Was man zum Olympia-Bürgerentscheid in München wissen muss
23. Oktober 2025
Die Olympia-Bewerbung Deutschlands steht vor der ersten größeren Hürde. Als erster von vier deutschen Kandidaten ruft München seine Bürgerinnen und Bürger am Sonntag (26. Oktober) dazu auf, darüber abzustimmen, ob die Stadt zum zweiten Mal nach 1972 Gastgeber Olympischer Sommerspiele werden und anschließend auch die Paralympics ausrichten soll. Neben München haben Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr ihren Hut in den Ring geworfen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Olympia-Bürgerentscheid in München.
Wer darf über was abstimmen?
Aufgerufen sind alle EU-Bürgerinnen und Bürger, die seit mindestens zwei Monaten mit Hauptwohnsitz in München gemeldet und die am 26. Oktober 2025 mindestens 18 Jahre alt sind. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind das rund 1,1 Millionen Personen. Mindestens zehn Prozent von ihnen müssen abstimmen, damit der Bürgerentscheid gültig ist.
Die Stimmberechtigten sollen diese Frage mit Ja oder Nein beantworten: "Sind Sie dafür, dass sich die [bayerische - Anm. d. Red.] Landeshauptstadt München um Olympische und Paralympische Sommerspiele bewirbt, die entweder im Jahr 2036, 2040 oder 2044 stattfinden?"
Welcher Ausgang wird erwartet?
Eine Prognose ist schwierig - auch wenn sich derzeit eine Mehrheit für Olympische und Paralympische Spiele in München abzeichnet. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 48 Prozent der Befragten an, "eher" (27 Prozent) oder "voll und ganz" (21 Prozent) für eine Gewerbung Münchens zu sein. 32 Prozent waren entweder voll und ganz (18 Prozent) oder eher (14 Prozent) dagegen. Rund jeder oder jede Fünfte (21 Prozent) wollte sich noch nicht festlegen.
Wie argumentieren die Befürworter?
Die Initiatoren der Münchener Kampagne werben für "Spiele mit Herz und Seele" und ein nachhaltiges Olympia der kurzen Wege: 90 Prozent der vorgesehenen Sportstätten seien weniger als 30 Kilometer vom geplanten Olympischen Dorf im Nordosten der Stadt entfernt, heißt es. Größere Entfernungen gebe es nur für die Wettbewerbe im Segeln, Fußball, Kanusport und Mountainbiken.
Die meisten Wettkampfstätten seien bereits vorhanden. Einige müssten nur modernisiert oder erweitert, nur wenige neu gebaut werden. Die Befürworter erwarten von Spielen in München positive Effekte auf Wirtschaft, Wohnungsbau, Infrastruktur, die Stimmung in der Stadt und das Image Deutschlands in der Welt.
Was sagen die Gegner?
Sie halten Olympische und Paralympische Spiele in München für zu teuer. Experten der Technischen Universität (TU) München haben die nötigen Ausgaben auf 18 bis 21 Milliarden Euro geschätzt. Die Kritiker warnen vor Unwägbarkeiten, die zu noch höheren Kosten führen könnten - zum Beispiel wenn, wie bei den Spielen 2024 in Paris, aufgrund der politischen Lage umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen finanziert werden müssten.
Sie fürchten auch, dass im Falle eines Zuschlags für die Stadt die Wohnungspreise und die Lebenshaltungskosten steigen werden. Zudem gibt es Umweltbedenken, etwa wenn, wie geplant, ein Mountainbike-Parcours in der Berglandschaft am Tegernsee gebaut werden sollte.
Welche Wirkung wird der Bürgerentscheid haben?
"Wenn es hier nicht klappt, dann wohl auch woanders nicht", sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit Blick auch auf die anderen Kandidaten einer deutschen Olympiabewerbung.
Doch auch im Falle eines Ja zu Olympia wird mit einer Signalwirkung gerechnet - nicht nur im Land, sondern auch für das Internationale Olympischen Komitee (IOC), das den Ausgang des Bürgerentscheids als starken Hinweis auf die generelle Olympiastimmung in Deutschland werten könnte.
"Ein positiver Ausgang des Referendums in München würde unserer Bewerbungskampagne selbstverständlich Rückenwind geben", sagt Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB).
Wie geht es danach weiter?
Selbst wenn München gegen die Olympiabewerbung stimmen sollte, will der DOSB an seinem Plan festhalten, die Spiele 2036, 2040 oder 2044 nach Deutschland zu holen, und will dazu mit dem IOC im Gespräch bleiben.
Auch die Kandidaten Hamburg und Rhein-Ruhr sowie Kiel als potenzieller Austragungsort für Segelwettbewerbe planen Bürgerentscheide. In Hamburg hat der Senat das Olympia-Referendum auf den 31. Mai 2026 terminiert. In Kiel entscheiden die Bürgerinnen und Bürger am 19. April 2026 über die Olympia-Pläne. Die Macher der Bewerbung Rhein-Ruhr nennen als voraussichtlichen Termin ebenfalls den 19. April.
In Berlin sieht die Verfassung des Bundeslandes keine Möglichkeit für einen Bürgerentscheid über Olympia und die Paralympics vor. Dort wird es nur eine Unterschriftensammlung für die Spiele geben.
Spätestens bis Herbst 2026 will der DOSB entscheiden, wen er ins Rennen um die Gastgeberrolle der Olympischen Spiele schickt. Wann das IOC die Spiele 2036, 2040 und 2044 vergibt, ist noch offen.