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Wegkippen ist keine Lösung - Das Müllproblem in Kathmandu

16. Januar 2007

Die Stadt ist laut, lebendig - und dreckig. Hier suchen Kühe in Müllhaufen nach Nahrung. Einwohner waschen sich und ihre Kleidung am verdreckten Fluss. Die Stadtverwaltung hat keine klaren Konzepte zur Abfallentsorgung.

500 Tonnen Müll täglichBild: DW

Die Einwohnerzahlen wachsen rapide, die Müllberge wachsen mit. Mindestens 2,5 Millionen Menschen leben momentan in Kathmandu oder den umliegenden Ortschaften. Viele von ihnen sind wegen des jahrelangen Bürgerkriegs, der erst vor kurzem beendet wurde, in die nepalesische Hauptstadt gekommen.

Der Müllberg wächst

Kühe fressen Müll am StraßenrandBild: DW/Susanne Henn

Die Menschen trafen auf eine Stadt, die dem massiven Zustrom nicht gewachsen ist. Denn sie alle produzieren Müll, geschätzte 500 Tonnen pro Tag. Ein gut funktionierendes Entsorgungssystem gibt es nicht in der Stadt. Dafür immerhin seit 1997 ein Gesetz, dass die Schadstoffe im Abwasser regulieren soll. Ein einziger Blick auf den Zustand der Flüsse macht jedoch klar: Die Wasserqualität ist katastrophal.

"Der Bagmati-Fluss liegt schon im Krankenhaus, auf der Intensivstation. Ich sehe wenig Chancen, dass er da lebend wieder heraus kommt", sagt Umweltschützer Huta Ram Vaidya klagend. Der heilige Fluss, der früher einmal Kathmandu mit sauberem Wasser versorgt hat, ist längst eine Kloake. Über Jahre hinweg wurden die Flüsse hier ganz offiziell als Müllkippen genutzt. Nun ist das Wasser grau-braun, der Pegel niedrig, an den Ufern türmt sich der Abfall.

Notlösung Flussufer

Vielerorts leiten Fabriken dreist ihre Chemikalien ins Wasser. Strafen für Wasserverschmutzung sind zwar vorgesehen, doch die Täter werden nicht konsequent verfolgt - die Regierung sieht es nicht als Priorität an.

Chemikalien verschmutzen die FlüsseBild: DW

Vielen Einwohner dienen die Flüsse als preiswerte Müllkippe: Sie werfen ihren Hausmüll ans Ufer. Gleichzeitig nutzen sie das Flusswasser zum Baden und Wäsche waschen. Denn es herrscht Wasserknappheit im Kathmandu-Tal, wo die Wasserleitungen teils 150 Jahre alt und löchrig sind. Abwasser wird mit Trinkwasser vermischt - so breiten sich Krankheitskeime immer wieder leicht aus.

Wo bleibt die Müllabfuhr?

"Das Hauptproblem hier ist die Müllabfuhr, es gibt nur ein mangelhaftes System", kritisiert Toran Sharma, Umweltexperte aus Kathmandu. Für die Müllentsorgung ist eigentlich die Stadtverwaltung, die Kathmandu Metropolitan City (KMC), zuständig. Doch weil sie von der Menge des Abfalls überfordert ist, überlässt KMC in vielen Stadtteilen Privatunternehmen die Abholung des Hausmülls. Dafür müssen die Einwohner umgerechnet 1 - 1,50 Euro im Monat zahlen. Übrigens keine Garantie, dass ihr Müll auch regelmäßig entsorgt wird: Oft bleibt er wegen Streiks tagelang liegen.

Ein Wagen der privaten MüllabfuhrBild: DW/Susanne Henn

Alles, was nicht am Straßenrand oder an Flussufern landet, muss mit großem Aufwand zu einer provisorischen Müllkippe nach Sisdole gebracht werden, 28 Kilometer vom Zentrum Kathmandus entfernt. Aber auch Sisdole ist keine langfristige Lösung: Die Kapazitäten sind bald ausgeschöpft, lange bevor die nächste Müllkippe erbaut und eröffnet werden kann. Außerdem belastet die Müllkippe die Umwelt und Gesundheit der Anwohner sehr. Dementsprechend häufig gibt es Proteste, die die Arbeit der Stadtverwaltung erschweren.

Recycling und Kompost

"Man muss Abfall managen, nicht einfach wegkippen", sagt Bushan Tuladhar von der Nichtregierungsorganisation ENPHO. Er wünscht sich, dass das Müllaufkommen in Nepals Metropole schon an der Quelle reduziert wird - und sieht Hoffnung für Kathmandu in der Wieder- und Weiterverwertung von Abfällen.

Recycling aus PlastikBild: DW/Susanne Henn

Immerhin ist mindestens die Hälfte des Abfalls in Kathmandu Biomüll. Daraus kann wertvoller Kompost hergestellt werden. Kleine Initiativen in Privathaushalten und auf Märkten sind damit schon recht erfolgreich. Ein Obst- und Gemüsemarkt im Osten der Stadt hat zum Beispiel ein Pilotprojekt gestartet: Die Bioabfälle werden vor Ort kleingehackt und kompostiert. Das Endprodukt soll später gewinnbringend als Dünger an Bauern verkauft werden. Andere Bürgerinitiativen sammeln Plastik, Glas und Eisen - zum Verkauf oder zur Herstellung von Kunsthandwerk. So basteln Frauen aus alten Plastiktüten filigrane Schalen, Taschen oder Untersetzer.

Es geht nur gemeinsam

Für die Großstadt Kathmandu sind diese Aktivitäten bisher jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der Mehrheit fehlt das Problembewusstsein. Dazu sagt ein junger Mann, der im dreckigen Fluss seine Wäsche wäscht: "Einer allein kann diese Fläche nicht sauber halten. Alle müssen sich Mühe geben. Das gilt für die Bürger genauso wie für die Regierung!"

Autorin: Susanne Henn
Redaktion: Peter Koppen

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