Wer setzt sich bei der EuroBasket 2022 durch und wird Europas bestes Basketball-Team? Wer sind neben Luka Doncic und Nikola Jokic die großen Stars des Turniers? Und wie weit kann die deutsche Mannschaft kommen?
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Die 41. Basketball-EM wird ein Heimspiel für die Auswahl von Bundestrainer Gordon Herbert. Das Team des Deutschen Basketball Bundes (DBB) trägt seine Vorrundenspiele in Köln aus, die Finalrunde geht in Berlin über die Bühne. Weitere Spielorte in der Gruppenphase sind Tiflis, Mailand und Prag. Am 18. September findet das Endspiel statt.
In welchem Modus wird gespielt?
Die Vorrunde besteht aus vier Sechsergruppen, in denen jedes Team einmal gegen jedes andere spielt. Die besten vier Mannschaften kommen anschließend ins Achtelfinale. Dann geht es im K.o.-System bis zum Endspiel weiter.
Wer sind des Stars des Turniers?
Es sind einige Top-Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga NBA dabei. Schillerndste Figuren sind wohl Luka Doncic, Giannis Antetokounmpo und Nikola Jokic. Doncic, Anführer des Titelverteidigers Slowenien und Guard der Dallas Mavericks, wirkt zwar nie wirklich austrainiert, ist aber dennoch schnell und wurfsicher. Der Serbe Jokic, der in der NBA für die Denver Nuggets spielt und dort in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge als Most Valuable Player ausgezeichnet wurde, kann alles: Punkte machen, Rebounds holen, Vorlagen geben - dazu ist er sicher von der Drei-Punkte-Linie und beim Freiwurf.
Antetokounmpo ist der imposanteste der drei. Der Grieche, der sein Geld beim NBA-Champion von 2021, den Milwaukee Bucks verdient, vereint Power und Eleganz. Vor allem, wenn er mit Tempo zum gegnerischen Korb zieht, ist "The Greek Freak" kaum zu stoppen. Auf deutscher Seite stechen Point Guard Dennis Schröder und Flügelspieler Franz Wagner qualitativ heraus.
Wer sind die Favoriten auf den Titel?
Heißester Anwärter auf die Europameisterschaft ist in diesem Jahr das Team aus Serbien um Superstar Jokic. Der zweite Star des Vize-Europameisters von 2017 sitzt auf der Bank: Svetislav Pesic ist der wohl erfahrenste Trainer des Turniers. Zweimal war er bereits Europameister-Coach: 1993 mit Deutschland, 2001 mit Jugoslawien. Mit den Jugoslawen gewann er 2002 auch die WM. Neben den Serben haben Titelverteidiger Slowenien, Frankreich und Griechenland wohl die besten Chancen auf den Titel.
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Was kann die deutsche Mannschaft erreichen?
Erklärtes Ziel der DBB-Auswahl war bereits vor Turnierbeginn eine Medaille, obwohl der Weg durch die Vorrunde schwer erschien. Neben Frankreich mit dem besten Verteidiger der NBA, Rudy Gobert, warteten dort Geheimfavorit Litauen und Titelverteidiger Slowenien. Noch vor Wochen wurde der deutsche Kader als der "beste aller Zeiten bezeichnet" - nicht ganz zu Unrecht, allerdings gab es danach einige Absagen und Verletzungen.
So verzichteten mit Maxi Kleber von den Dallas Mavericks und Isaiah Hartenstein von den New York Knicks zwei NBA-Spieler auf eine EM-Teilnahme. Hinzu kam mit Tibor Pleiß ein weiterer Ausnahmespieler, der ebenfalls absagte. Der 2,18-Meter-Center hat mit dem türkischen Klub Anadolu Efes Istanbul 2021 und 2022 die EuroLeague gewonnen. Moritz Wagner von den Orlando Magic hat sich verletzt und sitzt während des Turnier lediglich als moralische Unterstützung an der Seitenlinie. Keiner wusste so recht, wie gut die Mannschaft wirklich ist, nachdem es in der Vorbereitung Licht und Schatten gab - mit einer krachenden Niederlage gegen Serbien beim Supercup und einem überzeugenden Sieg gegen Europameister Slowenien in der WM-Qualifikation.
Bei der EM war das Team von Trainer Gordon Herbert dann aber gleich auf Betriebstemperatur und startete mit drei Siegen gegen Frankreich (76:63), Bosnien (92:82) und Litauen (109:107 n.V.). Damit war der Achtelfinaleinzug bereits erreicht. Erst das vierte Vorrundenspiel gegen Luka Doncic und die Slowenen (80:88) brachte einen kleinen Dämpfer.
Die Stars der Basketball-EM 2022
Bei der EuroBasket 2022 stehen viele Akteure auf dem Parkett, die man aus der NBA kennt. Bei der EM wollen Dennis Schröder, Luka Doncic, Giannis Antetokounmpo, Nikola Jokic und Co. mit ihren Nationalteams Erfolg haben.
Bild: Antonio Calanni/AP/picture alliance
Luka Doncic
Schnell, dribbelstark, ball- und wurfsicher, einfach extrem vielseitig - so kann man die vielen Qualitäten Luka Doncics kurz zusammenfassen. Der 2,01 Meter große Guard ist schon als Teenager herausragend. 2018 führt er Real Madrid als 18-Jähriger zum Sieg in der EuroLeague. In der NBA ist der Europameister von 2017 Nachfolger von Dirk Nowitzki als Go-To-Guy der Dallas Mavericks.
