Drohnen werden eingesetzt, um Menschen zu verletzen oder sogar zu töten. Von ihnen geht eine potentielle Gefahr aus. Doch es gibt Möglichkeiten, sie unschädlich zu machen. Zum Beispiel durch Störsender oder Greifvögel.
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Es soll ein fehlgeschlagener Mordanschlag auf den venezuelanischen Präsidenten Nicolás Maduro gewesen sein - aber der Vorfall vom Samstag (4. August 2018) zeigt, wie leicht es anscheinend ist, handelsübliche Fluggeräte in potentiell tödliche Waffen zu verwandeln.
In diesem Fall hatten die Täter laut offiziellen Angaben zwei Drohnen mit jeweils einem Kilogramm Sprengstoff bestückt und offenbar versucht, sie möglichst dicht an den Präsidenten heranfliegen zu lassen, als dieser vor Soldaten eine Rede hielt. Innenminister Nestor Reverol erklärte danach, dass das Militär eine Drohne "elektronisch" vom Kurs abgebracht hätte. Die zweite sei weit entfernt vom eigentlichen Ziel gegen eine Hauswand geprallt.
Im Irak Krieg schon verwendet
Schon länger ist bekannt, dass bewaffnete Gruppen, wie die Terrorgruppe "Islamischer Staat", handelsübliche Drohnen nutzen, um Hand- oder Mörsergranaten zielgenau auf ihre Opfer fallen zu lassen. Im April 2017 setzten IS-Kämpfer solche improvisierten Waffen in der Schlacht um Mossul ein. Die Fluggeräte kosten meist weniger als 1000 Dollar.
Das Internet steckt voller Beispiele für den Einsatz von Drohnen zu Tötungszwecken. Zusätzlich gibt es jede Menge Videos von Waffenfanatikern, die ihre selbstgebastelten, bewaffneten Drohnen vorstellen.
Ein fliegendes Maschinengewehr
Darunter ist etwa ein Video eines Bastlers, der seinen Quadrokopter mit einem fernsteuerbaren Maschinengewehr ausgestattet hat und auf Puppen schießt. Es scheint, als hätte er dieses allerdings zur Verstärkung des Aha-Effekts mit Sprengstoffen präpariert. [Seit der ersten Veröffentlichung dieses Artikels hat uns eine Leserzuschrift erreicht, die nahelegt, dass es sich bei dem Video um eine Animation - also eine Fälschung handelt].
Ob Realität oder reine Show [oder Fälschung], die Beispiele machen jedenfalls deutlich, dass gute Drohnenabwehr sowohl für Personenschützer als auch Militärs im Einsatz lebenswichtig ist.
Bei der [vermeintlichen] selbstgebastelten Drohne mit dem Maschinengewehr stellt sich die Frage, wie sicher sie in einem realen Einsatzszenario überhaupt wäre. Möglicherweise kann sie bereits durch einen gezielten Wurf mit einem schweren Stein oder einen gezielten Schuss mit einer Schrotflinte zum Absturz gebracht werden.
Bei den Drohnen, die aus relativ großer Höhe leichte Granaten abwerfen, ist dies schon schwieriger. Erstens sind sie relativ leise, zweitens nur für geübte Schützen zu treffen.
Von Drohnen geht potentiell eine große Gefahr aus
Spezialisierte Unternehmen wie das Kasseler Start-Up Unternehmen Dedrone, das mit der Deutschen Telekom zusammenarbeitet, setzt auf eine elektronische Drohnenabwehr.
Dazu gehört zunächst ein Sensorsystem, das elektronische Funkdaten empfängt und mit Videokameras den Luftraum beobachtet. Drohnen, die in einen vorab definierten Luftraum eindringen, erkennt das System.
Das System identifiziert die Flugobjekte über typische Steuerbefehle, die per Funk oder Mobiltelefonsignal an die Drohnen übertragen werden. Und es registriert sofort Typ und Bauart der Drohne. So kann das System sie etwa von Vögeln, Drachen oder Hubschraubern unterscheiden. Auf einem Videobild verfolgt die Software die Drohne automatisch.
Elektronisch außer Gefecht setzen
Dann können Störsender zum Einsatz gebracht werden, die die Drohne steuerungsunfähig machen und zur Landung zwingen. Solche Systeme baut der deutsche Mittelständler H.P. Marketing und Consulting Wüst GmbH.
Die Firma baut Mobilfunkunterdrückungssysteme, mit denen etwa verhindert werden kann, dass Strafgefangene innerhalb der Gefängnismauern mit eingeschmuggelten Mobiltelefonen telefonieren. Nach demselben Prinzip kann das System auch verhindern, dass Drohnen in der Nähe der Gefängnismauern von einem Smartphone aus kontrollierbar sind und etwa Päckchen an Strafgefangene liefern.
