Israels Armee hat nach eigenen Angaben ein militärisches Forschungszentrum und weitere Ziele in Teheran angegriffen. In der Nacht zum Freitag sei eine Reihe von Angriffen im Zentrum von Irans Hauptstadt Teheran abgeschlossen worden, teilte die israelische Armee mit. Ziele seien "Produktionsstätten für militärische Raketen" gewesen "sowie der Sitz der SPND, der Organisation, die für die Forschung und Entwicklung des iranischen militärischen Atomprogramms zuständig ist", heißt es aus Israel.

An der Angriffswelle waren nach Armeeangaben mehr als 60 israelische Kampfjets beteiligt. Dabei seien auch Produktionsstätten für ballistische Raketen sowie "drei startbereite Raketenwerfer getroffen worden, die auf israelisches Gebiet gerichtet waren". Unter anderem wegen Internetsperren im Iran gelangen von dort derzeit kaum Fotos und Videos an die Öffentlichkeit.

Iranische Angriffe auf Beerscheva

Auch Israel wurde wieder vom Iran aus attackiert. Die israelische Armee teilte mit, sie habe in der Nacht vier vom Iran aus gestartete Drohnen abgefangen.

Doch am Morgen erreichten erneut iranische Raketen die südisraelische Stadt Beerscheva. Mindestens ein Geschoss sei in der Nähe von Wohnhäusern, Bürogebäuden und Industrieanlagen eingeschlagen, so Israels Armee. Bei mindestens einem Wohnkomplex sei die Fassade abgerissen worden.

Sanitätern zufolge wurden mindestens sechs Menschen leicht verletzt. Es werde aber in den Wohnungen noch nach weiteren Verletzten gesucht. Der israelische Sender Kan zeigt Aufnahmen von brennenden Autos, dicken Rauchschwaden und zerbrochenen Fenstern an Wohngebäuden.

Der US-Nachrichtensender CNN berichtet von Bränden in der Nähe von Bürogebäuden, in denen auch eine Vertretung des US-Techkonzerns Microsoft untergebracht ist. Beerscheva war in den vergangenen Tagen bereits wiederholt Ziel iranischer Angriffe.

Werden die USA eingreifen?

Ob die USA eingreifen und Israel militärisch unterstützen werden, ist weiter offen. US-Präsident Donald Trump will nach offiziellen Angaben binnen zwei Wochen entscheiden, ob sich die Vereinigten Staaten in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran einschalten.

Es gebe eine "erhebliche Chance auf Verhandlungen" mit dem Iran, zitierte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt vor Journalisten aus einer Erklärung des Präsidenten. Diese könnten "in naher Zukunft stattfinden oder auch nicht". Daher werde er innerhalb der nächsten zwei Wochen seine Entscheidung treffen, ob er einschreite oder nicht.

Trump wolle zwar eine diplomatische Lösung, sagte Leavitt. Oberste Priorität sei aber, dass Iran keine Atomwaffen erhalten dürfe.

Streitpunkt Atomprogramm

Für einen Angriff auf Irans unterirdische Atomanlage Fordo wäre Israel mutmaßlich auf US-Militärhilfe angewiesen. Bisher beteiligen sich die USA nach eigenen Angaben nicht aktiv, unterstützen Israel aber bei der Verteidigung.

Nichtregierungsorganisation meldet mehr als 600 Tote im Iran

Im Iran haben Aktivisten zufolge seit Beginn der israelischen Militäraktion Hunderte Iraner ihr Leben verloren. Nach Angaben des in den USA ansässigen Menschenrechtsnetzwerks HRANA wurden bei den Angriffen mehr als 600 Menschen getötet, mehr als 2000 wurden verletzt.

Die Aktivisten stützen sich bei ihrer Arbeit auf ein Netz von Informanten im Iran und auf öffentlich zugängliche Quellen. Die Regierung in Teheran veröffentlicht selbst keine täglichen Zahlen zu Verletzten und Todesopfern. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Laut HRANA zählen zu den Todesopfern mindestens 263 Zivilisten und 164 Militärangehörige. 230 weitere Tote sowie rund 1500 Verletzte seien bislang nicht näher identifiziert worden.

Die 2005 gegründete Nichtregierungsorganisation berichtet zudem von Angriffen auf zivile Infrastruktur. In Teheran sei ein Kinderkrankenhaus von einem Projektil getroffen worden - ohne Verletzte. In der Provinz Ilam sei ein Feuerwehrgebäude beschädigt worden. Bei einem israelischen Angriff auf eine Autofabrik im Westen des Landes soll es laut HRANA zu einem Großbrand mit Opfern gekommen sein.

Israel: Iran vom Bau einer Atombombe abhalten

Israel hatte seinen vor einer Woche gestarteten Großangriff auf den Iran mit dem Ziel begründet, Teheran vom Bau einer Atombombe abzuhalten. Die israelische Armee bombardiert seitdem Militär- und Atomanlagen im Iran. Als Reaktion greift der Iran seinerseits Ziele in Israel mit Raketen und Drohnen an.

Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, nach Atomwaffen zu streben, was Teheran bestreitet. Seit dem Austritt der USA aus dem 2015 geschlossenen internationalen Atomabkommen, der im Jahr 2018 erfolgte, hat der Iran seine Anreicherung von Uran hochgefahren. Das so aufbereitete radioaktive Material kann auch zum Bau von Atombomben eingesetzt werden.

AR/pg/jj (afp, rtr, dpa)

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