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Politik

Sexuelle Übergriffe bei Ärzte ohne Grenzen

15. Februar 2018

Auch bei Ärzte ohne Grenzen und der US-Flüchtlingsorganisation IRC hat es offenbar sexuellen Missbrauch gegeben. Die Organisationen verweisen auf den transparenten Umgang mit den Fällen.

Syrien - Ain Issa hat Flüchtlingslager verlegt
Bild: picture alliance/Le Pictorium/MAXPPP/dpa/C. Huby

Die Welle um sexuellen Missbrauch bei großen Hilfsorganisationen hat nun auch Ärzte ohne Grenzen und das International Rescue Committee (IRC) mit Sitz in New York erfasst. Die britische Zeitung "The Sun" hatte aufgedeckt, dass das britische Entwicklungsministerium dem IRC vorübergehend die Fördergelder gestrichen hatte. Eine IRC-Sprecherin bestätigte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur Missbrauchsfälle, die demnach im Kongo stattfanden.

Präsident der Hilfsorganisation ist derzeit der ehemalige britische Außenminister David Miliband. "Das IRC hat sich in diesen Fällen gut verhalten, indem es Geldgebern die Vorwürfe meldete, Ermittlungen durchführte und Geldgebern zum Schluss der Ermittlungen mehrere Berichte zur Verfügung stellte", teilte die IRC-Sprecherin mit. "Unter diesen Fällen waren drei Vorwürfe im Zusammenhang mit sexueller Ausbeutung innerhalb einer anderen Organisation. Diese Vorwürfe wurden dann untersucht und Geldgebern sowie lokalen Behörden gemeldet." 

Um welche andere Organisation es sich handelt oder wann die besagten Fälle stattfanden, sagte die Sprecherin nicht. Das IRC ist eine weltweit tätige US-Organisation, die Flüchtlingen und Vertriebenen nach Konflikten und Naturkatastrophen hilft. 2016 half die Organisation eigenen Angaben zufolge weltweit 26 Millionen Menschen, denen es mit Partnerorganisationen unter anderem Zugang zu Gesundheitsversorgung und Trinkwasser verschaffte.

Bei Ärzte ohne Grenzen gab es im vergangenen Jahr 24 gemeldete Fälle von Missbrauch oder sexueller Belästigung. Dies teilte die Organisation in Paris mit. Im Zusammenhang damit seien 19 Mitarbeiter entlassen worden. Nicht alle Fälle würden aber zentral gemeldet, hieß es. Daher kann die tatsächliche Zahl der Übergriffe höher liegen. 

Meldesystem für Opfer

Ärzte ohne Grenzen betonte in der Mitteilung, man habe sich seit Jahren der Vorbeugung von Missbrauch verschrieben. So gebe es zum Beispiel ein Meldesystem, damit Opfer schnell Hilfe suchen könnten. Trotzdem seien noch Verbesserungen nötig. Insgesamt hätten sich im vergangenen Jahr in 146 Fällen Mitarbeiter wegen Fehlverhaltens innerhalb der Organisation gemeldet, darunter waren auch Mobbing-Fälle. Die Hilfsorganisation, die medizinische Unterstützung in Krisengebieten leistet, beschäftigt mehr als 40.000 Menschen. 

Sexparties in Haiti

Die Debatte über Missbrauch in Hilfsorganisationen war in der vergangenen Woche durch Berichte über Sexparties von Mitarbeitern der Organisation Oxfam mit Prostituierten in Haiti und im Tschad losgetreten worden. Die britische Vizechefin Penny Lawrence trat daraufhin zurück. Eine Ex-Oxfam-Managerin hatte zudem berichtet, dass Männer Sex von Frauen als Gegenleistung für Hilfen verlangt hätten. 

Am Donnerstag gab Oxfam einen weiteren "schlimmen Fehler" zu: Ein Mitarbeiter, dem wegen sexuellen Fehlverhaltens im Erdbebengebiet von Haiti 2011 gekündigt worden war, wurde später wieder als Berater in Äthiopien eingestellt. "Das hätte nie passieren dürfen", teilte die Organisation mit. Es werde geprüft, wie es dazu kommen konnte. 

Desmond Tutu war Oxfam-BotschafterBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, die britische Schauspielerin Minnie Driver und der Sänger Baaba Maal aus dem Senegal gaben inzwischen ihre Ämter als Oxfam-Botschafter auf. Viele Spender stoppten bereits ihre Zahlungen für diesen internationalen Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. 

Die katholische Hilfsorganisation Cafod in Großbritannien entließ einen Mitarbeiter wegen "unangemessenen Verhaltens". Die Vorfälle ereigneten sich noch bei Oxfam, wo der Mann zuvor gearbeitet hatte. Man sei aber erst durch britische Journalisten auf die Vorwürfe gegen den Mitarbeiter aufmerksam geworden, sagte Cafod-Direktor Chris Bain. 

stu/ml (afp, dpa)
 

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