Kenia Nairobi
23. September 2013 Mehr als 60 Tote zählt das kenianische Rote Kreuz am Montag (23.09.2013) - und die Zahl der Opfer droht weiter zu steigen. 63 Menschen werden noch vermisst. Unklar ist, wie viele Geiseln sich in der Gewalt der Terroristen befinden. Am Montag Morgen waren erneut Schüsse und Explosionen aus dem Inneren des Einkaufszentrums zu hören.
Kenianische Sicherheitskräfte versuchen - angeblich von einer israelischen Spezialeinheit geführt -, das Gebäude in ihre Gewalt zu bringen. Präsident Uhuru Kenyatta sagte vor der Presse, die Spezialkräfte hätten die Attentäter in einen bestimmten Gebäudeteil zurückgedrängt. "Wir haben gute Chancen, die Terroristen zu neutralisieren".
Laut Zeugenaussagen hatten am Samstagmittag zehn bis 15 vermummte und schwer bewaffnete Täter das Einkaufszentrum gestürmt und wahllos Menschen erschossen: Kenianer, Südafrikaner, aber auch Australier, Briten, Franzosen und Niederländer. Die Maskierten hätten "Gott ist groß" gerufen und arabische Schriftzeichen hochgehalten. Wer sie lesen konnte, berichten Entkommene, habe gehen dürfen. Alle anderen seien erschossen worden.
Westerwelle verurteilt Attacke scharf
Von möglichen deutschen Opfern ist bisher nichts bekannt. Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte den Angriff auf das Schärfste. "In dieser schweren Stunde fühlen wir uns dem kenianischen Volk tief verbunden. Wir trauern mit den Familien und Freunden der zahlreichen Toten, den Verletzten wünschen wir eine rasche Genesung. Wir wünschen uns, dass es gelingt, die Täter und Hintermänner dieses schrecklichen Attentats schnell zur Verantwortung zu ziehen."
US-Präsident Barack Obama telefonierte mit seinem kenianischen Amtskollegen Uhuru Kenyatta und sprach ihm sein Beileid aus. "Die USA stehen zur Unterstützung bei der Strafverfolgung der Täter bereit." Kenyatta hat nach eigenen Angaben selbst einen Neffen bei der Attacke verloren. "Die Täter werden nicht davonkommen mit ihren verachtenswerten, abscheulichen Gewaltakten. Wir werden die Drahtzieher hart und sehr schmerzvoll bestrafen", drohte Kenias Staatschef.
Die radikalislamische, mit Al-Kaida verbundene Al-Shabaab-Miliz, die von Somalia aus operiert, hat die Verantwortung für die grausame Tat übernommen. Es sei ein Vergeltungsschlag für angebliche Verbrechen der kenianischen Armee in Somalia. Kenia ist Teil der AMISOM-Mission im Nachbarland und unterstützt den Neuaufbau - auch gegen extremistische Kräfte wie die Al-Shabaab.
Kenias Parteien wollen keine Reisewarnung
In mehreren Kliniken Nairobis werden Verletzte behandelt. Mehr als tausend Menschen konnten aus dem Einkaufszentrum gerettet werden. Das oft tief gespaltene Kenia rückt in diesen Stunden näher zusammen. Regierungslager und Opposition verbreiteten eine gemeinsame Erklärung. "In einer Zeit wie dieser müssen wir als politische Führer zusammenstehen", sagte der frühere Premierminister Raila Odinga. In dem Statement appellieren sie an die Internationale Gemeinschaft, Kenia zu unterstützen, aber auf voreilige Reisewarnungen zu verzichten. "Dieser ungestrafte Akt zielt darauf, die Einheit unseres Volkes zu zerstören. Aber es ist nicht die Zeit, um Reisehinweise herauszugeben. Terroristische Attacken gibt es überall auf der Welt."