Landschaften
Wo die Saale in einem großen Bogen um die alte Bischofsstadt Naumburg fließt und das Wasser der Unstrut mit zur Elbe nimmt, liegt die Weinregion Saale-Unstrut: eine grüne Idylle aus uralten Steilterrassen mit Weinbergshäuschen, Streuobstwiesen, Hainen und anmutigen Auen. Diese Landschaft zwischen Gera und Eisenach, zwischen Thüringer Wald und Harz ist eines der ältesten deutschen Weinanbaugebiete. Hier, nördlich des 51. Breitengrades, wird seit über 1000 Jahren Wein angebaut.
Schwere Arbeit in Steillagen
Die Erträge sind auf Grund des Kontinentalklimas mit oft strengen Frösten allerdings recht starken Schwankungen unterworfen. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von 50 Hektoliter pro Hektar erreicht man lediglich ein Drittel der Mengen, die beispielsweise in der Pfalz möglich sind. Die erschwerten Bedingungen in den Steillagen sind ein Grund für die recht hohen Preise für Saale-Unstrut-Weine. Die meisten Erzeuger sind so genannte Mondschein- oder Feierabendwinzer, die ihren Rebgarten im Nebenerwerb bearbeiten.
Hauptorte Naumburg und Freyburg
Die Weinberge erstreckten sich einst bis nach Jena in Thüringen. Dort wachsen heute wieder Reben bei Bad Sulza an der Ilm, die der Weinregion Saale-Unstrut zugeordnet sind. Auch Weinberge im Tal der Weißen Elster bei Zeitz gehören dazu wie verstreute Weininseln bei Werder westlich von Potsdam, bei Westerhausen nahe Quedlinburg und bei Seeburg am Süßen See. In Zappendorf östlich von Seeburg liegt der ehemalige Weinberg der Familie des Komponisten Georg Friedrich Händel. Die wichtigsten Weinbauorte aber sind Naumburg und Freyburg. Die 520 Mitglieder der dortigen Winzervereinigung bewirtschaften mehr als die Hälfte der gesamten Rebfläche.
Ausdrucksstarke Weine
In der Region sind insgesamt über 40 verschiedene Rebsorten im Anbau. Die klassischen Saale-Unstrut-Rebsorten sind im Weißweinbereich der Silvaner, im Rotweinbereich der Portugieser. Spätburgunder und Riesling sind erst ab 1935 in verstärktem Maße gepflanzt worden, haben aber nie mengenmäßig oder flächenmäßig große Bedeutung gehabt. Die größte Renaissance erleben die Winzer bei den Burgundersorten: Die Weiß- und Grauburgunder passen auf die Böden und bringen sehr ausdrucksstarke Weine.
Süße Verführung
1835 begann die Schaumweinherstellung. Als die moussierenden Weine in Mode kamen, wurde 1856 in Freyburg die Rotkäppchen-Sektkellerei gegründet, die aus den einheimischen Weinen Sekt machte. Ab 1947 stellte Rotkäppchen als Volkseigener Betrieb eine der süßesten Verführungen des Ostens her. 1989 lag der Absatz bei 15 Millionen Flaschen pro Jahr. Der ging nach der Wende zunächst dramatisch zurück. Doch das Unternehmen wurde bald wieder erfolgreich, integrierte die Marken "Mumm", "MM extra" sowie "Geldermann".
Architektonisches Schmuckstück der Sektkellerei ist der 100 Jahre alte Lichthof, der heute als Kulisse für Konzerte genutzt wird. Unter der Erde locken eine fünfgeschossige Kelleranlage und der mächtige Domkeller mit dem 120.000 Liter fassenden größten geschnitzten Cuvée-Fass Deutschlands. (pg/wa)