Während bei Gefängnissen, die Drohnen-Erkennungs-Technik fest installiert wird, braucht man für Großveranstaltungen wie Fußballspiele oder öffentliche Auftritte gefährdeter Politiker mobile Systeme. Ein solches mobiles Antennen- und Kamerasystem hat etwa die Telekom Sparte Magenta Security entwickelt.
Fliegende Fangnetze oder Raubvögel
Eine andere Form der Drohnenabwehr bietet dieFirma Skywall an. Hierbei handelt es sich entweder um ein schultergestüztes Schussgerät, mit dem ein Fangnetz auf die Drohne geschossen wird. Hat sich das Netz um die Drohne gelegt, segelt diese an einem Fallschirm zum Boden
Und last, but not least setzen verschiedene Armeen auf Greifvögel zur Drohnenabwehr. So trainiert etwa die französische Luftwaffe Adler darauf, Drohnen gezielt im Flug zu packen und herunterzuholen.
Im privaten Sektor hat die niederländische Firma Guard from Abovedie tierische Drohnenabwehr zu einem Geschäftsmodell gemacht. Sie richtet sich an Militär und Polizeibehörden auf der ganzen Welt und arbeitet nicht nur mit Adlern, sondern auch mit anderen Greifvögeln.
Revolutionäre Technologien der Kriegsführung
Experten warnen vor Gefahren durch die Verbindung von künstlicher Intelligenz und tödlichen Waffen. Neue Technologien haben schon immer die Art und Weise beeinflusst, wie Menschen Krieg führen. Ein Überblick.
Bild: Getty Images/E. Gooch/Hulton Archive
"Dritte Revolution der Kriegsführung"
Mehr als 100 Experten haben in einem Schreiben an die Vereinten Nationen gefordert, tödliche Waffen zu verbieten, die ohne menschliches Zutun funktionieren. Noch existierten keine "Killer-Roboter" aber Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz machten diese zu einer realen Möglichkeit. Sie wären nach dem Schießpulver und der Atombombe eine "dritte Revolution" der Kriegsführung.
Bild: Bertrand Guay/AFP/Getty Images
Schießpulver
Die erste Technik, die die Kriegsführung revolutionierte, erfand man in China. Dort wurde bereits zwischen dem zehnten und zwölften Jahrhundert eine schwarze Substanz benutzt, um Projektile in einfachen Gewehren nach vorne zu schießen. In den folgenden zwei Jahrhunderten gelangte das Pulver über den mittleren Osten nach Europa und löste dort die Kriegsführung mit Pfeil und Bogen ab.
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Artillerie
Der Erfindung des Schießpulvers folgte der Einsatz von Artillerie-Einheiten auf dem Schlachtfeld. Armeen begannen im 16. Jahrhundert einfache Kanonen zu nutzen, um schwere Metallkugeln in die vorrückende, gegnerische Infanterie zu schießen oder um Befestigungsmauern zu zerstören.
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Maschinengewehr
Ins späte 19. Jahrhundert fällt die Erfindung des Maschinengewehrs, das Kugeln in äußerst schneller Reihenfolge abschießt. Nun konnten Soldaten den näher rückenden Feind aus einer geschützten Position empfindsam treffen. Die verheerende Effektivität des Maschinengewehrs zeigte der Erste Weltkrieg, in dem sich die Soldaten im Niemandsland zwischen den Fronten gegenseitig niedermetzelten.
Bild: Imperial War Museums
Kampfflugzeug
Auch die Erfindung des ersten Flugzeugs im Jahr 1903 wurde von Militär-Strategen nicht ignoriert. Sechs Jahre später kaufte die US-Armee das erste Militärflugzeug, den "Wright Military Flyer". In den folgenden Jahren wurde mit weiterentwickelten Maschinen experimentiert. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Bomber in vielen Nationen zum Standard der Luftwaffe.
Bild: picture-alliance/dpa/dpaweb/U.S. Airforce
Motorisierung
Nutzten Armeen traditionell Soldaten und Pferde für den Kampf und den Transport von militärischer Ausrüstung, kamen rund um den Ersten Weltkrieg immer mehr Maschinen, wie Panzer und Militärfahrzeuge auf. Schnelleres Vorrücken und mehr Zerstörung waren die Folge. Nazi-Deutschland nutzte diese neue Möglichkeit in der Kriegsführung in seiner Strategie des "Blitzkriegs".
Bild: ullstein bild - SV-Bilderdienst
Rakete
War die Artillerie zwar effektiv, hatte sie doch eine relativ beschränkte Reichweite - bis im Zweiten Weltkrieg die ersten Raketen zum Einsatz kamen. Sie zerstörten Ziele, die hunderte Kilometer weit entfernt lagen. Die erste Rakete, die deutsche V-2, war recht einfach gebaut, legte aber den Grundstein für alle Lenkraketen und Trägerraketen, die mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden können.
Bild: picture-alliance/dpa
Düsentriebwerk
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kamen die ersten Kampfjets mit Düsentriebwerken zum Einsatz - noch neben den propellerbetriebenen Flugzeugen. Durch ihre enorme Geschwindigkeit konnten sie Ziele schneller erreichen, außerdem war es schwieriger für Gegner, sie abzuschießen. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden Jets entwickelt, die höher als 25 Kilometer und schneller als der Schall fliegen können.
