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GlaubeVatikan

"Habemus Papam": Robert Prevost aus den USA ist neuer Papst

8. Mai 2025

Die katholische Kirche hat ein neues Oberhaupt: Robert Prevost ist der neue Papst Leo XIV. Er ist US-Amerikaner und doch ein Mann der Weltkirche.

Vatikanstadt 2025 | Papst Leo XIV erscheint nach Wahl auf dem Balkon des Petersdoms (08.05.2025)
Robert Prevost im päpstlichen Gewand bei seinem ersten Auftritt als KirchenoberhauptBild: Andrew Medichini/AP Photo/picture alliance

Diese Wahl ist eine Sensation - auch wenn der Name immer mal wieder als möglicher Nachfolger von Papst Franziskus genannt wurde. Erstmals wurde ein Kandidat aus den USA zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt, Robert Francis Prevost. In Zeiten von US-Präsident Donald Trump und dessen neuer Weltordnung wird nun ein US-Amerikaner als Papst sein römischer Gegenspieler.

Der neue Papst, der mehr als hundert Jahre nach dem letzten Leo-Papst den Namen Leo XIV. wählte, kommt ursprünglich aus Chicago. Dort wurde er am 14. September 1955 geboren. Doch nach Schulzeit, erstem Studium und Priesterweihe 1982 verließ er die USA und lebte dort eigentlich nie mehr für längere Zeit. Denn neben der US-amerikanischen hat er auch die peruanische Staatsangehörigkeit. Prevost studierte und promovierte in Rom.

Leiter des Augustinerordens

Bereits seit 1977 gehört er der Ordensgemeinschaft der Augustiner an. Dieser im 13. Jahrhundert entstandene Orden hat heute seine Schwerpunkte in der Seelsorge und der Bildungsarbeit. Ab 1985 war er in verschiedenen Funktionen für den Orden in Peru tätig, zeitweise auch als Professor der Theologie, zuletzt als Provinzoberer der Augustiner im Land.

Zeichen der Papstwahl um 18.08 Uhr: Weißer Rauch über der Sixtinischen KapelleBild: Dylan Martinez/REUTERS

2001 wechselte der US-amerikanische Peruaner nach Rom und wurde Generalprior des Augustinerordens, also ranghöchstes Mitglied des Ordens. Dort residierte er in einem durchaus beeindruckenden Komplex direkt außerhalb der Kolonnaden des Petersplatzes. Der Ordenskasse wird es übrigens gewiss ordentlich guttun, dass während eines Konklaves verschiedene Fernsehsender die Dachterrassen für Live-Übertragungen nutzen.

Doch Prevosts Weg sollte wieder nach Peru führen, erneut in den Norden, der zu den armen, wenn nicht ärmsten Regionen des Landes zählt. Papst Franziskus ernannte ihn im November 2014 zum Bischof und schickte ihn in die peruanische Stadt Chiclayo, zunächst als Apostolischen Administrator, dann ab September 2015 als Ortsbischof.

Lateinische Papst-Verkündung durch Kardinal Mamberti

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Während der vergangenen Jahrzehnte gab es - Peru ist weit weg von Rom, die Kirche des Landes steht gelegentlich unter dem Einfluss reaktionärer US-Kräfte - verschiedentlich kirchliche Probleme. Da wird Franziskus niemanden nach Peru geschickt haben, den er in Rom loswerden wollte.

Regelmäßige Kontakte zum Vatikan

Bereits 2019 und 2020 machte Papst Franziskus Robert Prevost zum Mitglied zweier wichtiger römischer Kongregationen. Das bedeutete für den Bischof regelmäßige Kontakte im Vatikan. Dem folgte Ende Januar 2023 der nächste Schritt: Prevost wurde Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe (eine eminent wichtige Behörde in einer Kirche, in der viele Geistliche Karriere machen wollen) und Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Bei seinem vorletzten Konsistorium im September 2023 ernannte Franziskus den Ordensmann zum Kardinal.

Eineinhalb Jahre später folgt die letzte Sprosse der kirchlichen Karriereleiter. Die Kardinäle wählten ihn zum Papst. Italienische Zeitungen ordneten ihn bereits im Vorfeld als Kandidaten ein, würdigten ihn als "amerikanischen Vermittler", der - so die Zeitung  "La Stampa" - zur "Überraschung des Konklaves" werden könne. Der Amerikaner verbinde "lehrmäßige Strenge, pastorales Mitgefühl und eine missionarische Vision des Evangeliums".

Keine Abkehr von Franziskus?

