Weitere Frau besucht Hindu-Tempel in Indien
4. Januar 2019Eine dritte Frau hat einen heiligen Hindu-Tempel im Süden Indiens besucht. Die Frau habe den Sabarimala-Tempel im Bundesstaat Kerala am Donnerstagabend betreten, so die Polizei. Sie sei 46 Jahre alt und stamme aus Sri Lanka. Die Polizei sei über den Besuch informiert gewesen und habe die Lage beobachtet. Derzeit sei die Situation am Tempel "normal".
Am Mittwoch hatten sich erstmals zwei Frauen heimlich Zutritt zu dem Tempel verschafft - und damit in mehreren Städten für wütende Proteste von Hindu-Hardlinern gesorgt.
Ein Todesopfer bei Protesten
Nach Polizeiangaben wurden bei den Protesten mehr als 750 Demonstranten festgenommen, so die Nachrichtenagentur AFP. Die Deutsche Presse-Agentur berichtet sogar von mehr als 1300 Festnahmen. Die Polizei habe zudem mehr als 600 Menschen vorsorglich in Gewahrsam genommen, sagte ein Sprecher der Polizei in Kerala. In den Städten Palakkad und Kasargod wurde demnach eine Ausgangssperre verhängt.
Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern der hinduistisch-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Regierungschef Narendra Modi und der linksgerichteten Regierung in Kerala wurden in den vergangenen Tagen ein Mensch getötet und mindestens 15 Personen verletzt. Die Deutsche Presse-Agentur spricht von mehr als 100 Verletzten. Sicherheitskräfte setzten Tränengas, Wasserwerfer und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein.
Zutrittsverbot eigentlich aufgehoben
Der Sabarimala-Tempel liegt auf einem Berg im südindischen Kerala und ist einer der heiligsten Tempel der Hindus. Das Oberste Gericht des Landes hatte im September nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Zutrittsverbot für Frauen zwischen zehn und 50 Jahren zu dem Tempel aufgehoben. Für Hindu-Fundamentalisten gelten Frauen in diesem Alter wegen ihrer Menstruation als unrein.
Frauenaktivistinnen versuchten seither immer wieder vergeblich zu dem Schrein für den Gott Ayyappa zu gelangen. Sie wurden jedoch stets von Hindu-Traditionalisten, darunter auch Frauen, abgehalten. Bereits im Oktober kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei, mehr als 2000 Menschen wurden damals festgenommen.
jmw/fab (afp, rtr, dpa)