Das Weihnachtsfest bringt auch 2021 wieder besondere Herausforderungen mit sich. Ein Leitfaden, wie sich deutsche Weihnachtsrituale trotzdem einhalten lassen.
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Ob es um die Zubereitung des richtigen Weihnachtsessens geht, das Singen der schönsten Weihnachtslieder oder das Befolgen der neuesten Corona-Regeln - die Feiertage sind auch ein Minenfeld, das die schönste Zeit des Jahres schnell zu einer chaotischen Angelegenheit machen kann.
Weihnachten wird in jeder Kultur unterschiedlich gefeiert. Doch gibt es einige allgemein gültige Regeln - vor allem, wenn es ums Essen geht. Weihnachten ist die Zeit der aromatischen, winterlichen Gerichte - egal, ob man an Heiligabend oder am ersten Weihnachtstag feiert.
In Deutschland steht die Vorweihnachtszeit ganz im Zeichen der Naschkatzen. In den vier Wochen der Adventszeit gibt es Süßigkeiten zum Nikolaustag, Lebkuchenhäuser, Glühwein auf Weihnachtsmärkten, mit Schokolade gefüllte Adventskalender und weihnachtliche Zusammenkünfte mit viel Gebäck.
Zu Weihnachten riecht's nach Fisch
In vielen deutschen Haushalten gibt es zu Weihnachten ein sehr schlichtes, rustikales Gericht: gebratenen oder gekochten Fisch - typischerweise Karpfen, von Kartoffelsalat und Sauerkraut begleitet.
Der Verzehr von Fisch ist vor allem bei Katholiken üblich. Leichte Mahlzeiten sind ein Zeichen des Fastens und der Besinnung an wichtigen Tagen im Kirchenkalender.
Andere Familien finden die Zubereitung von Fisch zu aufwendig und ersetzen ihn durch Wurst. Schließlich liebt in Deutschland fast jeder eine gute Wurst. Statistisch gesehen essen sogar die meisten Haushalte in Deutschland ein Wurstgericht zu Weihnachten.
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Auf der Jagd nach dem perfekten Weihnachtsschmaus
Für andere ist das Beisammensein mit der Familie Anlass für ein Festessen. Bei ihnen kommt ein deftiger Gänsebraten mit allem Drum und Dran auf den Tisch.
Ein Gänsebraten ist eine üppige Mahlzeit, die viel Vorbereitung erfordert und zu der bestimmte Beilagen gehören. Aus dem Bratensaft, der beim stundenlangen Braten der Gans in eine Pfanne am Boden des Ofens tropft, wird eine Bratensoße hergestellt.
Dazu gibt es Rotkohl und Klöße, die entweder aus Kartoffeln oder altem Brot zubereitet werden können. Manchmal werden Bratäpfel mit Nelken als zusätzliche Beilage gereicht. Viele bevorzugen sie aber als Nachspeise.
In einigen Haushalten kommt zu Weihnachten ein geschmorter Hase als Weihnachtsessen auf den Tisch. Dabei wird der Hase tagelang in Wein eingelegt, bevor er mit Gewürzen und Gemüse zu einem Eintopf gekocht wird.
Deutsche Weihnachten seit 1945
Das Weihnachtsfest hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark gewandelt. Wir zeigen Ihnen, wie man 1945 feierte, was es mit Jahresendflügelpuppen auf sich hat und wie deutsche Familien heute Weihnachten begehen.
Bild: Otto Noecker/dpa/picture alliance
"Oh Tannenbaum"
Millionen von Weihnachtsbäumen stehen in diesen Tagen in Deutschlands Wohnzimmern. Dabei hat die einfache Fichte längst ausgedient; eine Edeltanne muss es schon sein. Dem Schmuck sind dabei keine Grenzen gesetzt: Kerzen, Kugeln, Sterne, Figuren - alles ist erlaubt. Nicht nur Kinderaugen leuchten, wenn an Heiligabend alles in glänzender Pracht erstrahlt. Doch es gab auch andere Zeiten.
Bild: Patrick Pleul/dpa/picture alliance
Weihnachten 1945
Das erste Weihnachtsfest nach einem verheerenden Krieg. Deutschland liegt in Trümmern. Überall Flüchtlinge und Obdachlose. Die amerikanischen Besatzer sprechen bei der Stimmungslage in der Bevölkerung von Apathie und Resignation. Die wichtigste Frage zum Fest lautet: Wie bekomme ich etwas zu essen?
Bild: Ursula Litzmann/akg-images/picture alliance
Die ersten Jahre nach dem Krieg
1946 bis 1949 sind Jahre des Hungers. Wohltätigkeitsorganisationen veranstalten Bescherungen für Kinder, verteilen Schokolade oder Gebäck. Der Mangel an Essen und Wohnraum schweißt die Menschen zusammen. So gut es eben geht, versucht man, gemeinsam Weihnachten zu feiern und ein Essen auf den Tisch zu bringen. Es gibt sogar erste kleine Geschenke - aufgearbeitete Spielsachen und umgenähte Kleidung.
