Zur Mittagszeit ist die Milchbar Prasowy im Zentrum Warschaus ein Abbild der polnischen Gesellschaft. Grau gekleidete Beamte aus nahe gelegenen Ministerien stehen Schlange, Studenten, die eine Schale Tomatensuppe schlürfen, junge Berufstätige stochern in knusprige Kartoffelpuffern und Regenbogensalaten, ältere Kunden verweilen an abgelegenen Tischen über einsamen Tellern mit Pierogi.
Eine alte Tradition überlebt
Das 1954 eröffnete Prasowy ist die älteste Milchbar in Warschau. Die Milchbar-Selbstbedienungskantinen werden so genannt, weil sie hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) Milchgerichte servieren. Sie entstanden im späten 19. Jahrhundert, als Fleisch noch ein teures Vergnügen war. Vermehrt kamen sie in der kommunistischen Zeit auf, als andere Restaurants rar waren.
Dutzende Milchbars haben überlebt, zum Teil zum Teil dank nostalgischer Gäste, die sich für ihre Hausmannskost und die unprätentiöse Atmosphäre begeistern, und teilweise dank staatlicher Subventionen, die es ihnen die es ihnen ermöglichen, die Preise niedrig zu halten. Einige bieten auch Mahlzeiten für Arbeits- und Obdachlose an, die von der Sozialversicherung bezahlt werden.