1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Welches Ziel verfolgt Israel?

29. Dezember 2008

Israel hat seine Luftangriffe auf den Gazastreifen ausgeweitet, Verteidigungsminister Barak kündigte einen "Krieg bis zum bitteren Ende" an. Doch wollte die Hamas nicht genau so eine Eskalation provozieren?

Angriffe auf die Universität in Gaza-Stadt, Foto: AP
Gaza - die schwersten Kämpfe seit dem Krieg von 1967Bild: AP
Vor allem in der Region wachsen die Proteste gegen IsraelBild: AP

Militärisch beschränkt sich Israel bei seinen Attacken zwar auf den palästinensischen Gazastreifen, doch politisch hat der jüdische Staat mit seinen massiven Luftangriffen einen Flächenbrand entfacht. Binnen drei Tagen hat dieser die gesamte Nahost-Region erfasst: Von Aleppo bis Nouakchott protestieren täglich Tausende arabischer Demonstranten gegen "die israelische Aggression". Nachdem binnen 48 Stunden mehr als 300 Palästinenser getötet wurden, wächst die Wut - auch in den wenigen Staaten der Region, die Beziehungen zu Israel unterhalten. Türkeis Ministerpräsident Erdogan, dessen Regierung sich in den vergangenen Monaten um einen Friedensschluss zwischen Israel und Syrien bemüht hatte, kritisierte das Vorgehen der israelischen Armee scharf. In Amman verlangen Parlamentarier bereits die Aufkündigung des 1994 geschlossenen Friedensabkommens mit Israel. "Öffnet das Tor zum Heiligen Krieg", rufen Demonstranten in Kairo und Sanaa und in den Foren der Islamisten im Internet kursieren bereits "Fatwas", die Angriffe auf israelische Interessen außerhalb Israels legitimieren sollen.

Leise kritische Stimmen

Verusucht sich wieder als Vermittler: Ägyptens Präsident MubarakBild: AP

Derweil sitzt Ägyptens Präsident Husni Mubarak in der Klemme. Denn dadurch, dass er den Grenzübergang zwischen Ägypten und dem Gazastreifen geschlossen hält - nur verletzte Palästinenser sollen ausreisen dürfen - wird er in den Augen vieler Araber zum Komplizen Israels. Die Ägypter sollten die Hamas nicht drängen, eine "unterwürfige Friedensvereinbarung" mit Israel zu akzeptieren, warnt ein Sprecher der Hisbollah. "Mubarak - Verräter!", rufen Demonstranten in Syrien. Und auch die ägyptische Muslimbruderschaft nutzt die Wut der Menschen, um Mubarak und die Regierung unter Druck zu setzen.

Nur leise und zaghaft meldet sich eine Minderheit in der Region zu Wort, die nicht alleine Israel die Schuld an der Gewalt gibt. So beklagt die regierungstreue Kairoer Tageszeitung "Al-Ahram" zwar das "barbarische Massaker" im Gazastreifen, doch sie kritisiert auch die Hamas, die sie als "palästinensische Kräfte, die Ägyptens Warnungen nicht beachtet haben", bezeichnet. Auch die überregionale arabische Tageszeitung "Al-Sharq Al-Awsat", die häufig den Standpunkt des Herrscherhauses in Riad vertritt, erklärt provokativ, wenn sich die Hamas von den Arabern verraten fühle, dann solle sie doch, bitte schön, selbst für ein Ende des Konfliktes sorgen.

Droht die dritte Intifada?

Bei den Israelis werden sofort Erinnerungen an die letzte Intifada gewecktBild: AP

In Israel selbst hingegen fühlen sich die Menschen wieder in die Zeiten der letzten Intifada zurück versetzt: "Bitte nimm Dir doch ein Taxi" ist der erste Gedanke unseres DW-Kolumnisten Gil Yaron in Tel Aviv, als sein Vater ankündigt, aus Jerusalem mit dem Bus zu Besuch zu kommen: "Dabei hatte ich die Meldungen von gestern Abend im Kopf, in denen die Hamas ankündigte, Israel wieder mit Selbstmordattentaten überziehen zu wollen", berichtet er. Und vor den Einkaufszentren will das Wachpersonal plötzlich wieder seinen Ausweis sehen. "Die Hamas braucht noch nicht einmal ein Attentat zu verüben", so Yaron, "meinen Alltag hat sie schon verändert".


Redaktion: Ina Rottscheidt

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen