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Wechsel in die USA: Malaika Mihambo trainiert mit Carl Lewis

1. Juni 2020

Weitsprung-Weltmeisterin Mihambo wechselt zu Carl Lewis nach Houston. Der Deutsche Leichtathletik-Verband verliert damit die dritte Topsportlerin in Richtung USA.

Deutschland Sportlerin des Jahres 2019 | Malaika Mihambo
Bild: picture-alliance/dpa/O. Weiken

Die Corona-Krise brachte die Entscheidung - nachdem sie gezögert hatte, wie es mit der Karriere nach der Corona-Zwangspause weitergehen solle, half das Internet. Auf einem Online-Termin lernte Malaika Mihambo den neunmaligen Olympiasieger und achtmaligen Weltmeister "King" Carl Lewis kennen. Und der überzeugte die 26-Jährige in "inspirierenden Gesprächen", in Deutschland die Zelte abzubrechen und im August in die USA zu ziehen, verriet sie im Interview mit der "Bild am Sonntag". "Ich möchte mich als Athletin und als Mensch weiterentwickeln. Irgendwann ist es Zeit für was Neues. Es ist genau der richtige Zeitpunkt für einen solch großen Schritt", sagte Deutschlands Sportlerin des Jahres.

Lewis (1.v.l.) und Burrell (3.v.l.) holten Staffelgold 1992Bild: picture-alliance/dpa/S.Simon

Lewis, zum "Leichtathlet des Jahrhunderts" gekürt, sammelte seine Titel zwischen 1983 und 1996 im Weitsprung und Sprint. Schon als 13-Jähriger erreichte er eine Weite von 5,51 Metern. Inzwischen ist er 58 Jahre alt und seit 2014 Assistenztrainer an der Universität Houston in Texas. Lewis habe ihr gesagt, er sei von ihrem Potenzial überzeugt, so Mihambo. "Wenn der beste Weitspringer der Welt so etwas sagt, ist das ein schönes Zeichen und ermutigt dich. Es so weit zu schaffen auf zwei Sprint-Strecken, der Staffel, im Weitsprung, das bewundere ich." Neuer Sprinttrainer wird der ehemalige Sprinter und Olympiasieger Leroy Burrell.

Mihambo hatte seit Kindertagen (2005) bei Ralf Weber trainiert, der sie zur Weltmeisterin von Doha und zweitbesten deutschen Weitspringerin nach Heike Drechsler machte, bis Weber aus "persönlichen Gründen" die Zusammenarbeit beendete.

Strukturelles Problem des DLV?

Seit jeher ist das US-College-System die Karriere von Top-Athleten besonders attraktiv. "Wenn Athletinnen oder Athleten eine neue Herausforderung suchen, um sich persönlich und sportlich weiter zu entwickeln, können wir sie nicht aufhalten", sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing bei "leichtathletik.de".

Für den DLV ist es ein weiterer Rückschlag, denn Mihambo ist die dritte Top-Leichtathletin, die ihr Training in die Vereinigten Staaten verlegt: Auch Mittelstrecken-Läuferin Konstanze Klosterhalfen (Oregon) und Top-Sprinterin Gina Lückenkemper (Florida) trainieren bereits bei US-Coaches. Hindernis-Europameisterin Gesa Krause hat in den USA schon ein mehrwöchiges Trainingslager absolviert.

Der DLV habe Mihambo mehrere Betreuungsmöglichkeiten vorgeschlagen und "das Risiko der deutlichen methodischen Veränderungen im Jahr vor den Olympischen Spielen beim Wechsel in die USA benannt", bemerkte Chefbundestrainerin Annett Stein.

Heike Drechsler: "Sie sucht die Besten der Welt"

Die bis heute beste deutsche Weitspringerin, Heike Drechsler (7,48 Meter), kann den Wechsel Mihambos in die USA gut nachvollziehen. "Sie sucht die Besten der Welt, kann ich schon verstehen. Sie ist jung und sucht ihren eigenen Weg. Vielleicht muss sich auch der DLV etwas mehr anstrengen, um Athleten wie Malaika zu halten", sagte die zweimalige Olympiasiegerin, die einst mit Burrells Schwester Dawn, Hallen-Weltmeisterin von 2001, in Jena trainiert hat. Schon vor dem WM-Titel hatte Drechsler erklärt, in der besonnenen Mihambo wachse "eine tolle Persönlichkeit heran."

Mihambo mit Trainer Weber: Ende der Zusammenarbeit nach mehr als 15 JahrenBild: picture-alliance/dpa/R. Schmitt

Mihambo, deren Mutter Deutsche ist und deren Vater aus Sansibar stammt, begann mit acht Jahren mit der Leichtathletik. Nach dem Europameistertitel 2018 in Berlin folgte der größte Triumph bei der WM in Doha und der Sprung in die Top Ten der Weitsprung-Gilde. WM-Gold im Weitsprung hatte bis dahin bei den deutschen Leichtathletinnen nur Drechsler geschafft. Nun verlässt Mihambo das beschauliche Umfeld der Leuichathletik-Gemeinschaft Kurpfalz. "Die 16 Jahre im gewohnten Umfeld haben mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Dafür bin ich sehr dankbar ", so Mihambo, die während der Wettkampfsaison aber noch in Deutschland bei der Familie wohnen will.

Wie schon der Wechsel von Klosterhalfen zum Oregon Project des damaligen Chefcoaches Alberto Salazar, das wegen dessen Dopingsperre eingestellt wurde, ist auch der Wechsel von Mihambo nicht unumstritten. Auch um Lewis ranken sich Dopinggeschichten, er hat gestanden, verbotene Substanzen zu sich genommen zu haben. 1988 wurde ein positiver Test während der Olympia-Qualifikation vom Nationalen Olympischen Komitee der USA unter den Tisch gekehrt. 

 

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