Washington zittert vor WikiLeaks
26. November 2010"Diese Enthüllungen sind schädlich für die Vereinigten Staaten und unsere Interessen", erklärte das Außenministerium in Washington. Und auch Experten sind sich sicher: Die Publikation könnte die diplomatischen Beziehungen der USA zu anderen Staaten ernsthaft beeinträchtigen.
"Das hat Auswirkungen"
Außenamtssprecher Philip Crowley sprach von sensiblen Informationen, die Abbild des "diplomatischen Tagesgeschäfts" seien. Das Material umfasse auch Nachrichten und Gesprächsprotokolle mit Einschätzungen über internationale Beziehungen, die Vertreter anderer Staaten gegenüber US-Diplomaten im Vertrauen geäußert hätten. "Wenn dieses Vertrauen gebrochen wird, dann hat das Auswirkungen", sagte Crowley. Er sehe deswegen "Spannungen in den Beziehungen zwischen unseren Diplomaten und Freunden in der ganzen Welt" auf die USA zukommen. Er befürchte sogar Gefahren für die nationale Sicherheit.
Ein Großteil der Dokumente bezieht sich nach Informationen der Nachrichtenagentur AP auf Europa, es soll aber auch um die amerikanischen Beziehungen zu wichtigen Ländern in Asien und anderswo gehen. Es wird erwartet, dass es sich zum einen um Routineberichte über Treffen zwischen Vertretern der USA und anderer Staaten handelt. Zum anderen könnten aber auch vertrauliche Einschätzungen über ausländische Politiker veröffentlicht werden oder Taktiken, wie US-Diplomaten ausländische Regierungsvertreter unter Druck setzen, beispielsweise bei der Aufnahme von Gefangenen aus dem US-Internierungslager Guantanamo.
Auch das US-Verteidigungsministerium zeigte sich besorgt. In einer E-Mail an Kongressmitglieder warnte das Pentagon, dass die Papiere "eine enorme Spannbreite an sehr sensiblen außenpolitischen Themen" berührten. Nach Informationen des "Wall Street Journal" dürften zudem Korruptionsfälle ans Tageslicht kommen.
7 x 400.000 ?
WikiLeaks selbst teilte unterdessen mit, der Umfang der nächsten Veröffentlichung werde sieben Mal größer sein als die rund 400.000 Pentagon-Berichte, die im Oktober zum Irak-Krieg ins Netz gestellt worden waren. Die Publikation des kompromittierenden Materials könnte sogar noch in dieser Woche erfolgen, spätestens aber wohl in der kommenden Woche, heißt es. Bereits im Sommer dieses Jahres hatte WikiLeaks mit der Veröffentlichung von 75.000 Geheimdokumenten aus Afghanistan international für Aufsehen gesorgt.
Autor: Christian Walz (dpa, rtr, ap)
Redaktion: Frank Wörner