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Wechseljahre: den Hormonen hilflos ausgeliefert?

17. Oktober 2023

Die Hälfte der Weltbevölkerung ist betroffen, denn keine Frau kommt um sie herum: die Menopause. Viele leiden, ohne genau zu verstehen, was in ihrem Körper passiert. Was Sie über Symptome und Behandlung wissen sollten.

Eine Gruppe von Frauen demonstriert vor dem House of Parliament in London und hält Schilder mit der Aufschrift "Join the #menopauserevolution" in den Händen.
Frauen protestieren 2021 in Großbritannien gegen die hohen Kosten für die Hormonersatztherapie, die viele Beschwerden der Wechseljahre lindern kann.Bild: Steve Parsons/PA Wire/empics/picture alliance

Über die Wechseljahre wird nicht genug gesprochen. Das jedenfalls findet die Deutsche Menopause Gesellschaft e.V.. Sie will das Thema enttabuisieren und auf die gesundheitspolitische Agenda setzen.

Im Jahr 2021 waren laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 26 % der weiblichen Weltbevölkerung 50 Jahre alt und älter. Das sind rund 1,3 Milliarden Frauen, die die Wechseljahre erleben oder erlebt haben. Was also passiert in dieser Lebensphase?

Wann beginnen die Wechseljahre?

Um diese Frage beantworten zu können, müssten zunächst die Begrifflichkeiten geklärt werden, sagt die Gynäkologin Dr. Anneliese Schwenkhagen, die sich in ihrer Praxis in Hamburg auf gynäkologische Endokrinologie spezialisiert hat. Hormone sind also ihr Fachgebiet. Und Hormone sind die entscheidenden Spieler der Wechseljahre.

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Als Menopause wird die letzte Regelblutung im Leben einer Frau bezeichnet. Laut der Deutschen Menopause Gesellschaft sind Frauen zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich 51 bis 52 Jahre alt. In seltenen Fällen erleben Frauen die Menopause auch schon mit Anfang 40.

Die Menopause markiert den Zeitpunkt, ab dem der monatliche Eisprung aufhört - es kann also keine Eizelle mehr befruchtet werden. Doch auch in der sogenannten Perimenopause, die bereits viele Jahre vor der Menopause beginnen kann, nimmt die Fruchtbarkeit der Frau ab.

Auch die 12 Monate nach der letzten Regelblutung werden Perimenopause genannt. Der genaue Zeitpunkt der Menopause lässt sich also erst in der Rückschau bestimmen. Ein Jahr nach der Menopause beginnt die Postmenopause.

Der Begriff Wechseljahre fast all diese Phasen zusammen.

Was sind die Symptome der Menopause?

Für etwa zwei Drittel der Frauen sind die Wechseljahre kein Spaß, ein Drittel von ihnen leidet unter schweren Symptomen. Und das geht bereits in der Perimenopause los: Hauptgrund dafür ist die schwankende Aktivität der Eierstöcke in dieser Phase der Wechseljahre. Östrogene, vor allem Östradiol, werden in den Eibläschen, den sogenannten Follikeln, gebildet, die in den Eierstöcken heranreifen. In der Perimenopause wird der Zyklus unregelmäßiger, indem er sich verlängert oder manche Regelblutung ganz ausfällt.

Dadurch kommt es zu hormonellen Schwankungen, die zu Symptomen wie Brustspannen, Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen führen. "Viele Frauen wissen in dieser Phase, die zum Teil schon mit Anfang 40 beginnen kann, gar nicht, dass sich ihre Beschwerden durch die hormonellen Veränderungen der beginnenden Wechseljahre erklären lassen", sagt Schwenkhagen.  

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Frauen, die bereits früher in ihrem Leben unter psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen gelitten haben, können in den Wechseljahren einen Rückfall erleiden. "Statistisch gesehen sind die Wechseljahre durch hormonelle Instabilität, die das Gehirn sensibler macht eine Hochrisikosituation für psychiatrische Erkrankungen", sagt Schwenkhagen. Auch eine Migräne könne in dieser Phase schlimmer werden.

Eines der Hauptsymptome der Postmenopause sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Haut und Schleimhäute werden immer trockener. "Dies betrifft insbesondere Scheide und Blase. Schmerzen beim Sex oder immer wieder auftretende Harnwegsinfektionen können die Folge sein", so Schwenkhagen. Viele Frauen klagte auch über Schmerzen in den Gelenken. Grund für all das ist der nun dauerhaft niedrige Östradiolspiegel: Der Follikelvorrat in den Eierstöcken ist aufgebraucht und es wird kein Östradiol mehr gebildet.

Wie kann die Menopause behandelt werden?

Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann viele Beschwerden lindern. Östradiol wird hierbei in Form von Tabletten verschrieben oder dem Körper über die Haut durch Gels, Sprays oder Pflaster zugeführt. "Ist die Gebärmutter noch vorhanden, kommt eine Therapie mit einem Gelbkörperhormon zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut hinzu", erklärt Schwenkhagen.

Die trockene Scheide lasse sich sehr gut lokal mithilfe von östrogenhaltigen Zäpfchen, Tabletten oder Cremes behandeln, so die Gynäkologin. "Östrogene machen den Unterschied zwischen Samt und Sandpapier." Auch das Risiko für immer wieder auftretende Harnwegsinfekte wird so gemindert.

Hormontherapien hatten lange keinen guten Ruf. Und tatsächlich kann die Behandlung das Risiko für Thrombose und das Brustkrebsrisiko leicht erhöhen. Frauen, die bereits Krebsvorstufen oder Brustkrebs hatten, wird deshalb von einer HRT abgeraten. Andererseits hat die Therapie auch einige positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Laut Schwenkhagen und anderen Experten überwiegen die Vorteile der HRT.

So wisse man mittlerweile, dass eine kurz nach der letzten Blutung begonnene Hormonersatztherapie sogar einen Schutzeffekt auf das Herz-Kreislaufsystem haben kann, sagt Schwenkhagen. Auch das Diabetes-Risiko würde verringert. Da auch die Knochendichte durch einen Östrogenmangel negativ beeinflusst wird und die Gefahr einer Osteoporose steigt, hat eine Hormonersatztherapie hier eine weitere schützende Wirkung.

Hat die Menopause Vorteile?

Ein Haufen Beschwerden und das über Jahre - gibt es irgendetwas Positives über die Menopause zu sagen? Schließlich treffen die hormonell bedingten Symptome nicht selten auch auf ein Leben, das sich gerade im Wandel befindet: Kinder, die groß geworden sind und ausziehen. Das stellt mitunter auch die langjährige Beziehung auf die Probe. "Im Job schwanken viele zwischen Boreout und Burnout", weiß Schwenkhagen aus ihrer Praxis. Frauen zwischen Langeweile und totaler Erschöpfung.

Die Wechseljahre seien aber auch eine Zäsur, die Frauen dazu nutzen könnten, innezuhalten und sich neu zu sortieren, findet Schwenkhagen. Sie markiert einen Wendepunkt, der eine neue Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der Gesundheit erfordert. Und die Beschwerden? Die könne man ja glücklicherweise gut behandeln, sagt die Gynäkologin.

Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.
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