Weg der Zerstörung: Taifun Gaemi trifft auf Land in China
26. Juli 2024
Taifun Gaemi schwächt sich langsam ab, sorgt aber immer noch für Zerstörung im Nordwestpazifik. Jetzt trifft es auch China: Entwurzelte Bäume, Wassermassen auf den Straßen und Tausende Bürger sind vorerst ohne Zuhause.
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Nach den Philippinen und Taiwan hat der Taifun Gaemi jetzt die Küstenstädte von Chinas Provinz Fuijan mit heftigen Regenfällen und starkem Wind heimgesucht. Knapp 300.000 Menschen wurden aus ihren Häusern und Wohnungen in Sicherheit gebracht. Schulen, Märkte und Bürogebäude blieben geschlossen. Auch der öffentliche Nahverkehr wurde teilweise eingestellt.
In der Nachbarprovinz Zhejiang verwandelten sich Straßen in Flüsse und überall waren entwurzelte Bäume verstreut, wie Bilder im staatlichen chinesischen Fernsehsender CCTV zeigen. Für die neun Millionen Einwohner zählende Stadt Wenzhou wurde demnach die höchste Regenwarnstufe ausgerufen und fast 7000 Menschen in Sicherheit gebracht. Staatlichen Medien zufolge wird auch in den zentralen Provinzen Jiangxi und Henan mit starkem Regen gerechnet. In Guangdong, der bevölkerungsreichsten Provinz Chinas, wurde demnach in Erwartung des Wirbelsturms der Zugverkehr am Freitag teilweise eingestellt.
Abstufung zum Tropensturm
Gaemi wies in der Nähe seines Zentrums Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern auf und schwächte sich damit leicht von etwa 119 Stundenkilometern ab, die am Donnerstagabend gemessen wurden, als er in der Stadt Putian in Fujian landete. Obwohl Gaemi daher zu einem Tropensturm herabgestuft wurde, stellen seine ausgedehnten Wolkenbänder weiterhin ein erhebliches Überschwemmungsrisiko dar, insbesondere für die Flüsse in Zentralchina, die aufgrund der sommerlichen Regenfälle bereits gestiegen sind.
Der Staatssender CCTV berichtete unter Berufung auf die offizielle Wetterbehörde, dass sich der Taifun mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde in Richtung Nordwesten bewege, sich dabei jedoch allmählich abschwäche. Bislang wurden laut den Behörden auf dem chinesischen Festland keine Toten oder Verletzten durch den Sturm und die heftigen Regenfälle gemeldet.
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33 Tote auf den Philippinen
Gaemi war am Mittwochabend mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 190 Kilometern pro Stunde in Taiwan auf Land getroffen und hatte dabei schwere Schäden verursacht. Mindestens fünf Menschen kamen bei dem schwersten Taifun seit acht Jahren ums Leben, Teile der zweitgrößten Stadt des Inselstaats wurden überflutet.
Auch auf den Philippinen waren die Auswirkungen des Taifuns zu spüren: Zwar lag der Inselstaat nicht direkt auf der Route des Wirbelsturms, Gaemi verstärkte jedoch die in der Jahreszeit üblichen Monsunregenfälle und löste Erdrutsche und Überschwemmungen aus. Nach Angaben der Polizei kamen mindestens 30 Menschen ums Leben.
Taifun "Gaemi" wütet im Nordwest-Pazifik
Von den Philippinen über Taiwan nach China: Mit Sturmböen, heftigen Regenfällen, Flutwellen und Schlammlawinen richtet Taifun "Gaemi" schwere Schäden an.
Bild: Lisa Marie David/REUTERS
Rettungseinsatz in Manila
Helfer bringen einen Mann und seinen Hund in Manila in Sicherheit. Auf den Philippinen starben mehr als 20 Menschen nach schweren Überschwemmungen und Schlammlawinen durch Taifun "Gaemi". Allein in Manila ertranken sechs Menschen in den meterhohen Wassermassen. Die Hauptstadt des Inselstaats ist am stärksten betroffen von den Regenmassen: Gut 600.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
Bild: Lisa Marie David/REUTERS
Ölfrachter "MT Terra Nova" gesunken
Ein Hubschrauber der philippinischen Küstenwache auf Suche nach Schiffbrüchigen. Ein Tanker, der 1,4 Millionen Liter Öl geladen hatte, sank vor Manilas Küste. 16 der 17 Crewmitglieder konnten bereits schnell gerettet werden. Starker Regen und Wellengang beeinträchtigen die Bergungsmaßnahmen. Austretendes Öl könnte in der Bucht vor Manila eine massive Umweltkatastrophe nach sich ziehen.