Bild: picture-alliance
Atomwaffen
Die "zweite Revolution der Kriegsführung" zeigte ihre beängstigende Wirkung am 6. August 1945, als die USA die erste Atombombe, "Little Boy" genannt, auf Hiroshima in Japan abwarfen. Zwischen 60.000 und 80.000 Menschen starben sofort. Im folgenden Kalten Krieg zwischen den USA und der UdSSR ließ ein riesiges Arsenal an Atombomben den Horror eines Atomkriegs in greifbare Nähe rücken.
Bild: Getty Images/AFP
Digitalisierung
In den vergangenen Jahrzehnten verbreitete sich der Einsatz von Computern in der Kriegsführung. Sie machten die militärische Kommunikation schneller und einfacher und verbesserten Präzision und Effektivität vieler Waffen. In jüngster Zeit setzen Streitkräfte immer stärker auf die Vertiefung ihrer Cyber-Fähigkeiten, um die nationale Infrastruktur zu verteidigen und Gegner im Cyberspace anzugreifen.
Bild: picture-alliance/dpa
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Wie evakuiert ein Roboter einen Verletzten?
Ein Verletzter liegt in einem Gefahrenbereich. Menschen kommen als Retter nicht infrage. Beim militärische Roboterwettbewerb M-ELROB in Warschau zeigen Roboter unter anderem, ob sie für diese Aufgabe geeigneter sind.
Bild: DW/F. Schmidt
Ein Verletzter soll gerettet werden
Soldaten tragen eine 75 Kilogramm schwere Puppe auf ein Übungsgelände. Sie soll einen Verletzten darstellen, der gerettet werden soll. Die Retter sind aber keine Menschen, sondern Roboter.
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Hohes Gras und Stacheldraht
Ein Roboter kämpft sich durch hüfthohes Gras. Er weiß anhand von GPS-Koordinaten, wo das Opfer ungefähr liegt. Aber für den Menschen, der den Roboter steuert ist es schwierig, das Ziel zu erkennen. Er sitzt weit entfernt und sieht alles nur durch Kameras.
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Gefunden!
Ein Roboter hat den Verletzten ausfindig gemacht. Aber wie kommt der jetzt in Sicherheit?
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Am Kragen herausgezogen
Der Roboter hebt den Verletzten einfach an der Weste an - möglichst hoch, damit er ihn, zum Beispiel auf vermintem Gelände, nicht über den Boden schleifen muss.
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Rums, da liegen beide flach
Das hat der Roboter nicht geschafft! Nun liegen beide im Gras. Die einzige Lösung: Der Roboter muss den Verletzten jetzt wieder loslassen, und sich mit dem eigenen Arm wieder aufrichten. Eine schwierige Sache, die bei dieser Übung auch nicht mehr gelingt.
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Kein Gewichtsproblem
"Marek" heißt der ferngesteuerte Roboter der polnischen Militärakademie in Warschau. Er hat einen Greifer, mit einer Kamera in der Mitte, und eine breite Schiebeschaufel. Marek kann es auch mit Baumstämmen aufnehmen - ein Mensch ist da kein Problem.
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Am einfachsten gleich in die Grasnarbe
So geht das: Die untere Schaufel gräbt sich kraftvoll in die Erde ein, ohne dabei das Opfer zu verletzten. Als nächstes geht es gleich aufwärts.
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Sicher geborgen
Innerhalb weniger Sekunden hat Marek das Opfer geborgen. Sicher liegt der Dummy in der Schaufel, auf einem Bett aus Stroh und Erde. Jetzt geht die Reise zurück in einen sicheren Bereich, wo die medizinische Versorgung erfolgen kann.
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Zu groß?
Wenn kein Platz für den Riesenbagger ist, dann kommt zum Beispiel der kleine Roboter des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation und Ergonomie (FKIE) zum Einsatz. Der kommt sogar in Gebäuden noch Treppen hoch und auch um enge Kurven herum.
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Abschleppseil als Lösung
Ein so kleiner Roboter kann den Verletzten natürlich nicht aufnehmen. Aber ein Rettungsseil kann er anbringen. Dazu hat er diesen Haken.
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Zum Glück gibt es Gürtel
Hätte der Verletzte keinen Gürtel um, hätte der Roboter aber hier keine Chance. Zum Glück ist der Dummy gut begurtet . Wie bei Rettungswesten von Seglern gibt es hier genug Ansatzpunkte für den Haken.
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Befehle aus sicherer Entfernung
Die menschlichen Roboter-Piloten steuern den Roboter aus einem dunklen Zelt in sicherer Entfernung. Sie können den Roboter nicht sehen, und müssen sich ganz auf die Kameras und sonstigen Sensoren des Fahrzeugs verlassen.