Bild: dpa/picture alliance
Weihnachten im Wirtschaftswunderland
In Westdeutschland kommt der Wiederaufbau in Fahrt, Weihnachten wird opulenter gefeiert. Geschenkt wird Notwendiges und Nützliches: Kleidung, Bettwäsche, Küchengeräte, ein Radio. Die Kinder bekommen neues Spielzeug. Echter Bohnenkaffee ist noch immer etwas Besonderes. Aus dem Wirtschaftswunderland machen sich Weihnachtspakete an die Verwandten in der "Ostzone", der DDR, auf den Weg.
Bild: Orlando/Three LionsGetty Images
Friedensfest mit Jahresendflügelpuppen
1950 bis 1959: Ostdeutschland ist mit dem Aufbau des Sozialismus beschäftigt. Doch weil Sozialismus und Christentum nicht zusammenpassen, wird Weihnachten - wie bereits im Nationalsozialismus - seiner christlichen Wurzeln beraubt und zu einem reinen Familien- und Friedensfest deklariert. In der DDR heißt Weihnachten Jahresendfest oder Friedensfest. Aus Engeln werden Jahresendflügelpuppen.
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Exportschlager der DDR
1960 bis 1969: Weihnachtsbriefmarken in der DDR zeigen offiziell Gegenstände der Volkskunst und keine christlichen Motive. Weihnachtliche Holzschnitzereien aus dem Erzgebirge wie Räuchermännchen und Co. sind aber weiterhin beliebt - auch im Westen - und ein Exportschlager des neuen kommunistischen Staates.
Bild: Ralf Hirschberger/dpa/picture alliance
Wachsender Konsum im Westen
1960 bis 1969: Im Westen ist der Wiederaufbau fast beendet, ein gewisser Wohlstand macht sich breit. Die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum werden wertvoller: Dazu gehören vor allem die neuesten Techniktrends und Luxusgüter. Erste Ansätze von Konsumkritik keimen auf, denn das Konsumdenken überlagert zunehmend die christliche Intention des Fests.
1970 bis 1975: Weihnachten wird wegen der sich rasant entwickelnden Kultur des Schenkens zum Hauptfest des Jahres. Eine Spitzenposition, die es im theologischen Ranking nicht hat: Dort stehen Karfreitag und Ostern oben. Doch die christliche Bedeutung von Weihnachten ist längst in den Hintergrund getreten. Zeitschriften geben Gestaltungstipps und setzen Dekotrends für Feier und Baum.
Bild: Soeren Stache/ZB/picture alliance
"Früher war mehr Lametta"
So lamentiert Opa Hoppenstedt 1978 in einem bekannten Sketch des Komikers Loriot zum Weihnachtsfest. Stimmt. Auch selbst gebastelter Schmuck ziert kaum noch den Baum, kann man ihn doch überall kaufen. Autorennbahnen, Kassettenrekorder, Farbfernseher - die Industrie hat alle Hände voll zu tun, die ungezügelten Konsumwünsche zu erfüllen.
Bild: Otto Noecker/dpa/picture alliance
Konsumflut unterm Baum
1980 bis 1989: Der Weihnachtskonsum ist ein Spiegel der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Wissenschaft konstatiert, dass die Westdeutschen bis Ende des Jahrzehnts in der Massenkonsumgesellschaft angekommen sind. Die Konsumflut schwappt bis unter den Weihnachtsbaum. Man schenkt Dinge, die nicht wirklich zum Leben benötigt werden, die Vergnügen bereiten oder die Freizeitbeschäftigung unterstützen.
In den 1990er-Jahren - die DDR gibt es nicht mehr - haben die 17 Millionen Menschen aus Ostdeutschland Nachholbedarf in Sachen Konsum, den es zu stillen gilt. Zu Weihnachten gibt es glänzende Geschäfte im Westen und Flaute beim Handel im Osten. Denn die neuen Bundesbürgerinnen und Bundesbürger decken einen großen Teil ihres Bedarfs im Einzelhandel des Westens, konstatieren Wirtschaftsforscher.
Bild: picture-alliance/dpa
Weihnachten im neuen Jahrtausend
Inzwischen kennen immer weniger Menschen die Ursprünge des Weihnachtsfestes. Es wird mehr und mehr zum Event. Besonders junge Leute gehen locker an das Fest heran, machen nach der Bescherung Party. Man verschenkt Konzerttickets, Erlebnis- und Wellness-Gutscheine und freut sich, dass man an den Feiertagen nicht arbeiten muss.
Bild: lev dolgachov/Zoonar/picture alliance
Internationale Trends
Regionale deutsche Bräuche des weihnachtlichen Feierns treten immer häufiger in den Hintergrund, die Gestaltung des Fests wird internationaler. Aus den USA stammt der Trend der Lichtdekorationen für Hausfassaden und Vorgärten. Inzwischen liegen die Produktionszentren für Weihnachtsutensilien in Fernost.
