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WEF: Diskussion über KI und Donald Trumps Pläne

Ashutosh Pandey Davos
23. Januar 2025

Tech-Konzerne kündigen Milliarden-Investitionen in künstliche Intelligenz an, gleichzeitig sorgt US-Präsident Trump für weniger Regulierung der Technologie. In Davos sind einige begeistert, andere besorgt.

Medienschaffende und Gipfel-Besucher in der Kälte vor dem Infosys-Laden an der Promenade in Davos
In Davos wird fast überall über Chancen und Risiken von KI diskutiertBild: Ömer Sercan Karkuş/Anadolu/picture alliance

Der ChatGPT-Hersteller OpenAI (USA), der Technologieinvestor SoftBank (Japan) und die Software-Firma Oracle (USA) haben angekündigt, ein Joint Venture zu gründen. Damit wollen sie in den nächsten vier Jahren 500 Milliarden US-Dollar in den Aufbau einer Infrastruktur für künstliche Intelligenz (KI) investieren. Für US-Präsident Donald Trump ist diese Entscheidung "ein klares Zeichen des Vertrauens in das Potenzial Amerikas".

Die Diskussion über das Investitionsprogramm hat derweil zu einer ersten Differenz zwischen dem neuen US-Präsidenten und seinem Tech-Verbündeten Elon Musk geführt. Musk kritisierte, dass das Projekt - an dem er selbst nicht beteiligt ist - unzureichend finanziert sei. Den Hauptinvestoren fehle das nötige Geld.

Das Joint Venture mit dem Namen Stargate plant, sofort 100 Milliarden Dollar (96 Milliarden Euro) in KI-Infrastruktur wie Rechenzentren zu investieren, von denen die ersten bereits in Texas im Bau sind.

Die Investitionsentscheidung folgt Trumps Entschluss, eine Executive Order seines Amtsvorgängers Joe Biden aus dem Jahr 2023 aufzuheben, die die Risiken von KI kontrollieren sollte. Biden hatte wegen Datenschutz- und Sicherheitsbedenken von KI-Entwicklern verlangt, die Ergebnisse von Sicherheitstests offenzulegen, bevor die Software für die öffentliche Nutzung freigegeben wird.

"Die US-Investitionsankündigung wird weitere Investitionen in KI in anderen Teilen der Welt auslösen", sagte Harrick Vin, Chief Technology Officer bei Tata Consultancy Services, einem indischen Anbieter von IT-Dienstleistungen, gegenüber DW. Vin sagte, dass Vorschriften bei der Entwicklung der KI weiterhin eine große Rolle spielen würden. "Jeder muss darauf achten, was er die Maschine tun lässt, welche Daten wofür verwendet werden und von wem", so Vin. "Andernfalls besteht die Gefahr von Voreingenommenheit und unethischen Praktiken."

US-Präsident Donald Trump mit (v.r.n.l.) Oracle-Gründer Larry Ellison, SoftBank-CEO Son und OpenAI-CEO AltmanBild: Carlos Barria/REUTERS

KI heißes Thema beim WEF in Davos

Trumps Vorstoß hat die Aufregung um künstliche Intelligenz im Schweizer Ferienort Davos noch verstärkt. Hier haben sich prominente Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zum Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) zusammengefunden. Ähnlich wie im letzten Jahr dominiert KI die WEF-Diskussionen. Die Themen reichen von KI im Gesundheitswesen und in der Bildung bis hin zu Fallstricken, etwa den Auswirkungen der energiehungrigen Technologie auf das Klima. Das Jahrestreffen, das unter dem Motto "Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter" steht, hat der Technologie Dutzende von Sitzungen gewidmet.

Auf der Davoser Promenade sind in vielen temporären Veranstaltungsräumen von Intel und dem indischen Unternehmen Infosys Tafeln mit KI-Branding angebracht. In den Pavillons und auf der Straße äußern sich Technologiemanager und Experten zu Trumps Vorstoß, die Technologie in den Vereinigten Staaten zu fördern.