Extrem variabel, wenn nicht komplett, ist auch das Spiel von Nikola Jokic. Der Center der Denver Nuggets macht und kann im Grunde alles: Der "Joker" punktet regelmäßig hoch, holt jede Menge Rebounds, gibt aber auch Vorlagen und ist ein hervorragender Verteidiger. Mit ihm gilt Serbien als größter Titelfavorit. Jokic hat mit den Serben bisher Olympia-Silber 2016 und EM-Silber 2017 gewonnen.
Bild: Christina Pahnke/sampics/picture alliance
Giannis Antetokounmpo
Der "Greek Freak", wie Giannis Antetokounmpo genannt wird, vereint Kraft und Eleganz. Wenn der Power Forward der Milwaukee Bucks mit Tempo zum gegnerischen Korb zieht, ist er kaum zu stoppen. Mit den Bucks gewinnt er 2021 die NBA-Meisterschaft. Mit dem griechischen Nationalteam ist er bislang noch ohne Titel.
An ihm führen nur wenige Wege vorbei. Dreimal wird der 2,16-Meter-Center der Utah Jazz, der nun zu den Minnesota Timberwolves wechselt, als bester Verteidiger der NBA ausgezeichnet. Gobert überzeugt mit Rebounds und Blocks, und - weil er Würfe meist aus kurzer Distanz oder per Dunking abschließt - auch mit einer herausragenden Wurfquote. Anders sieht das allerdings von der Freiwurflinie aus.
Bild: Ann-Dee Lamour/DPPI media/picture alliance
Franz Wagner
Wenn man sieht, wie gut Franz Wagner trotz seines jungen Alters von 21 Jahren schon ist, macht man sich wenig Sorgen um die Zukunft des deutschen Basketballs. Der 2,08 Meter große Forward überzeugt in seinem ersten NBA-Jahr bei den Orlando Magic auf Anhieb und wird fast zum Rookie of the Year gewählt. Auch im Nationalteam, für das er im Sommer 2022 debütiert, ist er einer der Führungsspieler.
Bild: Henrik Montgomery/TT NYHETSBYRÅN/picture alliance
Dennis Schröder
Den Ton im deutschen Team gibt aber Dennis Schröder an. Der Point Guard, der bis zum Sommer in der NBA für die Houston Rockets aufläuft und für die kommende Saison noch kein neues Team hat, ist der beste deutsche Akteur. Schröder geht voran, auf und neben dem Platz. Schnelle Drives zum Korb aber auch das Pick-and-Roll-Spiel - am liebsten mit Kumpel Daniel Theis - sind seine Markenzeichen.
Bild: Angelika Warmuth/picture alliance/dpa
Jonas Valanciunas
Unter dem Korb ist der Center der New Orleans Pelicans eine echte Urgewalt. Seine 2,11 Meter und 120 Kilo setzt er vor allem ein, wenn es darum geht, Rebounds zu holen. In der NBA ist er einer der besten Rebounder, dazu ein konstanter Punktesammler. Zweimal steht Valanciunas mit Litauen bereits im EM-Finale, verliert aber 2013 gegen Frankreich und 2015 gegen Spanien.
Bild: Alfredas Pliadis/Xinhua/IMAGO
Domantas Sabonis
Weniger wuchtig als sein Mitspieler tritt Domantas Sabonis auf. Der Sohn der litauischen Basketball-Legende Arvidas Sabonis ist genauso groß wie Valanciunas aber elf Kilogramm leichter - außerdem beweglicher und vielseitiger. Sabonis spielt in der NBA für die Sacramento Kings. 2018 gewinnt er im Rahmen des Allstar Games die Skill Competition, in der es um Dribbel-, Wurf- und Passfähigkeiten geht.
Bild: Rokas Lukosevicius/Scanpix/IMAGO
Evan Fournier
Der 2,01 Meter große französische Aufbau- und Flügelspieler besticht vor allem durch Schnelligkeit. Fournier, der in der NBA für die New York Knicks aufläuft, zieht gerne zum Korb - entweder um selbst abzuschließen, oder um im letzten Moment raus auf den freien Mitspieler zu passen. Oft ist er aber auch der Mann, der gesucht wird, wenn es gilt, von jenseits der Dreier-Linie zu treffen.
Mehr Erfahrung als der slowenische Aufbauspieler haben wohl nur wenige EM-Teilnehmer. Dragic spielt seit 2008 in der NBA, ab der kommenden Saison für die Chicago Bulls, sein insgesamt sechstes NBA-Team. Dragic trägt unermüdlich die Bälle nach vorne und hat immer ein Auge für den freien Mitspieler. Wenn es darauf ankommt, übernimmt er als Dreier-Schütze aber auch selbst Verantwortung.
Wer gegen Jusuf Nurkic zum Korb zieht, der geht buchstäblich dorthin, wo es wehtut. Der Center der Bosnier spielt mit Ecken und Kanten, ist sich aber selbst auch nicht zu schade, den Zweikampf um den Ball zu suchen. Nurkic ist seit 2014 NBA-Spieler und trägt seit fünf Jahren das Trikot der Portland Trailblazers. Bei der EM sind er und die Bosnier nur Außenseiter.
Bild: Nedim Grabovica/Xinhua/picture alliance
Bojan Bogdanovic
Wenn man dem 2,02 Meter großen Flügelspieler freie Würfe gibt, kann es böse enden. Bogdanovic ist ein guter Distanzschütze und sehr treffsicher von der Freiwurflinie. Hinzu kommt seine lange Erfahrung: Schon 2005 macht der Kroate als 16-Jähriger seine ersten Profispiele bei Real Madrid. Erst 2014 folgt der Schritt in die NBA, wo er mittlerweile für die Utah Jazz aufläuft.