Die Wahl Prevosts ist gewiss keine Abkehr von den Franziskus-Jahren. In vielem, gerade in sozialen Fragen, wird der US-Amerikaner dem Argentinier folgen. Doch bei anderen Fragen positionierte sich Prevost deutlicher als der bisherige Papst. Beim Streitthema der Weihe von Frauen mahnte er, die Kirche müsse anders sein als die Gesellschaft. Die Weihe von Frauen löse "nicht unbedingt ein Problem", sondern schaffe vielleicht ein neues.

Santa Maria Maggiore: Letzte Ruhestätte von Franziskus

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Nach der Sensation Bergoglio, der aber im vatikanischen System nicht selten wie ein Fremdkörper wirkte und deshalb von vielen draußen so geschätzt wurde, kommt jemand, der durchaus das System von innen kennt und darauf pocht. Ein US-Amerikaner, der wahrlich kein typischer US-Amerikaner ist. Spannend, wie konsequent oder frei er in der Spur des Franziskus sein wird.

Es warten wichtige Termine

Dafür gibt es längst mehrere relevante Termine, die der Kalender oder auch der kirchenpolitische Plan des Vorgängers dem neuen Papst vorgeben. Selbstverständlich könnte der Leo-Papst, der ja im Grunde ein absolutistischer Herrscher ist, sich jeweils anders entscheiden. Aber das ist bei Prevost nicht zu erwarten.

Schon Ende Mai steht der 1700. Jahrestag des Beginns des Konzils von Nizäa an. Ein Jubiläum, das für die Ökumene höchste Relevanz hat. Im Jahr 325 wurde - vor jeder Aufspaltung der Christenheit - das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Seit langem hegten Papst Franziskus und der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. den Plan, nach Nizäa zu reisen. Die Stadt liegt heute im Landkreis Iznik in der Türkei, südöstlich von Istanbul.

Katholiken auf dem Petersplatz bei Verkündung des WahlausgangsBild: Eloisa Lopez/REUTERS

Wegen des Todes von Franziskus verschoben wurde die ungewöhnliche Heiligsprechung des an Leukämie früh verstorbenen Carlo Acutis (1991-2006), der als "Influenzer Gottes" verkauft wird. Sie war für den 27. April geplant. Und wird gewiss mit Leo XIV. bald nachgeholt werden. 

Relevanter wird es bei einem theologischen und kirchenpolitischen Herzensthema von Franziskus, dem Großprojekt Weltsynode. Noch während seines Krankenlagers, gut einen Monat vor seinem Tod kündigte der Vatikan - mit Genehmigung des Papstes - die Verlängerung dieses Reformvorhabens bis zum Oktober 2028 an.

Und er lieferte allen Bistümern weltweit konkrete zeitliche Vorgaben für Beratungen mit. Erst in gut drei Jahren soll dann eine große Kirchenversammlung in Rom stattfinden. 

Es liegt ein Schatten über dem Pontifikat

Es bleibt abzuwarten, wie eng oder weit Leo XIV.  die Themen auslegt. Aber er zählte zu den 55 Kardinälen des Konklaves, die bei der Weltsynode im Oktober 2023 und Oktober 2024 eingebunden waren.

Papst Leo XIV auf dem Balkon des PetersdomsBild: Francesco Sforza/REUTERS

Doch von Prevost war in diesen Tagen in Rom noch in anderem Zusammenhang die Rede. Ihm gilt eine Anzeige wegen Vertuschung von Missbrauch beim Vatikan. Am Mittwoch, kurz bevor einige hundert Meter weiter die Kardinäle in die Sixtinische Kapelle einzogen, bekräftigte die aus den USA kommende und international tätige Organisation "Survivors Network of Those Abused by Priests" (SNAP) vor Journalisten erneut ihre Vorwürfe gegen insgesamt sechs prominente Kardinäle. Auch gegen Prevost.

Wie auch die anderen beschuldigten Kardinäle wies der US-Amerikaner, ohne konkret zu werden, die Vorwürfe zurück. Und nun ist er Papst. Peter Isely vom SNAP-Vorstand warnte noch davor, einen der Beschuldigten zum Nachfolger von Franziskus zu wählen. Der neue Papst dürfe nicht vorbelastet sein und müsse endlich ernst machen mit der von seinem Vorgänger beschworenen "Nulltoleranzpolitik".

Transparenzhinweis: In einer ersten Fassung des Textes stand, dass Prevost im Dezember 2024 von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt wurde. Das erfolgte bereits im September 2023.  

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