich die Athleten kulinarisch einstellen?

Eine besonders große Portion Bibimbap bei einem VolksfestBild: picture-alliance/dpa/Yna

In den Mensen und Kantinen der beiden Athletendörfer wird es alles geben, was ein Sportlermagen braucht - angepasst an die jeweiligen regionalen Geschmäcker und Gewohnheiten. Für die deutschen Olympiastarter heißt das zum Beispiel beim Frühstück: Brot, Käse, Wurst, Milch und Müsli - alles ist vorhanden. Interessanter wird es dagegen für diejenigen, die sich auf die südkoreanische Küche einlassen. Ein Gericht, dass sich dann fast gar nicht umgehen lässt, weil der Südkoreaner es zu jeder Gelegenheit serviert, ist Kimchi - in scharfe Marinade eingelegter und vergorener Chinakohl. Auch Bibimbap ist sehr beliebt und sehr nahrhaft. Das Reisgericht wird mit verschiedenen Gemüsesorten, einem gebratenen Ei, Rindfleisch und Chilipaste serviert. Vor dem Verzehr wird alles einmal gut durchgerührt und dann gegessen.

Entsprechend bedeutet Bibimbap auf Deutsch "Reis umrühren". Fleischfans kommen ebenfalls auf ihre Kosten - der Südkoreaner grillt gerne, am liebsten mit kleinen Tischgrills - und auch Sushi steht auf der Speisekarte. Wer es ganz exotisch mag, kann Gim probieren - getrocknete und gesalzene Seetangblätter.

Merkwürdig mutet beim Essen in Südkorea ein Trend an, der sich in den vergangenen  Jahren im Internet entwickelt hat: Junge Menschen filmen sich mit der Webcam dabei, wie sie Unmengen von Essen in sich hineinstopfen und übertragen das Ganze im Internet. Die Zuschauerzahlen explodieren und während der Mampferei, die "Meokbang" heißt - ein Kunstwort aus "essen" und "senden" - wird von den Fans fleißig im Chat kommentiert und geliked. Na dann: guten Appetit!

Was sind südkoreanische Exportschlager?

Neben Computerchips, Autos und Schiffstechnik sind das K-Pop, Daily Soaps und Schönheitsoperationen. Die durchgestylten koreanischen Boy- und Girl-Bands sind in ganz Asien, vor allem in China äußerst populär. Auch in Europa ist der Trend angekommen. Tausende Teenager sind treue Fans. Anders als bei uns kann sich der K-Pop-Fan seinen Stars allerdings nicht bei Twitter oder Facebook folgen, denn da sind die Künstler kaum vertreten. Vielmehr ist Youtube die Plattform der Wahl. Die Videos werden millionenfach abgerufen und kommentiert. K-Pop ist nicht nur der Musik wegen beliebt. Auch die spektakulärer Tanzeinlagen der Bands begeistern. Wichtige Accessoires beim Konzertbesuch sind neonfarbene Leuchtstäbe.

Perfekte Klamotten, gestylte Haare, geschminkte Gesichter - die K-Pop-Band RAINZBild: picture-alliance/Yonhap

Gleichzeitig mit dem Siegeszug des K-Pop fanden auch koreanische Fernsehserien in Asien und dem Rest der Welt verstärkte Beachtung. Besonders in China gibt es viele Fans der koreanischen Daily Soaps, darunter auch der ehemalige Staatspräsident Hu Jintao, der sich öffentlich als Fan outete und bedauerte, nicht mehr Zeit zu haben, um regelmäßig zuschauen zu können. K-Pop und K-Dramen begeistern ausländische Fans - gemeinsam wurde dieser Trend als Hallyu bezeichnet, die koreanische Welle, die in asiatische Länder und andere Teile der Welt schwappte.

Eine entgegengesetze Richtung nimmt dagegen seit Jahren der Strom von Korea-Besuchern, die wegen einer Schönheitsoperation ins Land reisen. Südkorea ist mittlerweile die weltweite Nummer eins für Schönheitsoperationen. So beherbergt beispielsweise Gangnam, ein Stadtbezirk der Hauptstadt Seoul, auf gerade einmal 40 Quadratkilometern 500 Schönheitskliniken.

Was verbinden die Südkoreaner mit den Olympischen Spielen?

Erstaunlicherweise fallen und fielen die Olympischen Spiele in Südkorea - die Sommerspiele 1988 in Seoul und die kommenden Winterspiele in Pyeongchang - jeweils mit politischen Umwälzungen zusammen. 1987 gab es im Vorfeld der Spiele erstmals in der Geschichte Südkoreas echte demokratische Wahlen.

Diesmal fühlen viele Südkoreaner, nachdem sie im Herbst 2016 durch friedliche Massenproteste bisher ungesehenen Ausmaßes mit zum Sturz der korrupten Präsidentin Park Geun-hye beigetragen haben, ein neues politisches Selbstbewusstsein. Große Hoffnungen ruhen auf Parks Nachfolger Moon Jae-in, der seit Mai 2017 neuer Präsident ist und - anders als seine Vorgängerin - die dunklen Kapitel aus der diktatorischen Vergangenheit Südkoreas aufarbeiten möchte.

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