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Was Washington von Angela Merkel erwartet

Daniel Scheschkewitz 13. Januar 2006

Das Verhältnis zwischen Washington und Berlin war lange Zeit angespannt. Beobachter erwarten, dass das Weiße Haus den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel nutzen wird, um es auf eine neue Grundlage zu stellen.

Angela MerkelBild: AP

In einem Land, in dem mit Hillary Clinton und Condoleezza Rice zwei Frauen schon jetzt als Kandidatinnen für den nächsten Präsidentschaftswahlkampf gehandelt werden, empfinden es viele als zusätzliche Attraktion, dass mit Angela Merkel zum ersten Mal eine Frau als Bundeskanzler die USA besucht. Doch darüber hinaus glaubt Deutschlands Botschafter in den Vereinigten Staaten, Wolfgang Ischinger, dass die amerikanische Regierung massiv an einer Verbesserung des Verhältnisses mit Europa und Deutschland interessiert ist. Der Erwartungshorizont sei auf amerikanischer Seite ein überaus positiver", sagt Ischinger. "Ich denke, dass dieser Besuch eine wichtige Wegmarke sein wird am Beginn des Jahres 2006, um den deutsch-amerikanischen Beziehungen einen weiteren Schub nach vorne zu verleihen."

Positive Erwartungen

Angela Merkel beim Besuch von US-Aussenministerin Condoleezza Rice (l.) in BerlinBild: AP

In der Irak-Frage schieden sich zwischen Deutschland und den USA die Geister. Außerdem stimmte die persönliche Chemie zwischen Präsident George W. Bush und dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht. Wo sind die gemeinsamen Interessen, an die sich die neue Qualität der Beziehungen knüpfen soll? Beide Seiten hätten ein Interesse am Nahost-Frieden, auch im Umgang mit Russland und der wachsenden Wirtschaftsmacht China und bei der künftigen Energieversorgung gebe es Überschneidungen, meint Jackson Janes, Direktor des Amerikanischen Instituts für Deutschland. "Wir Amerikaner haben ebenso wie die Europäer ein so großes Interesse an der weltweiten Entwicklung, dass wir uns abstimmen müssen." Dies sei den meisten Amerikanern auch durch die Entwicklung im Irak deutlich geworden.

Ansprechpartner in Europa

Von Angela Merkel, die am Freitag US-Präsident George Bush empfangen wird, erwartet dessen Regierung einiges - zwar keine Truppen für den Irak, wohl aber eine symbolische Geste bei der Wiederaufbauhilfe, bei der Ausbildung weiterer Polizisten oder im humanitären Bereich. In Washington erwartet man die uneingeschränkte Fortsetzung des Truppeneinsatzes in Afghanistan, den man sehr zu schätzen weiß. Und man erwartet die Aufrechterhaltung und auch Verstärkung des diplomatischen Drucks auf den Iran, auch im Hinblick auf Russland, das Merkel direkt im Anschluss an ihre Gespräche in Washington bereist.

In Merkel sieht man mittelfristig den Ansprechpartner in Europa, sagt der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Burt: "Die Frage, die sich für Präsident Bush und seine Berater vor allem stellt, ist: Wie weit ist Deutschland, wenn es seinen Einfluss auf die US-Politik geltend machen kann, auch bereit, eine Führungsrolle einzunehmen - eine Führungsrolle in Europa und in der transatlantischen Partnerschaft?" In diesem Fall sei man durchaus auch bereit, sich konstruktiv vorgebrachte Kritik zu Fragen wie Guantanamo oder den Menschenrechten anzuhören. Im Übrigen weiß man auch in Washington, dass Angela Merkel in Sachen USA zuhause durchaus ein Vermittlungsproblem hat. "Es ist sehr wohl bekannt, dass der Ruf von Präsident Bush in Deutschland nicht der beste ist", sagt Jackson Janes. Dies müsse aber nicht maßgebend sein: "Die Frage ist, kann sie artikulieren, warum wir mit Amerika gewisse Probleme anpacken müssen, warum es gegenseitige Abhängigkeiten gibt, und warum das im deutschen Interesse ist? Wenn sie das kann, dann kann sie auch der deutschen Bevölkerung erklären, dass es keine Alternative zum Dialog mit Amerika gibt."

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