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Welche Zukunft haben fossile Energien noch?

15. November 2017

Die Erderwärmung soll unter zwei Grad bleiben. Deshalb müssen wir unsere Kohle- und Ölnutzung reduzieren. Das sorgt für Unruhe und Aufbruchstimmung. Aber ist ein Ende für fossile Energien wirklich in Sicht?

Garzweiler Schaufelradbagger im Tagebau Garzweiler Braunkohletagebau Garzweiler I 06 05 2016 Copy
Bild: Imago/Eibner

Die Warnungen sind deutlich: "Mit dem von Menschen verursachten Ausstoß von 41 Milliarden Tonnen CO2 im Jahr 2017 läuft uns die Zeit davon. Es wird so schwierig, die Erderwärmung weit unter zwei Grad Celsius zu halten, geschweige denn unter 1,5 Grad", sagt die Klimawissenschaftlerin Corinne Le Quéré bei der Vorstellung des neuesten Berichts über die Entwicklung von Treibhausgasen auf der UN-Klimakonferenz in Bonn.

Der größte Teil von Treibhausgase wird bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas freigesetzt. In diesem Jahr sind es laut der Prognose von Le Quéré 36,8 Gigatonnen CO2 — also etwa zwei Prozent mehr als im letzten Jahr. Hinzu kommen noch weitere Treibhausgase, die vor allem bei der Rodung von Wäldern und landwirtschaftlicher Produktion entstehen.

"Die Spitze der globalen Emission muss in den nächsten Jahren erreicht sein, und dann müssen die Emissionen rasch sinken, um dem Klimawandel noch zu begegnen", warnt die Klimawissenschaftlerin.

Als wesentlicher Schritt zur Reduktion der Treibhausgase gilt der schnelle Ersatz von Kohle, Öl und Gas durch erneuerbare Energien. Laut einer Studie, die ebenfalls auf der Klimakonferenz vorgestellt wurde, ließe sich die weltweite Stromproduktion relativ schnell und kostengünstig umbauen und so die Treibhausgase von heute elf Gigatonnen CO2 bis 2035 auf 0,5 Gigatonnen senken. Das entspricht einer Reduktion von 95 Prozent.

Für Wind- und Solarenergie und für Batterien sinken die Preise zur Zeit rapide. Deswegen ließe sich Strom mit Erneuerbaren sogar günstiger als mit Kohle, Öl, Gas und Atom erzeugen. "Die Energiewende ist nicht länger eine Frage von technologischer Umsetzbarkeit oder wirtschaftlicher Rentabilität, sondern eine Frage des politischen Willens", sagt der Autor der Energiestudie, Christian Breyer von der Lappeenranta University of Technology (LUT) in Finnland.

Höhepunkt der Kohlenutzung schon hinter uns?

Der aktuelle Wechsel weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien sei ein so bedeutender Wandel, wie ihn die Welt seit der Energiewende um 1880 nicht mehr erlebt habe, sagte der britische Finanzexperte Kingsmill Bond auf der Weltklimakonferenz in Bonn. Ab 1880 wurde Holz und Holzkohle zunehmend durch Kohle, Öl und Gas ersetzt.

Heute nimmt das Wachstum von Kohle schon wieder ab. "2013 war für Kohle der weltweite Höhepunkt", so Bond. "Den Höhepunkt der Nachfrage nach fossilen Energien werden wir 2020 erleben und beim Bedarf von Autos mit Verbrennungsmotor 2021", so seine Prognose.

Die US-Regierung sieht dies jedoch anders und warb bei einer Veranstaltung auf der der Klimakonferenz für die langfristige Nutzung von Kohlekraft. Mit effizienterer Technik und einer Technologie zur CO2-Abscheidung (CCS) könne Kohle klimafreundlich und zukunftsweisend sein, sagten die Vertreter der amerikanischen Kohleindustrie. Für den wachsenden Energiehunger in der Welt könne Kohle so noch viele Jahrzehnte lang genutzt werden.

Der Betrieb dieser CCS Pilotanlage in Brandenburg wurde vor einigen Jahren eingestellt Bild: picture alliance/dpa

Derzeit gibt es allerdings nur wenige Kohlekraftwerke, die mit der klimafreundlicheren CCS-Technik Strom erzeugen. In Europa wurde der Betrieb in zahlreichen Pilotanlagen eingestellt. Ein Grund sind die hohen Kosten — im Vergleich zu großen Solar- und Windkraftwerken kostet der CCS Kohlestrom etwa doppelt so viel. Damit sehen die Perspektiven dieser Technik nicht gerade rosig aus.

Eine mögliche Lösung: synthetisches Öl

Eines der größten Klimaprobleme sind unsere Fahrzeuge. Der Bedarf an Öl für den weltweiten Verkehr wächst rasant und bisher ungebremst. Elektroautos haben sich noch nicht durchgesetzt, obwohl das für den Klimaschutz extrem wichtig wäre. "Wir brauchen eine Mobilität die sicher und klimafreundlich ist", sagte Laura Tuck von der World Bank auf dem Klimagipfel.

Derzeit wird ein Viertel der fossilen Energien im Verkehr verbraucht. Die damit verbundenen Emissionen liegen aktuell zwischen sechs und sieben Gigatonnen CO2 pro Jahr und werden laut Prognosen ohne Trendwende bis 2050 auf 16-18 Gigatonnen ansteigen.

Die Pariser Klimaziele würden bei so einer Entwicklung torpediert und könnten nicht mehr erreicht werden.

Ein Lichtblick: Es gibt bereits eine Technik zur Herstellung einer Art "Ersatz-Öl" für Flugzeuge, Autos und Schiffe. Beim Power-to-Liquid Verfahren wird zu erst mit Hilfe von Wasser und erneuerbaren Strom Wasserstoff hergestellt und anschließend in einem zweiten Schritt unter Zugabe von CO2 syntetisches Methan herstellt, dass dem Erdgas entspricht oder synthetisches Öl erzeugt. Das ermöglicht eine klimaneutrale Mobilität.

E-Autoboom in Norwegen

06:41

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Synthetische Kraftstoffe sind zur Zeit noch deutlich teurer als Erdöl oder Erdgas. Aber das wird sich ändern, sagt der Experte Michael Sterner von der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher (FENES) der Technischen Hochschule Regensburg. "Der Durchbruch dieser Technik ist nur eine Frage der Zeit."

Die globale Umsetzung des Pariser Klimaabkommens führe zum notwendigen Ersatz von Erdöl und auch Erdgas in vielen Sektoren mit dieser Technik. Vor allem in der chemischen Industrie, dem Luftverkehr und dem Schwertransport würden klimafreundlichen Kraftstoffe in Zukunft gebraucht.

"Wir werden hier die gleiche Entwicklung haben wie bei der Photovoltaik", sagt Sterner. "Auch dort wurde vor ein paar Jahren gesagt, dass das alles Unsinn wäre. Heute haben wir eine Multi-Gigawatt-Industrie."

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