Nicht sehr viel, aber vielleicht sehr gut. Die deutschen Winzer stecken gerade mitten in der Weinlese, und die Stimmung in den Anbaugebieten ist positiv. Gute Nachrichten für Weintrinker, denn die Preise bleiben stabil.
Bei der Weinlese in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/Uwe Anspach
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Die Reben haben von dem sonnigen und trockenen Sommer in Deutschland zumeist profitiert, hört man aus den Weinbergen. Die Winzer sind zufrieden mit der Qualität der Trauben, die sie derzeit einfahren, berichtet das Deutsche Weininstitut DWI.
Beinahe euphorisch blickt Winzer Gert Aldinger in seine Weinberge bei Fellbach in Schwaben: "Ich bin jetzt 59 Jahre alt, aber ich habe noch nie so schöne Trauben gesehen", sagte er dem Berliner "Tagesspiegel". Positive Nachrichten kommen auch aus den Weingegenden in Franken, Rheinhessen und der Pfalz.
Gute Erträge in Europa
In Deutschlands Weinbauregionen hat es in diesem Jahr sehr wenig geregnet. Wegen des geringen Wasserangebots sind die Beeren deshalb insgesamt kleiner geblieben. Das merkt man bei der Menge. Die Erträge liegen ersten Schätzungen zufolge unter der Ernte des letzten Jahres. Die Branche rechnet mit rund 8,8 Millionen Hektoliter - das wären vier Prozent weniger als im Vorjahr.
Weniger Angebot und dazu eine bessere Qualität - nach allen Regeln des Geschäftslebens müßten in der Folge eigentlich die Preise anziehen. "So funktioniert das nicht", setzt der Winzer Bastian Klohr, dagegen. Er ist Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Weinbiet in der Pfalz: "Der Weinmarkt ist global angelegt." Man stehe nun mal in Konkurrenz zu Weinen aus anderen Weltregionen, daher werden die Preise für deutschen Wein nach seiner Einschätzung in diesem Jahr nicht steigen. Klohr rechnet mit 20 Prozent geringeren Ernteerträgen in diesem Jahr. Aber er fürchtet, trotz guter Weine dürften die Winzer hierzulande weniger verdienen als in den Jahren zuvor.
Weinlandschaften in Deutschland
In Deutschlands 13 Weinanbauregionen wird im Herbst geerntet, gekeltert und veredelt. Ein Ausflug in die Welt von Riesling, Silvaner, Müller Thurgau und Co.
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Herbst ist Weinernte-Zeit
Durch die Vielzahl der Rebsorten, von früh bis spät reifenden Früchten, zieht sich die Weinernte über mehrere Monate hin. Die frühen Sorten werden ab August geerntet, die Hauptlese beginnt dann meist Mitte September, spätreife Sorten wie Riesling werden manchmal sogar noch Anfang November eingebracht. Ein Ausflug in die Weinlandschaften Deutschlands.
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Rheinhessen
26.000 Hektar umfasst die Rebfläche zwischen Worms, Mainz und Bingen. Es ist Deutschlands größtes Weinanbaugebiet. Schon im 9. Jahrhundert wurde hier in 88 Gemeinden Wein angebaut. Rheinhessen hat auch die älteste deutsche Weinbergslage: die Niersteiner Glöck, urkundlich belegt aus dem Jahr 742. Tradition verpflichtet: Von den 136 Gemeinden Rheinhessens bauen nur fünf keinen Wein an.
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Rheingau
Der Rhein ist für den Wein ein Schicksalsfluss. Sechs Weinbaugebiete schmiegen sich an seine Ufer. Auch der Rheingau zwischen Hochheim und Lorch. Die Spätlese wurde hier erfunden. Kloster Eberbach ist ein Meilenstein der Weinkultur. Seine Gründer waren Zisterziensermönche aus dem Burgund. Den Wein brachten sie gleich mit, machten ihn zum Exportschlager und das Kloster berühmt.
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Mittelrhein
Ab Bingen legt sich der Rhein so richtig in die Kurve. Hier beginnt das Mittelrheintal. Das Flussbett wird schmaler und gräbt sich spektakulär durch das Rheinische Schiefergebirge. Der Weinbau prägt die Landschaft. Bis vor die Tore Bonns ziehen sich die terrassierten Steillagen. Mit seinen Burgen und mittelalterlichen Städtchen gehört das Mittelrheintal seit 2002 zum UNESCO-Welterbe.
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Pfalz
Es ist eine Weinregion mit Superlativen: Das größte Weinfest und das größte Weinfass der Welt sind beide in Bad Dürkheim zu Hause. Und: Deutschlands erste Weinroute, die Deutsche Weinstraße, verläuft durch die Pfalz. Auf 85 Kilometern verknüpft sie 130 Weinorte zwischen Bockenheim und Schweigen an der Grenze zu Frankreich. Und jedes Jahr wird in Neustadt die Deutsche Weinkönigin gekürt.