Einige loben den Ansatz des US-Präsidenten, andere warnen vor zu leichter Regulierung. US-Führungskräfte wie Sarah Friar, Finanzvorstand von OpenAI, oder Demis Hassabis, CEO von Google DeepMind, begrüßen Trumps Engagement für die Technologie. "Es scheint klar, dass die neue Regierung Technologie und deren Wachstum fördern wird", sagte Hassabis in einem Interview mit Bloomberg. "Und dabei lässt sich die Regierung von Leuten beraten, die wirklich verstehen, was an vorderster Front passiert."

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Wird KI die Ungleichheit vergrößern?

Der massive Investitionsplan hat auch ein Gefälle zwischen Regionen ins Rampenlicht gerückt, die vorhandene Ungleichheiten zu vergrößern droht. Die USA haben andere Länder bei der Anziehung privater Investitionen im Bereich KI abgehängt.

Im Jahr 2023 wurden in den USA insgesamt 67,2 Milliarden US-Dollar privat in KI investiert, fast neunmal mehr als im zweitplatzierten China. Dies geht aus einer jährlichen Studie zu KI-Trends des Stanford Institute for Human-Centered Artificial Intelligence hervor.

Experten warnen, dass die Konzentration von Investitionen dazu führe, dass dass einige wenige Länder KI-Innovation allein beherrschen. Der Global Innovation Index 2024 zeigt bereits, wie dominant reiche Länder hier sind - China war die einzige Ausnahme unter den 30 innovativsten Ländern.

Immer schon hat der technische Fortschritte Arbeitsplätze gefährdet - nun trifft es auch HochqualifizierteBild: Matthias Lindner/Bayer

Sicherung von Arbeitsplätzen

Auch jenseits von Trump diskutieren die Eliten in Davos über die Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte, dass die Technologie fast 40 Prozent der Arbeitsplätze weltweit betreffen werde, darunter auch Jobs von Hochqualifizierten.

Der IWF warnt auch davor, dass viele Entwicklungsländer aufgrund fehlender Infrastruktur und qualifizierter Arbeitskräfte Schwierigkeiten hätten, die Vorteile von KI zu nutzen, was die Ungleichheiten möglicherweise verschärfen wird.

"Wenn wir nicht die entsprechenden Regulierungen entwickeln, werden bei den KI-Investitionen eine Abwärtsspirale erleben", sagte Wamkele Mene, Generalsekretär des Sekretariats der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA), gegenüber der DW. "Geld fließt dann nur noch in Regionen, die bereits Investitionen angezogen haben."

Die Freihandelszone AfCFTA habe deshalb ein Protokoll zum digitalen Handel entwickelt, das auch neue Technologien wie KI berücksichtigt. So wolle man "ein Umfeld schaffen, in dem der Markt für Investitionen in Afrika offen ist."

Qualifizierte Arbeitskräfte

Experten sind sich einig, dass Länder in den Aufbau von IT-Infrastruktur, Bildung sowie in die Umschulung und Weiterbildung der Arbeitskräfte investieren müssen, um besser auf die zu erwartenden Umbrüche durch KI vorbereitet zu sein.

Vielen dient Indien als Beispiel. Das Land hat eine digitale Infrastruktur aufgebaut, um Hunderttausende Dörfer mit Hochgeschwindigkeitsinternet zu verbinden. Die indischen Delegierten in Davos heben auch hervor, wie sie KI in den Lehrplan von Schulen und Bildungseinrichtungen integrieren und mit Unternehmen zusammenarbeiten, um deren Mitarbeiter auf KI vorzubereiten.

"Künstliche Intelligenz ist die Zukunft und wir müssen sie annehmen", so Devendra Fadnavis, Ministerpräsident des industriell geprägten indischen Bundesstaates Maharashtra, zur DW. "Technologie ist wie ein Pferd, man muss es reiten."

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Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.

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