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Wasser in Sambia: Mangel im Überfluss

30. Juli 2009

Weltweit lebt über eine Milliarde Menschen ohne ausreichend Trinkwasser. Im ostafrikanischen Sambia hat noch nicht einmal die Hälfte der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dabei gibt es große Wasserressourcen.

Baum (Foto: DW)
Fruchtbares Land mit wenig Trinkwasser: SambiaBild: DW

Hätte Scolastica Chicha 3000 Euro – sie wüsste, was sie sich leisten würde: Einen Brunnen mit Handpumpe. Die 44-jährige Frau könnte sich so den rund dreistündigen Weg zur nächsten Wasserstelle sparen und sich intensiver um ihr Gemüsebeet kümmern. Doch bei einem monatlichen Einkommen von nur 20 Euro bleibt ihr die Gewissheit, dass sie auch am nächsten Morgen wieder früh aufstehen muss, um Wasser zu holen.

Lange Wege und schwere Last

Beschwerliche WegeBild: DW

40 Liter schleppt Scolastica Chicha jedes Mal nach Hause. Wasser, von dem sie weiß, dass sie es nur abgekocht trinken darf. Zu oft sind sie und ihre Kinder an schwerem Durchfall erkrankt. Ein Nachbarskind starb an der Ruhr. Denn das Wasser aus ungeschützten Wasserlöchern oder aus kleinen Flüssen ist mit Krankheitserregern verseucht. Bornface Haangala, der in der Gemeinde Chikuni im Südosten Sambias in der Vieh- und Forstwirtschaft arbeitet, beobachtet immer wieder, dass Menschen und Tiere aus der gleichen Quelle trinken. "Das Wasser ist voller Dreck und Keime und für den Hausgebrauch überhaupt nicht zu verwenden". Doch es gibt kaum Alternativen, erklärt er.

Dabei verfügt das Land über große Wasserressourcen. Die zahlreichen Flüsse und Seen Sambias stellen fast die Hälfte der Süßwasserreserven im südlichen Afrika. Aber in der Trockenzeit, zwischen Juni und September, versiegen viele Wasserstellen – und werden zu Pfützen.

Trinkwasser aus den Tiefen der sambischen Erde

HandwasserpumpeBild: DW

Eine sichere Trinkwasserversorgung kann man gerade in den entlegenen Dörfern nur über gebohrte Brunnen sichern. Mit Handpumpen wird Wasser aus Tiefen bis zu 40 Metern geholt. Gemauerte Brunnenplateaus mit Ablaufrinnen verhindern, dass das Wasser stehenbleibt und sich Keime bilden.

In Chikuni wurden einige Brunnen für die Bewohner gebohrt, mit Unterstützung ausländischer Geldgeber. Doch das saubere Wasser reicht nicht für alle. Manchmal gehen auch die leer aus, die es besonders dringend brauchen: Kranke und Schwache. In Sambia sind 15 Prozent aller Erwachsenen mit dem HI-Virus infiziert. Monica Nsofu, Leiterin der Station für häusliche Pflege von Aids-Kranken in Chikuni, würde sich einen Brunnen für ihre Kranken wünschen. Denn gerade für sie ist eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung wichtig. "Wasser bedeutet Nahrungssicherheit für diese Menschen. Weil dadurch das ganze Jahr über Lebensmittel zu haben sind. Und dieses Ziel erreichen wir nur, wenn es ausreichend Wasser gibt."

Brunnen zum Wohle der Menschen?

Bohrlöcher helfen, um über die Trockenzeit zu kommen. Wenn in Sambia der Regen wegbleibt und das Gemüse zu vertrocknen droht, sind kurze Wege zu sauberem Wasser wichtig. Doch nicht immer stoßen Pläne für einen Brunnenbau auf Gegenliebe. Jesuitenpater Andrew, der schon seit vielen Jahren in Chikuni lebt und arbeitet, war überrascht, als er zum Wohle seiner Gemeinde einen Brunnen bauen ließ. Nach nur zwei Wochen kamen die Frauen und beschwerten sich. "Wir waren sprachlos. Funktionierte die Pumpe etwa nicht, oder war das Wasser dreckig?" Schließlich fand Andrew heraus, dass die Frauen von ihren Männern zur Feldarbeit geschickt wurden, weil sie ja kein Wasser mehr holen mussten.

Die Frauen verloren dadurch einen sozialen Teil ihres Lebens – sie konnten auf ihren stundenlangen Märschen zur Wasserquelle nicht mehr reden und tratschen. Das Beispiel zeige, so der Jesuitenpater, dass man sehr vorsichtig sein müsse, wenn man westliche Ideen umsetzen wolle. "Denn es wird nicht alles besser, nur weil man glaubt, das Leben der Menschen zu verbessern."

Autor: Peter Koppen

Redaktion: Christine Harjes

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