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Franken
Die Verpackung macht’s: Die bauchige Flasche, der Bocksbeutel, ist das Markenzeichen des Frankenweins. Auffallend anders geben sich auch viele junge Winzer der Weinbauregion. Sie verzichten auf romantischen Schnickschnack und präsentieren ihre Weine in modernen Vinotheken. Ihr Credo: Qualität statt Quantität. Wein wird in Franken seit über 1200 Jahren angebaut, vor allem am Main.
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Mosel
Steil, steiler, am steilsten. Der Calmont bei Bremm an der Mosel ist mit einer Höhe von 380 Metern und einer Neigung von bis zu 68 Grad der steilste Weinberg Europas. Die Zahnradbahn ist der einzige maschinelle Erntehelfer. Der Rest ist Handarbeit. Das Anbaugebiet an Mosel, Saar und Ruwer gilt als älteste Weinregion Deutschlands. Den Römern sei Dank: Sie importierten den Weinbau vor 2000 Jahren.
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Baden
Von der Sonne verwöhnt, erstreckt sich das drittgrößte deutsche Weinbaugebiet vom Bodensee im Süden, entlang des Rheins, bis hinauf nach Tauberfranken. Baden gilt als die wärmste Region Deutschlands. Die Trauben erreichen einen höheren Oechslegrad - also natürlichen Alkoholgehalt - als in jeder anderen deutschen Weinregion. Baden ist der wichtigste deutsche Lieferant für Spätburgunder.
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Württemberg
In diesem Weinbaugebiet mit den Zentren Stuttgart und Heilbronn ist der Wein so etwas wie das Nationalgetränk. Der Pro-Kopf-Verbrauch soll hier doppelt so hoch sein wie im Rest der Republik. Und in keiner anderen Stadt wird so viel Wein produziert wie in Stuttgart. Jedes Jahr lädt das "Stuttgarter Weindorf" zur Verkostung ein. Landestypisch ist der Trollinger, ein Rotwein.
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Saale-Unstrut
Entlang der Flüsse Saale und Unstrut erstreckt sich Deutschlands nördlichstes Weinbaugebiet. Hier spielt der 51. Breitengrad Schicksal - die natürliche Klimagrenze für Weinanbau. Badische Oechslegrade? Ein ferner Traum. Die Weine sind herb, die Erträge gering. Aber die Winzer haben gelernt, der Natur Spitzenweine abzutrotzen. Die Nachfrage ist groß.
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Ahr
In Ahr befindet sich das mit 564 Hektar kleinste deutsche Weinanbaugebiet, aber wiederum das größte zusammenhängende Rotweingebiet Deutschlands. Es liegt im Norden von Rheinland-Pfalz bei Köln und Bonn an den Bergen der Eifel. Die Flut im Juli 2021 zerstörte 50 Hektar, diese werden aber wieder aufgebaut.
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Sachsen
Ebenso wie Saale-Unstrut liegt die Weinregion Sachsen in den neuen Bundesländern und hat mit der Wiedervereinigung 1990 eine Belebung erfahren. Eine Spezialität sind die Sekte, etwa von Schloss Wackerbarth, der zweitältesten Sektkellerei Deutschlands. Immer am letzten Augustwochenende laden mehr als 25 sächsische Weingüter zu Kellerbesichtigungen, Weinbergführungen und Verkostungen ein.
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Nahe
Das Nahe-Gebiet liegt zwischen Mosel und Rhein. Hier wachsen auf rund 4000 Hektar Rebsorten wie Riesling, Rivaner und Silvaner. Es gehört zu den kleineren Weinbaugebieten. Am besten lernt man die Region über die idyllische Naheweinstraße kennen oder bei einer Tour auf dem Nahe-Radweg. Wanderern bieten sich auf dem 100 Kilometer langen Weinwanderweg Rhein-Nahe traumhaft schöne Ausblicke.
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Hessische Bergstraße
Nördlich von Heidelberg erstreckt sich diese Rebfläche. Sie ist nur 452 Hektar groß, hat aber 233 verschiedene Bodentypen. Das macht sie besonders. Die Weine unterscheiden sich von Lage zu Lage. Es sind Raritäten, die man kaum in den Geschäften findet. Sie werden fast ausnahmslos vor Ort vermarktet - und ausgetrunken.
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Die deutschen Produzenten kamen mit ihren Weinen nach Angaben des Deutschen Weininstituts zuletzt auf einen Jahresumsatz von etwa 3,5 Milliarden Euro - der dürfte wohl sinken.
In anderen großen Weinbauregionen Europas werden größere Erträge als im Vorjahr erwartet. Die EU-Kommission schätzt das Plus auf fast drei Prozent. Die drei größten Weinbau betreibenden Länder der EU sind Spanien, Frankreich und Italien. Auf sie entfällt etwas mehr als 80 Prozent der gesamten Weinmosternte in der EU.