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Hilfe zur Selbsthilfe: We care for Zambia

Sabine Damaschke9. Juli 2012

Spendenläufe, Patenkinder: Viele deutsche Schulen unterstützen Projekte in Entwicklungsländern. Doch selten profitieren davon zahlreiche Schüler. Eine deutsch-sambische Schulpartnerschaft zeigt, dass es auch anders geht.

Sambische Schüler unter einem Mangobaum (Foto: CARE)
Schulprojekt We care for SambiaBild: CARE

Ein Schulgebäude mit drei Klassenräumen, Toiletten und Strom - davon konnten die meisten Schüler im Distrikt Lundazi und Chama in Sambia viele Jahre nur träumen. Wenn es überhaupt Unterricht gab, fand er sporadisch unter dem großen Mangobaum im Dorf statt oder in einer Hütte. Natürlich nur dann, wenn der Lehrer gerade Zeit hatte und nicht selbst auf dem Feld arbeiten musste, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Heute findet in 30 Schulen regelmäßig Unterricht statt. Mit Spendengeldern, die deutsche Schüler gesammelt haben, werden Schulgebäude gebaut. Die rund 6000 sambischen Schüler bekommen Bänke, Tische und Unterrichtsmaterialien und ihre Lehrer erhalten Fortbildungen. "Wir helfen den Schulen in Sambia, damit sie es bald genauso gut haben wie wir", sagt der 14-jährige Afschin Wahedkhalili. In diesem Sommer hat der Bonner Schüler selbstgemachte Fußbälle verkauft und ein Schulfest über Sambia mitorganisiert. Denn die Marie-Kahle-Gesamtschule in Bonn unterstützt das Schulprojekt "We care for Zambia" der internationalen Hilfsorganisation Care.

Ein Schulfest für SambiaBild: Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn

Hilfe zur Selbsthilfe

Sie ist eine von insgesamt neun Schulen zwischen München und Berlin, die sich bewusst für ein großes Schulprojekt in einem Entwicklungsland entschieden hat, statt eine Partnerschaft mit nur einer Schule einzugehen. "Wir wollen keine 1:1-Partnerschaft, die auf Dauer aufgelegt ist und ewig in immer ein und demselben Land läuft", erklärt Direktorin Sabine Kreutzer. "Wir möchten eine nachhaltige Unterstützung geben, die nach einiger Zeit nicht mehr nötig ist.“

Genau so ist das Schulprojekt "We care for Zambia" gedacht. Die 30 Schulen wollen sich selbst verwalten und damit so erfolgreich sein, dass sie in den kommenden Jahren in das staatliche Schulprogramm aufgenommen werden. Dafür aber müssen die Schulgebäude drei Klassenräume vorweisen können, Toiletten und Strom - und vor allem regelmäßigen und guten Schulunterricht. "Seit einem Jahr unterstützen wir die Schulen, damit sie diese Kriterien erfüllen", sagt Care-Projektleiter Thomas Knoll.

Care-Projektleiter Thomas Knoll und Direktorin Sabine KreutzerBild: Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn

Mit Schulen aus der Armut

Seine Organisation arbeitet deshalb eng mit der lokalen Organisation "Reformed Open Community Schools" zusammen, kurz ROCS genannt. Der Verein betreut und leitet die 30 Dorfschulen in Lundazi und Chama, die auf Initiative der Eltern entstanden sind. "Auch wenn die Familien in der Region sehr arm und ungebildet sind, möchten sie ihre Kinder unbedingt zur Schule schicken", erzählt ROCS-Direktor Marlon Phiri. Schließlich sei Bildung oft der einzige Weg aus der Armut und stelle eine Art Altersversicherung für die Eltern dar. "Wer Geld verdient, kann auch seine Familie unterstützen."

Im Osten des Landes aber gibt es nur wenige staatliche Schulen. Die Kinder müssen viele Kilometer zurücklegen, um diese zu erreichen. "Also haben unsere Gemeinden kurzerhand selbst Schulen gegründet", sagt Phiri stolz. Mit ihrem geringen Einkommen von rund zwei US-Dollar pro Tag können die Bewohner die Lehrer kaum bezahlen. Dennoch findet der Unterricht statt, denn viele Pädagogen seien Idealisten, meint der ROCS-Direktor.

ROCS-Direktor Marlon Phiri und Thomas Knoll in einer DorfschuleBild: CARE

Selbstbewusst durch Bildung

Mit den Spendengeldern der deutschen Schulen und Fördermitteln der Europäischen Union können die Lehrer nun bezahlt, aber vor allem auch fortgebildet werden. Denn der Unterricht soll über die Grundbildung, also das einfache Lesen, Schreiben und Rechnen, hinausgehen. Außerdem werden die Eltern in Workshops und Seminaren für die Verwaltung der Schulen fit gemacht. Schließlich sind die Schulen ein Gemeinschaftsprojekt des jeweiligen Dorfes. Die Fortbildungen haben aber noch einen anderen Effekt. "Sie machen ihnen Mut und stärken ihr Selbstbewusstsein", betont Phiri.

Von Schulpartnerschaften mit einer bestimmten Schule oder Patenschaften für einzelne Kinder hält der Afrikaner daher wenig. "Sie nützen letztlich nur wenigen Menschen", sagt er. "Und das sorgt in den Provinzen oft für sozialen Neid und Unruhe." Viel besser sei es, eine ganze Dorfgemeinschaft in ihrem Bemühen um Bildung zu unterstützen.

Fortbildungen sollen Mut machenBild: CARE

Das sieht auch die 13-jährige Armanda Urna aus Bonn so. "Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung", meint sie. "So erreichen wir doch viel mehr Schüler, als wenn wir nur für ein Patenkind oder eine Schule sammeln würden."