Bild: Soeren Stache/dpa/picture alliance
Besinnung auf den Ursprung
Viele Menschen meinen, der christliche Kern des Weihnachtsfestes sei längst auf der Strecke geblieben. Doch weit gefehlt: Es gibt immer mehr Familien, die sich am Heiligabend auf den Ursprung besinnen wollen: Und dann wird den Kindern unter dem Weihnachtsbaum die Geschichte von Maria und Josef und der Geburt Jesu vorgelesen.
Bild: Eibner-Pressefoto/picture alliance
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Vegane Weihnachten
In vielen Familien haben die Gäste unterschiedliche Bedürfnisse und die Gastgeberin oder der Gastgeber muss den Speiseplan anpassen, um darauf Rücksicht zu nehmen. Dafür müssen Gerichte lange im Voraus geplant werden.
Es gibt heutzutage sogar Rezepte für vegane Gans mit Tofu, Linsen und anderen Ersatzprodukten. Man kann Tempeh verwenden, um den Wildgeschmack von geschmortem Hasen zu imitieren. Mittlerweile verkaufen die meisten Supermärkte vegane Produkte.
Aber es ist unwahrscheinlich, dass man mit einem alles krönendem Hauptgericht alle Geschmäcker zufriedenstellt. Wenn man möglichst viele seiner Gäste beglücken will, müssen individuelle Portionen her, die auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Viele Deutsche bereiten komplizierte Gerichte vor und frieren sie ein, um am Weihnachtstag auf vegane und laktoseintolerante Weihnachtsgäste vorbereitet zu sein.
Ökobilanz des Weihnachtsbaums und CO2-Fußabdruck von Kerzen
Es gibt neben der Essensversorgung aber noch andere Hürden, die die Feiertage zunehmend zu einem logistischen Albtraum für die Organisatoren machen. Mag es nur der umweltbewusste Schwager sein, der an den CO2-Fußabdruck von Kerzen oder die Ökobilanz von Weihnachtsbäumen erinnert. Ganz unrecht hat er nicht: Eine durchschnittliche Kerze setzt etwa 10 Gramm CO2 frei. Und egal, ob der Weihnachtsbaum echt oder aus Plastik ist - besonders umweltfreundlich ist die Tradition auch nicht.
Am besten versucht man umweltbewussten Familienmitgliedern einfach entgegenzukommen, indem man beispielsweise elektrische oder batteriebetriebene Kerzen verwendet. Allerdings sollte man dann auch auf eine Diskussion über die Auswirkungen von Batterien auf die Natur vorbereitet sein - oder auf eine Debatte darüber, ob Geschenke in nicht recyceltem Papier verpackt werden sollten. Oder ob Bäume für Dekorationszwecke gefällt werden sollten, während der Regenwald stirbt.
In einer solchen Situation kann das Singen eines Weihnachtsliedes die Stimmung aufhellen. Wer liebt nicht eine herzerwärmende Weihnachtsmelodie bei leise rieselndem Schnee in einer stillen Nacht?
Bei der Zusammenstellung der Wiedergabeliste sollte man aber vielleicht einige Weihnachtslieder zuvor aussortieren. Jimmy Boyds "I Saw Mommy Kissing Santa Claus" eignet sich vielleicht nicht so gut, wenn man Kleinkinder zuhause hat und könnte bei manchen zu einem dauerhaften Trauma führen.
Das gleiche gilt übrigens auch für Weihnachtsfilme: Es gibt einige Klassiker, die heutzutage lieber nicht mehr auf Familienfeiern laufen sollten. Nicht jeder ist der Meinung, dass Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte es verdient hat, dass ihm vergeben wird, und einige haben begonnen, über frauenfeindliche Untertöne in Klassikern wie "It's a Wonderful Life" zu nachzudenken.
Für den 90-minütigen Filmspaß sollte man sich also mehrere Filme zur Auswahl bereithalten.
CO-HO-HO-RONA
Die Corona-Pandemie bedeutet, dass es noch mehr Dinge zu beachten gibt. Jeder, der Weihnachten plant, muss die Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen ernst nehmen und einhalten.
Auch dieses Jahr gilt beim Weihnachtsfest wohl: lieber Ellenbogenstöße oder Faustgrüße als Umarmungen mit Küsschen. Das heißt natürlich auch, dass Küsse unter dem Mistelzweig tabu sind! Anstelle sich Küsschen zu geben, könnte man Zettelchen schreiben und sie an den Zweig hängen, um den Liebsten Komplimente zu machen.
Das Wichtigste ist aber: Wenn Sie als Gastgeber oder Gastgeberin feststellen, dass Sie bei der Zubereitung des perfekt geschmorten Hasen oder des köstlichen Karpfens nichts mehr schmecken und riechen können, müssen Sie das Weihnachtsessen wahrscheinlich absagen und sich über die Feiertage selbst isolieren.
Wenigstens haben Sie dann eine Auswahl an Filmen, die Sie sich ansehen können - und Glühwein, der Sie warm hält.