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Technik

Das Galaxy Note 7 schmort und schmort

9. Oktober 2016

Weltweit tauscht Samsung sein Top-Smartphone aus, um die Probleme mit dem Akku zu lösen. Viel zu bringen scheint es nicht: Die nächsten Austauschgeräte sind verschmort. Bisher steckt Samsung das finanziell weg.

Samsung Galaxy Note 7 Recall
2,5 Millionen Smartphones sollen wegen Brandgefahr ausgetauscht werdenBild: Getty Images/G. Frey

Nachdem am Mittwoch wegen eines qualmenden Smartphones ein Flugzeug geräumt wurde, haben zwei weitere US-Verbraucher berichtet, ihre bereits ausgetauschten Galaxy Note 7 hätten gebrannt. Binnen einer Woche sind damit drei Zwischenfälle mit Ersatzgeräten bekannt geworden. Samsung hatte zuvor mitgeteilt, dass die feueranfälligen Geräte auf den Hauptmärkten USA und Südkorea ausgetauscht worden seien.

Am Wochenende erzählte eine 13-Jährige dem US-Sender KTSP, sie habe am Freitag zunächst ein brennendes Gefühl an ihrem Daumen gespürt, dann habe das Telefon unter anderem die Schutzhülle weggeschmolzen. Auf Bildern waren Brandschäden an dem Gerät zu sehen. Der Vater des Mädchens aus Farmington im Bundesstaat Connecticut legte dem Sender Kaufbelege vor, laut denen das Ersatzgerät am 21. September im Austausch gegen ein zurückgerufenes Note 7 erhalten worden sei. Samsung erklärte KTSP, der Fall werde geprüft.

Vergiftungserscheinungen nach verqualmten Schlafzimmer

In einem weiteren Fall berichtete ein Mann dem Sender WKYT, er sei bereits am Dienstag um vier Uhr morgens zu einem zischenden Geräusch aufgewacht - und das Schlafzimmer sei mit Rauch von einem brennenden Note 7 gefüllt gewesen. Er habe sein Austauschgerät gut eine Woche genutzt. Es sei in der Nacht nicht zum Aufladen ans Stromnetz angeschlossen gewesen, sagte der Mann aus Nicholasville im Bundesstaat Kentucky. Er meldete sich mit Vergiftungserscheinungen im Krankenhaus.

Warnung am Flughafen - das Samsung Galaxy Note 7 darf nicht mit an BordBild: Getty Images/AFP/G. Baker

Samsung hatte nach dem Brand im noch am Gate stehenden Flugzeug in Louisville, ebenfalls in Kentucky, erklärt, das Unternehmen könne sich erst dazu äußern, ob es sich um ein Ersatzgerät handele, wenn es das Gerät untersuchen könne. Die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC, die Mitte September eine offizielle Rückrufaktion für eine Million Geräte eingeleitet hat, prüft den Zwischenfall auch. Die Brandschäden an allen Geräten sehen ähnlich aus.

Akku könnte zu groß sein

Beim CPSC-Rückruf wurde bekannt, dass es bis Mitte September mit der ersten Version des Note 7 in den USA 92 Zwischenfälle gab. Der Behörde zufolge könnte ein Grund für die Probleme gewesen sein, dass Akkus etwas zu groß für den Platz im Gehäuse geraten seien und es dadurch beim Einbau zu Kurzschlüssen in den Batterien kommen könne. Die Behörde kritisierte Samsung, ordnungsgemäße Rückrufabläufe nicht zu befolgen.

Ein Insider, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagte, die Krise sei schlimmer als alles, was Samsung bisher erlebt hat. "Es hat direkten Einfluss auf unsere Produkte, unsere Marke und das Vertrauen der Konsumenten", sagte diese Person. Im Internet machen sich Nutzer über das Unternehmen lustig: 

Samsung sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Unternehmen nicht über Veränderungen im Management oder innerhalb der Organisation nachdenke, sondern sich auf den Austausch der Galaxy Note 7 Geräte konzentriere.

Quartalszahlen positiver als erwartet

Finanziell hat der Smartphone-Weltmarktführer das Debakel bislang gut weggesteckt. Im abgelaufenen Quartal erzielten die Südkoreaner einen höheren Gewinn als von Experten erwartet. Die am Freitag vorgelegten vorläufigen Zahlen deuten Analysten zufolge darauf hin, dass der Apple-Rivale die Panne mit dem Galaxy Note 7 wegen der guten Geschäfte in anderen Sparten finanziell wettmachen kann. Der Gewinn aus den Kerngeschäften werde im Jahresvergleich um 5,6 Prozent auf etwa 7,8 Billionen Won (6,3 Milliarden Euro) steigen, teilte Samsung am Freitag in seinem Ergebnisausblick mit. Die Kosten für den Rückruf hat das Management bisher nicht beziffert. Branchenfachleute gehen davon aus, dass sie den Gewinn der Smartphone-Sparte um mindestens 800 Millionen Euro geschmälert haben dürften.

Samsung verkaufte das Modell seit August in mehreren Ländern. Das Unternehmen hatte die Rückrufaktion mit dem Austausch von rund 2,5 Millionen Telefonen wegen Brandgefahr in den Akkus Anfang September bekanntgegeben. In Deutschland sollte es erst an diesem Tag der Austausch-Ankündigung breit in den Handel kommen. Zuletzt war der Verkaufsstart in Europa für den 28. Oktober angekündigt worden.

ust/stu (dpa, rtr)

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