Wer an Weihnachten seine Familie im Ausland besucht, bringt gerne ein Souvenir aus Deutschland mit. Wir haben junge Expats gefragt, welches Geschenk zuhause unter dem Baum nicht fehlen darf.
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Wenn Katharina an Weihnachten ihre Familie in Peru besucht, kann es sein, dass ihre Onkel, Tanten und Cousins vorher richtige "Bestellungen" bei ihr aufgeben. Denn in Deutschland, ganz speziell in Bonn, gibt es etwas, das anderswo schwer zu bekommen ist: Gummibärchen von Haribo. "Meine Familie schreibt meinem Vater dann, welche Haribo-Sorten sie sich wünschen, weil es die bei ihnen in Peru entweder gar nicht gibt oder nur in sehr teuer", erzählt sie. Deshalb macht Katharinas Vater sich im Advent zum Fabrikverkauf in Bonn auf und kauft großzügig ein. "Oft ist gefühlt der halbe Koffer voll", sagt Katharina. Wer im Ausland Lust auf die deutschen Weingummis hat, muss oft ein Vielfaches des Preises berappen. Umso schöner, wenn die Süßigkeiten unter dem Christbaum Freude bereiten.
Knapp ein Viertel der Deutschen hat Familie im Ausland
Weihnachten, das bedeutet für viele Menschen Heimat. Traditionell gilt es als Fest der Familie. Wenn die Liebsten weit weg leben, wird die Vorweihnachtszeit für viele zur Reisezeit: In den Tagen vor Heiligabend sind Zugfahrten deutlich teurer, Flughäfen verzeichnen doppelt so viele Gäste wie sonst. Wer an Weihnachten zuhause sein will, muss volle Straßen und Züge in Kauf nehmen. Während Reisende mit Familie in Deutschland nur ein paar Städte weiter fahren müssen, haben andere es viel weiter zu ihren Freunden, Eltern und Geschwistern: In Deutschland leben rund 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte.
In einigen der Herkunftsländer wird ebenfalls Weihnachten gefeiert, auch, wenn die Traditionen sich bisweilen stark unterscheiden: Würstchen mit Kartoffelsalat gibt es beispielsweise an Heiligabend in Polen oder Frankreich nicht. Umso schöner ist es, etwas über Bräuche aus anderen Ländern zu erfahren. Ist die Reise erst einmal gebucht, darf eines nicht fehlen: ein festliches Mitbringsel aus Deutschland. Möglichkeiten gibt es viele.
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Traditionelles Gebäck und festliche Deko
Die Deutsche Zentrale für Tourismus macht verschiedene Vorschläge: In Lübeck gibt es demnach das beste Marzipan, in Dresden den authentischsten Stollen und in Nürnberg die originalsten Lebkuchen. Auch Spekulatius, Baumkuchen und die sogenannten Bethmännchen, Marzipankugeln aus Frankfurt, sind typisch deutsche Spezialitäten. Aber nicht jedes Geschenk muss in wenigen Minuten verputzt sein.
Wer Dekorationen mag, kann seiner Familie einen traditionellen Nussknacker aus Sachsen mitbringen oder mundgeblasene Weihnachtskugeln aus dem Erzgebirge. Dort werden auch die handgemachten Räuchermännchen geschnitzt: kleine Holzfiguren, in die eine Räucherkerze gestellt werden kann. Durch ein Mundloch verbreitet sie dann einen adventlichen Duft.
Schon gewusst? Auch der Adventskalender ist eine deutsche Erfindung. Schon 1839 sollte er den Kindern eines Heims in Hamburg die Wartezeit bis Weihnachten versüßen. "Die Familie meiner Freundin kommt aus Spanien", erzählt Alexander aus Düsseldorf. "Für sie habe ich ein kleines Paket mit Weihnachtsmännern gemacht. Auch ein Adventskalender war dabei. Das kam beides sehr gut an."
Clémence kommt ursprünglich aus Frankreich, arbeitet aber in Deutschland als Sopranistin. Wenn sie an Weihnachten ihre Familie besucht, bringt sie gerne Stollen, Lebkuchengewürze, oder Ausstechformen für Plätzchen mit. "Manchmal auch Bier!", lacht sie. Das ist zwar nicht das weihnachtlichste aller Getränke, aber eben auch eine deutsche Spezialität. Für Andrea, deren Eltern in Portugal leben, dürfen auf der Fahrt nach Hause im Koffer Christbaumschmuck oder traditionelle Holzspielzeuge nicht fehlen.
Es muss nicht immer traditionell sein
Cecilia kommt hingegen aus Korea und schnappt sich für den Besuch dort gerne ein paar Tassen mit typischen Weihnachtsmarkt-Motiven. Die gibt es anderswo nicht - zumindest nicht mit deutschem Aufdruck. In London, New York oder Singapur haben die festlichen Märkte mittlerweile auch Einzug gehalten.
Deutschland ist zwar Ursprung vieler Weihnachtsbräuche, aber ein gutes Mitbringsel muss nicht immer traditionell sein - so wie die exklusiven Haribo-Sorten für Katharinas Familie in Peru. Sara besucht an Heiligabend ihre Familie in Kroatien. Was sie dann im Koffer hat? "Aperol vom Flughafen", verrät sie. "Oder eine XXL-Packung Kinder Schokolade. Für mich das ultimative Symbol für den Westen."
Zum 1. Advent: Weihnachtsbräuche und ihre Geschichte
Wer erfand den Adventskranz? Woher kommt das Christkind? Und seit wann gibt es eigentlich Weihnachtsmärkte? Viele international bekannte Sitten und Bräuche in Advent und Weihnachtszeit stammen aus Deutschland.
Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/picture alliance
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt ...
Heute zünden viele Deutsche die erste von vier Kerzen auf ihrem Adventskranz an. Ursprünglich hatte der Adventskranz jedoch 24 Kerzen und bestand ansonsten aus Holz. Sein Erfinder: Hinrich Wichern, ein evangelischer Theologe und Erzieher. 1839 übergab er den ersten Adventskranz seinen Schützlingen im "Rauhen Haus", das er als Asyl für schwer erziehbare Söhne armer Familien gegründet hatte.
Bild: picture-alliance/dpa
Getümmel auf dem Weihnachtsmarkt
Schon im Spätmittelalter drängte man sich während der Vorweihnachtszeit über Weihnachtsmärkte. Allerdings ging es damals nicht ums Glühweintrinken, sondern vielmehr darum, sich für die kalte Jahreszeit mit Lebensmitteln einzudecken. Später durften auch Handwerker, Spielzeugmacher und Süßwarenhändler ihre Waren anbieten. Mittlerweile findet man Weihnachtsmärkte überall auf der Welt.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Thieme
Es schneit, kommt alle aus dem Haus!
Mit steigendem Wohlstand entwickelten die Menschen im 19. Jahrhundert eine versöhnlichere Haltung zum Winter. Sie gewannen der harten, rauen Jahreszeit zunehmend etwas Fröhliches, ja Romantisches ab. Das veränderte auch die Schneemänner - und freundliche Mienen ersetzten ihre einst grimmigen und bedrohlichen Fratzen. Als Erfinder wird der italienische Renaissancemaler Michelangelo gehandelt.
Bild: picture-alliance/beyond/J. Fankhauser
Ein Baum erobert die Welt
Schützend hält er seine Zweige über die Gaben des Christkinds. Der Tannenbaum zu Weihnachten blieb zunächst ein Privileg der Wohlhabenden. Erst als im 19. Jahrhundert vermehrt Tannen- und Fichtenwälder angelegt wurden, konnten sich mehr Familien ein Bäumchen leisten. Später verbreitete sich der Brauch von Deutschland aus über die ganze Welt. Dieses Foto entstand in der Japans Hauptstadt Tokio.
Bild: Reuters/Y. Shino
Christkind statt Nikolaus
Im Mittelalter wurden Kinder noch am 6. Dezember vom Heiligen Nikolaus beschenkt. Protestanten hielten jedoch nichts von dieser katholischen Heiligenverehrung. Und so sorgte wahrscheinlich der Reformator Martin Luther dafür, dass die Bescherung auf den 24. Dezember verlegt wurde. Von nun an brachte Jesus alias das "Christkind" die Geschenke.
Bild: Fotolia/ChaotiC_PhotographY
Weihnachtsmann statt Christkind
Gleichwohl bringt Sankt Nikolaus vielen Kindern in Deutschland am 6. Dezember zumindest ein kleines Geschenk. Nur wenn er an Heilig Abend kommt, heißt er Weihnachtsmann. Anders auf Englisch, da heißt er auch an Weihnachten Santa Claus. Diese Holzfiguren sind typische Schnitzereien aus dem Erzgebirge, sie zeigen allerdings den Weihnachtsmann, wie Coca Cola ihn in den 1930 er erfand. Noch Fragen?
Bild: Frank Hammerschmidt/dpa/picture alliance
Heilige Gaben
Apropos Geschenke: In Deutschland gibt es sie an Heiligabend und zwar bei der "Bescherung". Das Wort kommt vom mittelhochdeutschen Wort "beschern", was so viel wie "zuteilen von Gott" bedeutet. Hintergrund war also die Auffassung, dass die Weihnachtsgeschenke göttliche Gaben seien. Dieser Glaube hält sich - zumindest bei einigen Kindern - bis heute.
Bild: picture alliance/chromorange/E. Weingartner
Nächtliche Besinnlichkeit
Jedes Jahr lockt Weihnachten Menschen in die Kirche, die dort eher selten anzutreffen sind. Die "Christmette" ist die traditionelle Mitternachtsmesse an Heiligabend. Das Wort "Mette" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "morgendlich". Bis ins 18. Jahrhundert fand die Messe nämlich in den frühen Morgenstunden des 25. Dezember statt. Die Zeremonie selbst hat sich hingegen kaum verändert.
Bild: picture alliance / Bildagentur Huber
Es begab sich aber zu einer Zeit...
Schon seit Jahrhunderten führen Laienschauspieler die Weihnachtsgeschichte auf. Früher enthielt das sogenannte "Weihnachtsspiel" noch zusätzliche Szenen aus der Bibel, wie beispielsweise die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Im Laufe der Zeit konzentrierte sich die Darbietung aber immer mehr auf die Erzählung von Jesu Geburt, dem heutigen Krippenspiel.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt
Weihnachtsgans oder Kartoffelsalat?
Einige verbinden das Weihnachtsfest mit besonders aufwendigen Gerichten wie Gänsebraten. Andere bleiben ganz simpel bei Kartoffelsalat und Würstchen. Während die wohlhabenderen Familien früher traditionell eine Gans aßen, blieb der ärmeren Schicht nur die einfache Kost.
Bild: Fotolia
Rauhe Nächte nach dem Fest
Die zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar können besonders rau ausfallen - kommt daher der Name Rauhnächte? Nein, "rau" stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet "haarig". Damit sind die fellbekleideten Dämonen gemeint, die laut Volksglauben während dieser Nächte umherstreifen. Ferngehalten wurden die Dämonen mit Weihrauch.