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"Wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen"

Rachel Stewart
25. April 2017

Zum Welt-Malaria-Tag fordert die Weltgesundheitsorganisation weitere Anstrengungen im Kampf gegen die Krankheit. Jährlich sterben daran 400.000 Menschen - vor allem in Afrika. Die DW sprach mit WHO-Experte Pedro Alonso.

Kampf gegen Malaria in Burkina Faso
Bild: Cécilia Conan

Mit Vorsorge gegen Malaria

03:45

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DW: Warum begehen wir den Welt-Malaria-Tag?

Pedro Alonso: Dieser Tag soll uns und die ganze Welt daran erinnern, dass Malaria immer noch eine bedeutende Todesursache ist. Die Krankheit ist weltweit präsent und ist besonders ansteckend und zerstörend in Subsahara Afrika. Jedes Jahr sterben mehr als 400.000 Menschen daran. Die meisten Opfer sind Kinder in Afrika. Jedes Jahr gibt es weltweit mehr als 200 Millionen Malaria-Erkrankungen. Es ist eine Krankheit der Armut, die Armut verursacht. Die Welt muss dieser globalen Herausforderung weiterhin große Aufmerksamkeit schenken.

Was hat sich seit dem Bestehen des weltweiten Malaria Programms getan?

Der Welt geht es ganz gut. Wir sind froh, dass wir in den letzten zehn bis 15 Jahren wichtige Verbesserungen im Kampf gegen die Malaria verzeichnen konnten. Die Todesfälle sind weltweit um fast 70 Prozent zurückgegangen. Die Erkrankungzahlen haben sich um 40 Prozent verringert. Einige Länder haben die Malaria vollständig besiegen können. Wir sehen also massive Verbesserungen.

Pedro Alonso leitet das Malaria-Programm der WHO.Bild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Das letzte Jahrzehnt war also eine goldene Ära im Kampf gegen die Malaria. Aber es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns. Selbstzufriedenheit wäre nicht angebracht. Malaria ist immer noch ein drastisches Gesundheitsproblem und muss weiterhin bekämpft werden.

Können wir die Malaria in naher Zukunft komplett beseitigen?

In einigen Ländern sind wir soweit. Mindestens 35 Länder werden die Malaria voraussichtlich bis 2030 beseitigt haben. Hoffentlich werden es noch mehr sein. Wir beabsichtigen, bis 2030 die die Krankheitsfälle um 90 Prozent zu senken. Es gibt also einen klaren Plan, den die Weltgesundheitsversammlung (das höchste Entscheidungsgremium der Weltgesundheitsorganisation, d.Red.) 2015 beschlossen hat, was von jetzt bis 2020 geschafft werden muss.

Die Vision ist es, langfristig eine Welt ohne Malaria zu schaffen. Das wird noch viel Zeit, viel politischen Willen, eine Menge Konzentration und die Eigenverantwortung der betroffenen Länder brauchen.

Was war bisher die größte Herausforderung in Afrika?

Die größte Herausforderung ist es, denen die richtigen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die sie benötigen. 40 Prozent aller Menschen, die durch imprägnierte Malaria-Netze oder durch den Einsatz von Insektiziden in Wohnräumen geschützt werden sollten, haben noch immer keinen Zugang dazu. Noch immer werden mehr als die Hälfte aller Malariafälle nicht erkannt und behandelt.

Die Infektionsraten entwickeln sich weltweit unterschiedlich.

Es geht also darum, die Gesundheitssysteme so auszubauen, dass alle den Zugang zu den Hilfen bekommen, die sie brauchen. Es geht um die nötigen Gelder dafür und um die politische Verantwortung. Wir sind auf allen diesen Feldern gut vorangekommen, aber wir sind weit davon entfernt, am Ziel zu sein.

Malaria ist in Europa bereits seit vielen Jahren durch den Einsatz des Schädlingsbekämpfungsmittels DDT beseitigt worden. Gibt es strategische Herausforderungen in Afrika?

Es ist richtig, dass die Malaria in Teilen Europas und in den Vereinigten Staaten in den sechziger und siebziger Jahren beseitigt worden ist. Das wird oft als Beispiel angeführt: Wenn es dort gelungen ist, kann es auch in Afrika gelingen. Das ist wahr, aber wir müssen auch die Unterschiede bedenken: Die Wirksamkeit des Moskito-Überträgers, den wir in Afrika haben, ist viel größer als der, den es damals in Europa und Amerika gab. Biologisch betrachtet war es also viel einfacher, die Malaria in Europa oder im Westen auszurotten, als es heute in Afrika ist.

Es gibt besondere Elemente, die die Bekämpfung der Malaria in Afrika besonders erschweren. Deswegen ist es nicht nur eine Frage des politischen Willens und nicht nur eine Frage der Finanzierung, sondern es geht auch um die Gesundheitssysteme und darum, denen die richtigen Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen.

Die Anopheles-Mücke ist der Überträger von MalariaBild: picture alliance/blickwinkel/Hecker/Sauer

Ist der notwendige politische Wille in Afrika vorhanden?

Ich denke ja. Die Staatsoberhäupter in Afrika haben das klargestellt, die Gesundheitsminister auch. Ich glaube, wir können über das Ausmaß des politischen Willens in den betroffenen Ländern erfreut sein. Aber der Kampf gegen Malaria wird ein schwerer und langer Weg sein. Wir können auf die Erfolge der Vergangenheit aufbauen, aber es bleibt noch viel zu tun.

Was ist ihre abschließende Botschaft?

Meine Botschaft: Wir kommen gut voran, aber wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen. Politische Verantwortung, das Schließen der bestehenden Versorgungslücken und Sicherstellen, dass alle, die Hilfe brauchen, sie auch erhalten - das werden die Hauptaufgaben in den nächsten fünf Jahre sein.

Pedro Alonso leitet das globale Malaria Programm der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Das Interview führte Rachel Stewart.

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