Bild: Philippine Coast Guard/AP/picture alliance
"Wir sind jetzt wieder bei Null"
Die Bewohner des Stadtteils Marikina-City im Nordosten von Manila räumen nach den Überschwemmungen die schlammigen Straßen frei. Tausende Menschen haben in den Fluten alles verloren. Zenaida Cuerda, Straßenverkäuferin in der Millionenstadt, hoffte diesmal von den Überschwemmungen verschont zu bleiben, aber es kam anders: "Alles kam so plötzlich. Wir sind jetzt wieder bei Null", sagt sie.
Bild: Lisa Marie David/REUTERS
Wassermassen auf Brusthöhe
Ein Bus in Quezon, einem Bezirk im Norden der philippinischen Hauptstadt, steht verlassen in den Fluten. Die Wassermassen erreichten in Teilen der Stadt schnell Brusthöhe. Manila wurde nicht direkt durch den Taifun getroffen, sondern die saisonalen Monsunregenfälle verstärkt. In der dicht besiedelten Region bleiben Schulen und viele Büros geschlossen.
Stürmische Regenfälle führten auch in Taiwan zu Überschwemmungen und Schlammlawinen. Zwischenzeitlich waren mehr als 450.000 Haushalte ohne Strom. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 227 Kilometern pro Stunde traf der Taifun auf die taiwanesische Nordostküste im Bezirk Yilan. "Gaemi" ist der stärkste Wirbelsturm in der Region seit acht Jahren.
Bild: Pingtung Fire Department/AP/picture alliance
Flugbetrieb in Taiwan eingestellt
Der Flugbetrieb am Internationalen Flughafen Taoyuan in Taiwan wurde zwischenzeitlich eingestellt. Über 200 internationale Flüge wurden gestrichen und Passagiere mit Zielen in den Vereinigten Staaten, Vietnam, Japan und Australien mussten lange Wartezeiten in Kauf nehmen.
Bild: Daniel Ceng/Anadolu/picture alliance
Erste Flutwellen treffen China
Von Taiwan zieht der Supertaifun weiter nach China, heftige Flutwellen treffen die Küste in der südostchinesischen Provinz Fujian. Etwa 150.000 Menschen wurden aus Küstenstädten der Region in Sicherheit gebracht. Viele Flugzeuge müssen am Boden bleiben, der Verkehr auf Wasserstraßen und betroffenen Zugstrecken wurde weitgehend eingestellt.
Bild: Jiang Kehong/XinHua/dpa/picture alliance
Das Wasser geht, der Schlamm bleibt
In Manila fließen die Wassermassen derweil bereits langsam wieder ab. Dieses Schleppschiff ist im tiefen Schlamm stecken geblieben. Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos besuchte betroffene Stadtteile und sagte, es seien mehr Bezirke von den Überschwemmungen betroffen als bei Taifun "Ketsana" im Jahr 2009. "Das sind die Auswirkungen des Klimawandels", mahnt Marcos.
Bild: Ezra Acayan/Getty Images
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In der Bucht von Philippinens Hauptstadt Manila sank Behördenangaben zufolge am frühen Donnerstagmorgen ein Tanker mit 1,4 Millionen Litern Schweröl an Bord. Ein Besatzungsmitglied kam dabei ums Leben. Die Behörden warnten vor der schwerste Ölpest in der Geschichte des Landes, sollte das ganze Öl ins Meer gelangen.
Zwischen Juli und Oktober kommt es in der Region häufig zu Taifunen. Experten zufolge erhöht der Klimawandel die Intensität der Wirbelstürme, die mit heftigen Regenfällen, flutartigen Überschwemmungen und starken Windböen einhergehen. China erlebt bereits jetzt einen Sommer mit extremen Wetterlagen: Während der Osten und Süden des Lands mit heftigen Regenfällen zu kämpfen hat, leiden die Menschen im Norden unter aufeinanderfolgenden Hitzewellen.