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Was Sie über die Paralympics wissen müssen

19. August 2021

Wer darf bei den Paralympics starten? Was ist neu bei den Spielen in Tokio? Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie? Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Paralympischen Spiele.

Paralympics 2020-Tokyo I Maskottchen "Someity"
"Someity" ist das Maskottchen der Paralympischen Spiele in TokioBild: Charly Triballeau/AFP/Getty Images

Wie haben sich die Paralympics bis Tokio entwickelt?

1960 in Rom wurden erstmals Wettkämpfe von behinderten Athletinnen und Athleten am selben Ort ausgetragen wie die Olympischen Spiele. Damals hießen sie noch "Weltspiele der Gelähmten", 400 Rollstuhl-Sportlerinnen und -Sportler aus 23 Nationen nahmen teil. Ab Mitte der 1970er Jahren wurden die Spiele auch für Aktive mit anderen Einschränkungen geöffnet wie Amputierte oder Sehbehinderte, später kamen auch Aktive mit psychischen Behinderungen dazu.

Die Zahl der teilnehmenden Nationen und Aktiven ist seit 1960 fast kontinuierlich angestiegen. In Tokio werden rund 4400 Athletinnen und Athleten aus etwa 160 Nationen antreten. Aus Deutschland sind 134 Aktive dabei. In 22 Sportarten wird um insgesamt 539-mal Gold, Silber und Bronze gekämpft. Das sind 200 Entscheidungen mehr als bei den Olympischen Spielen von Tokio. Grund für die hohe Anzahl der Wettbewerbe sind die unterschiedlichen Klassifizierungen der Aktiven je nach Art und Schwere ihrer Behinderung.

Wer darf an den Paralympics teilnehmen?

Im Gegensatz zum nationalen Sport, wo in bestimmten Sportarten - etwa im Rollstuhlbasketball - Behinderte und Nichtbehinderte zusammenspielen können, sind die Paralympics nur Aktiven mit einer dauerhaften und nachweisbaren Behinderung vorbehalten.

Der seit November 2015 geltende Klassifizierungscode des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) definiert, welche körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen dafür in Frage kommen. Genannt werden insgesamt zehn Arten von Behinderungen. Darunter sind Beeinträchtigungen der Muskelleistung oder der Gelenkbeweglichkeit, Amputationen oder Fehlbildungen von Gliedmaßen, Kleinwuchs, Sehbehinderungen oder psychische Beeinträchtigungen.

Der US-amerikanische Schwimmer Roy Perkins gewann 2016 in Rio einmal Gold und einmal SilberBild: picture-alliance/Pressefoto Baumann/H. Britsch

Die Fachverbände der paralympischen Sportarten müssen die Behinderung jeder Athletin und jedes Athleten überprüfen und die Aktiven dann den jeweiligen Wettbewerbsklassen zuordnen. So gibt es zum Beispiel im Tischtennis elf verschiedene Klassen, fünf davon für Aktive im Rollstuhl, sechs für stehend Spielende.

Die Aktiven müssen auch sportliche Kriterien erfüllen. So lag in der Leichtathletik für Tokio die zu unterbietende Richtzeit der sehbehinderten Sprinterinnen über 100 Meter bei 14,50 Sekunden, der Weltrekord steht bei 11,91 Sekunden. Das IPC verteilt auch Wild Cards, damit Nationen überhaupt mit mindestens zwei Aktiven vertreten sind.

Was ist neu bei den Paralympics in Tokio?

Erstmals stehen in Tokio Badminton und Taekwondo im paralympischen Programm. Dafür wurden Segeln und Fußball mit 7er-Teams gestrichen, die Fußball-Teams mit fünf Aktiven sind weiter dabei. Die Wettbewerbe in der Leichtathletik und im Schwimmen wurden ausgedünnt.

Para Badminton ist erstmals im paralympischen Programm vertretenBild: Fernando Vergara/AP Photo/picture alliance

Wie bei den Olympischen Spielen hat das IPC auch die teilnehmenden Nationen bei den Paralympics ermuntert, bei der Eröffnungsfeier die Fahnen jeweils gemeinsam von einer Frau und einem Mann ins Stadion tragen zu lassen. Der Frauen-Anteil unter den Aktiven steigt auf den neuen Rekordwert von über 40 Prozent. Zum Vergleich: In London 2012 lag der Anteil bei rund 35 Prozent, in Rio 2016 bei 38 Prozent.

Neu im paralympischen Programm sind auch einige der insgesamt 40 Mixed-Wettbewerbe. So wird es in der Leichtathletik erstmals eine 4x100-Meter-Staffel geben, die aus zwei Frauen und zwei Männern besteht und in der vier verschiedene Behinderungsklassen vertreten sein müssen: Je ein Staffelmitglied muss sehbehindert sein, im Rollstuhl sitzen, eine Koordinationsbehinderung haben und an den Gliedmaßen beeinträchtigt sein.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Paralympics?

Wie bei den Olympischen Spielen in Tokio werden auch bei den Paralympics die Zuschauertribünen weitgehend leer bleiben. Lediglich einige wenige japanische Schülerinnen und Schüler, die an Inklusions-Programmen teilnehmen, sollen sich die Wettbewerbe ansehen dürfen.

Für die Aktiven gelten im Prinzip dieselben Vorschriften wie für die Startenden der zurückliegenden Olympischen Spiele: Sie müssen in der paralympischen "Blase" bleiben, sprich in ihren Quartieren und an den Wettkampforten, und sich täglich auf das Coronavirus testen lassen. Rollstühle müssen regelmäßig desinfiziert werden.

Schwierig könnte es im Falle von COVID-19-Infektionen werden. Viele Paralympics-Athletinnen und Athletinnen haben eine Vorerkrankung und damit ein höheres Risiko, ernste Corona-Symptome zu entwickeln. Bei einem positiven Testergebnis müssten zudem auch Betreuer im Quarantäne-Hotel untergebracht werden, wenn der oder die Aktive auf Hilfe angewiesen ist.

Und sonst?

Afghanistan wird wegen der aktuellen dramatischen Entwicklung nicht bei den Paralympics vertreten sein. Taekwondo-Kämpferin Zakia Khudadadi und Leichtathlet Hossain Rasouli konnten das Land nicht rechtzeitig verlassen. Die 23 Jahre alte Kuhdadadi wäre die zweite Frau aus Afghanistan bei Paralympischen Spielen gewesen.

Erstmals bei den Paralympics dabei sind der Himalayastaat Bhutan und der südamerikanische Kleinstaat Guayana.

Die polnische Tischtennisspielerin Natalia Partyka trat auch schon bei den Olympischen Spielen in Tokio anBild: Zheng Huansong/Xinhua News Agency/picture alliance

Die polnische Tischtennisspielerin Natalia Partyka, die ohne rechten Unterarm geboren wurde, feiert in Tokio ihren vierten Doppel-Start bei Olympischen und Paralympischen Spielen. Bei den Paralympics gewann die 32-Jährige bisher fünfmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze.

Politische Protestaktionen während der Spiele sind untersagt. Lediglich in den Interviewzonen der Wettkampfstätten und gegenüber den Medien sowie in den sozialen Medien dürfen sich die Aktiven politisch äußern.