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Was Sie über "hirnfressende" Amöben wissen sollten

4. August 2023

In den USA ist eine 17-Jährige gestorben, nachdem sie sich beim Schwimmen in einem See mit einer "hirnfressenden" Amöbe infiziert hatte. Solche Infektionen sind zwar selten, verlaufen aber meistens tödlich.

Amöben Naegleria fowleri greifen das Gehirn an/Illustration
Die Amöbe Naegleria fowleri gelangt ausschließlich über die Nase in das menschliche GehirnBild: Kateryna_Kon/IMAGO

Eine Infektion mit der Amöbe Naegleria fowleri ist selten. Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC haben sich zwischen 2013 und 2022 in den USA 29 Menschen infiziert. Allerdings verläuft eine Infektion meist tödlich - die Todesrate liegt bei 97 Prozent. Im US-Bundesstaat Georgia starb erst kürzlich ein 17-jähriges Mädchen an der durch die Amöbe ausgelösten sogenannten Primären Amöben-Meningoenzephalitis (PAM).

Wo gibt es "hirnfressende" Amöben?

Naegleria fowleri ist thermophil, das heißt, die Amöbe mag warme Süßwasser und Böden am liebsten. Sie ist deshalb vor allem in den Subtropen und Tropen verbreitet, findet sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) in den Sommermonaten aber auch in natürlich oder künstlich erwärmten Gewässern in gemäßigten Klimazonen. Laut CDC vermehrt sich Naegleria fowleri ab einer Temperatur von etwa 30 Grad Celsius bis hin zu 46 Grad Celsius am besten. 

In seltenen Fällen gedeihen die einzelligen Lebewesen auch in nicht ausreichend gechlorten Pools oder verunreinigtem Trinkwasser. In Salzwasser hingegen kommt Naegleria fowleri nicht vor.

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Was passiert bei einer Infektion mit Naegleria fowleri?

Normalerweise ernähren sich Amöben von Bakterien, die sie im Wasser und Boden entdecken. Manchmal findet die Amöbe allerdings ihren Weg über die Nase einer Person in den menschlichen Körper. Das kann beim Schwimmen, Tauchen oder auch beim Reinigen der Nase mit kontaminiertem Wasser passieren. Von dort dringt Naegleri fowleri über den ersten Hirnnerv (Nervus olfactorius), der für den Geruchssinn zuständig ist, bis ins Gehirn vor. 

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung, beträgt zwischen drei und bis zu 14 Tagen. Die Infizierten bekommen Fieber, leiden unter Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen folgen. Es kommt zu einer sogenannten hämorrhagisch nekro­ti­sie­ren­den Menin­go­enze­pha­litis, einer Entzündung des Gehirns, die das Hirngewebe zerstört. Die Betroffenen fallen ins Koma und sterben in den meisten Fällen.

Laut CDC ist eine Infektion mit Naegleri fowleri ausschließlich über die Nase möglich. Eine Übertragung durch Tröpfchen oder Aerosole über die Luft findet nicht statt. Auch das Trinken von kontaminiertem Wasser ist ungefährlich - zumindest was eine Infektion mit der "hirnfressenden" Amöbe angeht.

Naegleri fowleri ist thermophil, mag also Wärme. Die Klimaerhitzung könnte die Ausbreitung beschleunigen.Bild: MarekPhotoDesign/Pond5/IMAGO

Wie wird eine Infektion behandelt?

Wer nach dem Baden in einem warmen See Kopfschmerzen, einen steifen Nacken und Fieber bekommt und sich übergeben muss, sollte sich schnellstmöglich in ärztliche Behandlung begeben. 

Die Primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAM) wird mit einer Kombination von Medikamenten behandelt - darunter Antibiotika wie Rifampin und Antimykotika wie Amphotericin B, die für die Behandlung von Pilzinfektionen entwickelt wurden. Diese Medikamente wurden bereits erfolgreich zur Behandlung von Patienten eingesetzt, die überlebt haben. Miltefosin, ursprünglich zur Therapie von Brustkrebs angewendet, ist das neueste Medikament, das sich im Einsatz gegen die Amöbe vielversprechend zeigt.

Da die PAM so selten ist und die Erkrankung, einmal ausgebrochen, so rasant abläuft, gestaltet sich die Suche nach effizienten Therapien schwierig. 

Die Klimakrise könnte das Problem verschärfen, weil sich mit steigenden Luft- auch die Wassertemperaturen erhöhen. Laut CDC infizieren sich mittlerweile nicht mehr nur Menschen in den südlichen US-Bundesstaaten, auch aus dem Norden der USA werden Erkrankungen gemeldet.

Vorerst bleibt es dabei, dass Naegleri fowleri bei weitem nicht die größte Gefahr ist, die in Gewässern lauert. Während zwischen 2013 und 2022 in den USA 29 Menschen an PAM erkrankten, starben in einem ähnlich langen Zeitraum (2011-2020) mehr als 4000 Menschen durch Ertrinken.

Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.
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