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WEF: Die Reichen und Mächtigen und der Druck der Jungen

20. Januar 2025

Junge Leute protestieren beim Weltwirtschaftsforum, das heute in Davos beginnt. Tausende Teilnehmer aus der ganzen Welt reisen an, darunter Politiker und Unternehmer. Und junge Menschen, die auch mitreden wollen.

Schweiz | Protest vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos
Aktivisten von Greenpeace blockieren die Zufahrt zum Hubschrauber-Landeplatz in DavosBild: Michael Buholzer/KEYSTONE/picture alliance

Der Protest ist klein, aber laut. Einige hundert junge Leute haben sich auf dem zentralen Postplatz im schweizerischen Davos versammelt. Dunkle Limousinen fahren vorbei.

Der hochgelegene Ort, der sonst den Skifahrern gehört, sieht in diesen Tagen anders aus. Bäcker, Cafés und Boutiquen sind für wenige Tage Standort von Banken, Unternehmen oder Ländern. Die Kneipe ist jetzt das "Belgische Haus". Die alten Möbel wurden ausgeräumt, schicke Designmöbel und große Werbeplakate eingeräumt.

"Eat the rich" (Fresst die Reichen) und "Tax the rich" (Steuern für die Reichen) rufen die Demonstranten, einige blockieren die Straße.

Ihr Protest richtet sich gegen die Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums. Das Treffen sei reine Geld- und Zeitverschwendung. "Wir protestieren gegen das Lobbytreffen der Reichen und Mächtigen in Davos. Es ist klar, dass sie die Verantwortlichen sind für die Krisen dieser Zeit," sagt Mirjam Hostetmann von den Schweizer Jungsozialistinnen, die die Demonstration unter dem Motto "Strike WEF" mitorganisieren.

Die Proteste zeigten, so Inés Yábar, "dass sich junge Leute kümmern."Bild: CEEW India

Klartext beim WEF

Einen etwas anderen Blick auf die Veranstaltung hat Inés Yábar. Die junge Peruanerin ist in diesem Jahr zum Weltwirtschaftsforum eingeladen worden. In Lima engagiert sie sich gemeinsam mit anderen für den Umweltschutz, adressiert soziale Probleme und ist aktiv als Global Shaper. Dieses weltweite Netzwerk von jungen engagierten Menschen zwischen 20 und 30 Jahren wird vom WEF beraten, organisiert sich aber selbstständig.

In Davos will die Peruanerin mit den Mächtigen diskutieren. Sie will Brücken bauen, aber auch Klartext reden. Dass vor den Türen demonstriert wird, kann sie verstehen. "Das zeigt, denke ich, dass sich junge Leute kümmern. Und wir werden protestieren, weil wir unsere Stimme erheben müssen für die Dinge, für die wir brennen. Wir sind auch in Räumen vertreten, in denen wir wohlüberlegt mit den Leuten reden können, die Entscheidungen treffen, die unsere Zukunft betreffen."

Olajumoke Adekeye will "Ideen pflanzen, wie junge Menschen gefördert und gestärkt werden"Bild: World Economic Forum

So geht es nicht weiter

50 Global Shaper aus der ganzen Welt nehmen an den Diskussionen in Davos teil. Es geht um soziale Gerechtigkeit, den Klimawandel, um künstliche Intelligenz und viele andere Themen. Die Präsenz vor Ort ist eine Chance. Viele junge Leute sind unzufrieden. Das kann so nicht weitergehen, meint Olajumoke Adekeye.

Die Nigerianerin ist empört, weil weltweit nur 2,8 Prozent der Parlamentarier unter 30 Jahre alt sind. In Sub-Sahara Afrika ist ein Großteil der Bevölkerung unter 25 Jahre alt, erzählt sie, aber wenn es um Entscheidungen geht, die ihre Zukunft betreffen, würden sie nicht gehört. Damit sich das ändert, ist sie hier.

Die nächsten Tage wird sie wohl wenig schlafen, der Terminkalender ist voll. Was sie vorhat? "Ideen pflanzen, wie junge Menschen gefördert und gestärkt werden, damit sie größere Verantwortung übernehmen können. Gemeinsam können junge Leute hier und da draußen die starke Botschaft senden, dass es eine Veränderung geben kann."

"Meine Herangehensweise ist ergebnisorientiert", sagt Akshay Saxena (im Vordergrund, mit weißem Hemd)Bild: AvantiFellows

Soziale Verantwortung übernehmen!

An die Kraft der Jungen glaubt auch Akshay Saxena. Er wünscht sich Veränderungen: "Zu viele Entscheidungen, die die Mehrheit betreffen, werden nur von sehr kleinen Gruppen getroffen." Der Inder unterstützt mit seiner Organisation Avanti Fellows junge Talente. Der Fokus liegt auf Kindern aus armen Familien, die kaum Zugang zum Bildungssystem haben. "Es gibt so viele kluge Kinder, außerordentliche Menschen, deren Gaben oft verschwendet werden."

Beim Weltwirtschaftsforum wird er als Sozialunternehmer des Jahres (Social Entrepreneur of the Year) ausgezeichnet. "Wenn der Kapitalismus funktionieren soll, dann müssen die, die viel haben, auch von ihrem Reichtum abgeben. Das ist ihre soziale Verantwortung", sagt er. Rund 70.000 junge Inderinnen und Inder nehmen an den Online-Kursen von Avanti Fellows zu Mathematik, Technologie und wissenschaftlichen Fächern teil. Andere bekommen in den Schulen gezielte Unterstützung durch Programme der Organisation.

Stolz berichtet Akshay Saxena von Teilnehmern, die nach der Förderung ihren Abschluss am renommierten MIT in den USA gemacht haben. "Meine Herangehensweise ist ergebnisorientiert", sagt er und zieht die warme Decke näher zu sich. In Delhi war es deutlich wärmer. Sein Blick schweift über die Schweizer Berge, dann kommentiert er nachdenklich: "Probleme sollten von jenen gelöst werden, die am meisten betroffen sind. Darin liegt ganz sicher eine Wahrheit."

Davos 2023: Aktivisten fordern mehr globale Gerechtigkeit

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