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Washingtoner Drahtseilakt in Nahost

14. Februar 2011

Nach dem Sturz von Husni Mubarak schwankt die US-Regierung zwischen Optimismus und Sorge. Schließlich war dieser als ägyptischer Präsident mehrere Jahrzehnte lang ein verlässlicher Partner in der Region.

Mubarak und Obama (Foto: AP)
Das war mal: Mubarak und ObamaBild: AP

Die diplomatischen Drähte zwischen Washington und den Hauptstädten der arabischen Welt glühen. Denn die US-Politik balanciert nach wie vor auf einem schmalen Grad: Einerseits begrüßen die USA den Volksaufstand in Ägypten, andererseits sehen sie sich zunehmend skeptischen Verbündeten in der Region gegenüber, die fürchten, von der US-Regierung genauso fallen gelassen zu werden wie der ägyptische Präsident Mubarak.

US-Außenministerin Hillary Clinton schickte deshalb Unterstaatssekretär William Burns nach Jordanien und ließ ihn das "starke und langfristige Engagement der USA für das Wohlergehen Jordaniens" betonen. Außerdem, so hieß es in einer Stellungnahme des Außenministeriums, begrüßen die USA die Reformen, die der jordanische König im eigenen Land eingeleitet hat. Noch am Samstag hat Präsident Barack Obama persönlich mit König Abdullah telefoniert und mit ihm nicht nur über die Zukunft Ägyptens, sondern auch über die Lage in der gesamten Region gesprochen.

Furcht vor Islamismus

Ägypten keine Vorschriften machen, rät John McCainBild: AP

Die Entwicklung in Ägypten betrachtet man auch mit Sorge, und zwar auf beiden Seiten des politischen Spektrums in Washington. "Ich mache mir Sorgen, dass die Wahlen überstürzt stattfinden und dann die Muslimbruderschaft, die den Willen der Ägypter nicht repräsentiert, aber am besten organisiert ist, eine unverhältnismäßig große Mehrheit gewinnt", sagte der republikanische Senator Lindsay Graham im US-Fernsehsender CNN. "Ich frage mich auch, ob die Armee geschlossen bleibt, ob die jungen Offiziere die Befehle der älteren akzeptieren und alle sich einer zivilen Kontrolle unterordnen, während sich diese neue Demokratie entwickelt."

Und sein Kollege John McCain, der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Republikaner, wies ebenfalls im Fernsehen auf das Dilemma hin, in dem sich die USA befinden: "Wir haben guten Grund, uns wegen der Muslimbruderschaft Sorgen zu machen. Aber gleichzeitig wäre es schädlich für uns, wenn wir vorschreiben, welche Rolle sie zu spielen hat. Die Ägypter wollen, dass wir ihnen helfen, nicht, dass wir ihnen Vorschriften machen."

Einfache Botschaft

Auch ein guter Verbündeter: der jordanische König Abdullah bei ObamaBild: AP

Der ehemalige US-Botschafter in Ägypten, Edward Walker, erklärte, die USA müssten bei einer einfachen Botschaft bleiben: "Wir begrüßen den Abgang von Hosni Mubarak, wir begrüßen eine Verfassungsreform und eine entsprechende neue Regierung und wir unterstützen freie und faire Wahlen."

Die Stellungnahme von Präsident Obama, der am Samstag außerdem mit dem britischen Premierminister David Cameron und dem türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan gesprochen hatte, spiegelt genau das wider. Obama erklärte auch, er begrüße, dass der ägyptische Militärrat zugesagt hat, die internationalen Verpflichtungen Ägyptens einzuhalten. Denn natürlich gilt Washingtons Sorge auch dem Verbündeten Israel.

Enge Beziehungen der Militärs

Das US-Militär hat gute Verbindungen zu den ägyptischen StreitkräftenBild: picture alliance / dpa

Die Versicherung des ägyptischen Botschafters in den USA, Sameh Shoukry, Ägypten werde seinen internationalen Verpflichtungen nachkommen, dürfte man deshalb in Washington gerne hören. Shoukry sagte im US-Fernsehen außerdem über die bilateralen Beziehungen zwischen Kairo und Washington: "Diese Angelegenheiten werden getrieben von dem gemeinsamen Interesse, von dem Interesse der Ägypter, und eine enge Verbindung zu den USA bleibt in unserem Interesse."

Helfen dürften da die engen Beziehungen, die das US-Militär zu den ägyptischen Streitkräften hat. Das ist umso wichtiger, als die diplomatischen Beziehungen in den letzten Tagen nur spärlich bis gar nicht zustande kamen, so zitiert der Fernsehsender CNN Regierungsbeamte. Die Ägypter seien mit den Entwicklungen im eigenen Land zu beschäftigt gewesen. Die US-Regierung setze aber darauf, dass sich die Beziehungen bald wieder normalisieren, sobald sich in Kairo die Zuständigkeiten sortiert haben.

Autorin: Christina Bergmann, Washington

Redaktion: Dirk Eckert