Malaika Mihambo: EM-Titel steigert Vorfreude auf Olympia
13. Juni 2024Da geht noch mehr, ist Malaika Mihambo überzeugt. "Ich bin gespannt, wohin das noch führen kann", sagte die deutsche Weltklasse-Weitspringerin nach ihrem Siegsprung bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Rom auf 7,22 Meter. Er bescherte der 30-Jährigen nicht nur den zweiten EM-Titel ihrer Karriere, sondern auch die Favoritenrolle für die anstehenden Olympischen Spiele (26. Juli bis 11. August). Keine andere Frau weltweit sprang in diesem Jahr weiter.
"Jetzt freue ich mich noch mehr auf Paris", sagte Mihambo. "Ich freue mich darauf, die nächsten zwei Monate zu trainieren, weil ich weiß, dass wir noch nicht alle Register gezogen haben, was die Trainingstechnik angeht." Der Sprung in Rom war der zweitweiteste ihrer Karriere. Nur bei ihrem ersten Weltmeistertitel 2019 in Doha, der Hauptstadt Katars, war Mihambo noch weiter gesprungen: 7,30 Meter. "Das gibt mir nochmal einen immensen Motivationsschub", so der deutsche Leichtathletik-Star. "Ich war schon gut drauf. Ich habe es gefühlt. Jetzt weiß ich, dass ich wieder vergleichbar bin mit der Doha-Saison."
Rassismus erlebt
Mihambo wurde am 3. Februar 1994 in Heidelberg als Tochter einer Deutschen und eines tansanischen Vaters geboren. Der Vater verließ die Familie, als Mihambo zwei Jahre alt war. Als Kind habe sie häufig Rassismus erfahren, sagte der deutsche Leichtathletik-Star einmal in einem Interview der Zeitung "Welt".
"Irgendwann gingen in der Schule die Läuse um, und da hieß es, die müssen ja von Malaika kommen. Als sich dann herausstellte, dass ich keine Läuse hatte, hieß es: Nicht einmal die Läuse wollen zu ihr."
Schnell, sprunggewaltig, nervenstark
Sport betrieb Mihambo von klein auf. Nachdem sie sich beim Ballett, im Turnen und beim Judo versucht hatte, fand sie mit acht Jahren zur Leichtathletik. Sie war äußerst vielseitig und startete zunächst auch im Mehrkampf. Noch immer ist sie eine exzellente Sprinterin. Ab und zu startet Mihambo über 100 Meter, ihre Bestzeit liegt bei 11,21 Sekunden.
Die Antrittsschnelligkeit kommt ihr auch bei ihrer Spezialdisziplin zugute. Mit 16 Jahren sprang sie erstmals über sechs Meter weit. Im Juni 2019 knackte sie dann beim Diamond-League-Meeting in Rom erstmals die Sieben-Meter-Marke. Zu Mihambos Erfolgsrezept gehören neben Schnelligkeit und Sprungkraft auch ihre Nervenstärke.
Internationale Titel in Serie
Zwischen 2019, 2020 und 2021 wurde die Weitspringerin dreimal in Folge zu Deutschlands "Sportlerin des Jahres" gewählt. Schließlich liefert sie bei Großereignissen zuverlässig Medaillen ab: 2018 wurde sie in Berlin Europameisterin, 2019 in Doha Weltmeisterin, 2021 in Tokio Olympiasiegerin, 2022 in Eugene Weltmeisterin und wenige Wochen später in München - nach gerade überstandener Corona-Erkrankung - Vizeeuropameisterin. Und nun erneut Europameisterin mit der Jahresweltbestleistung von 7,22 Metern.
Es sei ein "annähernd perfekter Sprung" gewesen, sagte Mihambos Trainer Uli Knapp. Den Weltrekord hält seit 1988 die Russin Galina Tschistjakowa mit einer Weite von 7,52 Metern. In der ewigen Rangliste wird bislang als beste Deutsche die frühere Doppelolympiasiegerin Heike Drechsler (1992 und 2000) mit der früheren Weltrekordweite von 7,45 Metern geführt.
Wie Drechsler möchte auch Mihambo zum zweiten Mal Olympiasiegerin werden. Gelingt ihr der Coup in Paris, wäre sie die erste Weitspringerin weltweit, die zweimal hintereinander olympisches Gold gewinnt. Mit Blick auf die Spiele in Paris sagte Mihambo nach ihrem EM-Goldsprung von Rom: "Bei mir ist immer damit zu rechnen, dass ich bei einer Meisterschaft alles gebe und der Wettkampf erst vorbei ist, wenn der letzte Sprung gesprungen ist."