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Wasserknappheit

Ulrike Mast-Kirschning26. März 2012

Vor allem in den Ländern des Südens ist die Wasserversorgung ein Problem. Auch wenn die Lage beim Trinkwasser besser geworden ist, bleibt das Wasser für die Landwirtschaft knapp, so Umwelt-Expertin Waltina Scheumann.

Ein Junge sammelt Müll aus einem Fluss in Indien (Foto: EPA/JAIPAL SINGH)
Bild: picture alliance / dpa

Deutsche Welle: Ein Milleniumsziel wurde erreicht: Neun von zehn Menschen werden mit sauberem Trinkwasser versorgt, verkündeten die Vereinten Nationen Anfang März bei der Vorstellung eines Trinkwasserreports. Ist das ein Erfolg?

Waltina Scheumann: Ja, es ist das erste Mal, dass wir am Weltwassertag 2012 feiern können. In dem Bericht wird ja bekannt gegeben, dass das Millenium-Entwicklungsziel zur Trinkwasserversorgung bereits 2010 erreicht wurde. Also fünf Jahre vor der Frist 2015. Und effektiv bedeutet das, dass heute zwei Milliarden Menschen mehr als noch 1990 in den Genuss von Trinkwasser kommen. Natürlich gibt es immer ein "aber": Es ist eine Erfolgsgeschichte, die hauptsächlich auf die Verbesserungen in China und Indien zurückgeht. Und es ist eine städtische Erfolgsgeschichte. Auf dem Land sieht es schlechter aus.

Waltina Scheumann vom Deutschen Institut für EntwicklungspolitikBild: DIE

Ist die Sorge vor drohender Wasserknappheit in der Zukunft dann doch eher unbegründet?

Wenn wir von Wasserknappheit und Wasserkrisen sprechen, geht es in der Regel nicht um das Problem der Trinkwasserversorgung. In der Landwirtschaft wird der größte Teil der Wasserressourcen verbraucht, auch in Ländern, wo das Wasser eh schon knapp ist. Es gibt wenige Länder, die es bisher geschafft haben, in der Landwirtschaft Wasser zu rationieren. So könnte zum Beispiel durch die Preisgestaltung ein Anreiz entstehen, mit dem Wasser sparsamer umzugehen. Auch die Subvention wassersparender Technologien könnte helfen. Zusätzlich gibt es jetzt eine Entwicklung, die durch den Klimawandel angestoßen wird: China, Indien, aber auch europäische Länder investieren vor allem im Agrarbereich afrikanischer Länder.

Welche Folgen hat das für diese Länder?

Wenn ein Investor sinnvoll investieren möchte, sucht er fruchtbare Agrarflächen mit ausreichend Niederschlag. Felder mit Wasseranschluss und künstlicher Bewässerung bringen noch mehr Ertrag. Die Regierungen der ärmeren Länder machen sich oftmals gegenseitig Konkurrenz, um dem Investor die besten Bedingungen zu bieten. Die lokale Bevölkerung hat dann meist das Nachsehen.

Wieso hängt das mit dem Klimawandel zusammen?

Einmal besteht der Zusammenhang darin, dass über ausländische Direktinvestitionen  Pflanzen angebaut werden, wie Jatropha, Palmöl oder Zuckerrohr, die dann später zu Bio-Kraftstoffen verarbeitet werden. Ein anderer Zusammenhang besteht darin, dass einige Länder, die selbst wasserknapp sind - wie zum Beispiel China, aber auch Saudi-Arabien - in afrikanische Länder investieren, um dort Nahrungsmittel anzubauen, die dann reimportiert werden. Außerdem kann man beobachten, dass Hedgefonds Ländereien pachten, um damit zu spekulieren, weil Agrarflächen wegen des Klimawandels hohe Rendite versprechen.

Welche anderen Faktoren üben Druck auf die Ressource Wasser aus?

Wir stellen fest, dass in manchen Gegenden die Dürreperioden wegen des Klimawandels länger werden. Der entscheidende Punkt ist aber: Was machen die Regierungen? Was machen die Verwaltungen mit den Wasserressourcen, die sie haben? Werden die nachhaltig bewirtschaftet oder nicht? Ich würde sagen, dieser Faktor ist entscheidend - unabhängig vom globalen Klimawandel. Die Gesellschaften mussten sich schon immer an Dürren anpassen, gegebenenfalls auch kurzfristig. Entscheidend ist aber: Machen das die Regierungen zum Teil ihrer Politik oder nicht.

Waltina Scheumann ist zuständig für das Ressort Umweltpolitik und Management natürlicher Ressourcen beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in Bonn.

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