Donald Trump gibt sich weiter als Handelskrieger - und richtet nach Ansicht der Weltbank erheblichen Schaden an. Die Wirtschaft wachse langsamer. Das Handelsvolumen, das für Wachstum notwendig ist, ebenfalls.
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Unter dem Eindruck der schwelenden Handelskonflikte zwischen den USA und verschiedenen Wirtschaftsregionen macht sich die Weltbank Sorgen um den Zustand der Weltwirtschaft. Die Bank gehe von einer deutlichen Verlangsamung des Wachstums aus, sagte der neue Präsident David Malpass am Dienstag in Washington. Die Institution nahm ihre Prognose für das weltweite Wachstum im laufenden Jahr zurück auf nun 2,6 Prozent, wie Malpass am Dienstag bekanntgab. Im nächsten Jahr könnte das Wachstum wieder auf 2,7 Prozent steigen.
"Ein größeres Wirtschaftswachstum ist essenziell, um Armut zu reduzieren und Lebensumstände zu verbessern", sagte Malpass. Allerdings gebe es erhebliche Risiken, darunter die internationalen Handelskonflikte. "Nächstes Jahr gibt es eine fast 20-prozentige Chance, dass das weltweite Wachstum um einen ganzen Prozentpunkt niedriger endet als wir vorausgesagt haben", sagte der Direktor der Weltbank-Prospects-Group, Ayhan Kose. Dies sei dann der Fall, wenn ein Großteil des weltweiten Handels mit hohen Zöllen belegt würde. "Die Weltwirtschaft ist an einer Wegscheide", betonte er.
Keine Panik, "aber ängstlicher"
Das Wirtschaftsleistung in China und den USA mache ein Drittel der Weltwirtschaft aus. Langanhaltende Handelsstreitigkeiten zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hätten erhebliche Auswirkungen. Der Welthandel sei 2018 um 4,1 Prozent gewachsen, für 2019 sehe die Weltbank nur noch ein Wachstum um 2,6 Prozent voraus, einen Prozentpunkt weniger als noch im Januar vermutet. Das wäre der schwächste Anstieg seit der Finanzkrise. Das Handelsvolumen gilt bei Volkswirten als entscheidender Faktor für das Wirtschaftswachstum.
"Es ist eine gute Zeit für Politiker zu handeln und zwar mit Dringlichkeit", sagte Kose. "Wir verfallen nicht in Panik, aber wir werden ängstlicher." Neben den Handelsstreitigkeiten ist das hohe Schuldenniveau ein anhaltendes Problem. Hohe Schulden verhinderten neben anderen Faktoren, dass viele Länder wirtschaftlich zu Höchstform auflaufen könnten, sagte Malpass.
Der Weltbank gehören 189 Staaten als Mitglieder an. Ihre selbstgesetzten Ziele sind es vor allem, die extreme Armut in vielen Ländern der Welt zu bekämpfen und Wohlstand zu fördern, indem die Verhältnisse der jeweils 40 Prozent Ärmsten eines jeden Landes verbessert werden sollen.
Zwei Jahre Handelskonflikt USA - China
Der Handelskonflikt zwischen China und den USA geht weiter. Vor der vielleicht entscheidenden Verhandlungsrunde in Washington kündigte US-Präsident Trump neue Zollerhöhungen an. Ein Rückblick.
Bild: Colourbox
US-Handelsbauftragter auf Anti-China-Kurs
Anfang 2017, kurz nach dem Amtseintritt von US-Präsident Trump, kündigte der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer an, Untersuchungen gegen unfaire Handelspraktiken Chinas einzuleiten. Die rechtliche Grundlage ist Paragraf 301 eines Handelsgesetzes von 1974, nach dem der Präsident ohne Zustimmung des Kongresses und auf unbestimmte Dauer Strafzölle erheben darf.
Bild: Reuters/K. Lamarque
China schickt Wirtschaftsstrategen Liu He
Liu He, engster wirtschaftspolitischer Berater von Staatspräsident Xi Jinping, besuchte im März 2018 die USA, noch bevor er zum Vizepremier berufen wurde. In Washington besprach Liu mit US-Finanzminister Mnuchin und Handelsbeauftragtem Lighthizer die "Zusammenarbeit in den Bereichen der Wirtschaft und des Handels". Seine Mission: Eine Eskalation zu vermeiden.
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Trump meint es ernst
Am 22. März 2018 unterschreibt US-Präsident Trump ein Dekret: Chinesische Importe im Wert von etwa 60 Milliarden US-Dollar sollen mit Strafzöllen belegt werden. Trump wirft China unter anderem den Diebstahl geistigen Eigentums vor. Er sagt, man sei mit China in Verhandlungen, schreite aber in der Zwischenzeit voran.
Bild: Reuters/J. Ernst
Sojabohnen schweinisch teuer
Chinas Handelsministerium reagiert mit Ankündigungen von Strafzöllen auf 106 US-Waren im Volumen von zunächst drei, später 50 Milliarden US-Dollar. Wie die USA erheben die Chinesen Strafabgaben von 25 Prozent. Betroffen sind Sojabohnen, Rindfleisch und Whiskey, die aus jenen Regionen kommen, wo es besonders viele Wähler von Donald Trump gibt.
Bild: picture-alliance/dpa
Ein bisschen Marktöffnung
China werde Einfuhrzölle auf Autos senken und den Schutz von Urheberrechten verbessern, kündigt Chinas Präsident Xi auf einem Wirtschaftsforum in Hainan im April an. Auch die Obergrenze für ausländische Beteiligungen bei Gemeinschaftsunternehmen im Kfz-Sektor wird abgebaut. Ein Entgegenkommen gegenüber den USA? Nein, sagt das Handelsministerium in Peking.
Bild: picture-alliance/Xinhua/Li Xueren
Erste Schüsse im Handelskrieg
Am 6. Juli 2018 traten die ersten US-Strafzölle in Kraft. Betroffen waren Wareneinfuhren aus China im Wert von 34 Milliarden US-Dollar. Peking warf Washington vor, den Handelskrieg angefangen zu haben und verhängte Strafmaßnahmen im selben Umfang.
Bild: Reuters/J. Roberts
Spirale der Eskalation
Im weiteren Verlauf erhoben beide Länder immer mehr Strafzölle auf verschiedene Waren. Eher lustig diese Aktion eines Gastwirts in Peking: "25 Prozent Aufschlag für amerikanische Kundschaft." Um Verluste von US-Unternehmen auszugleichen, kaufte Washington Agrar-Produkte wie Bohnen, Mais und Baumwolle für zwölf Milliarden US-Dollar auf, die für den Export nach China bestimmt waren.
Bild: picture-alliance/AP Images/CCP
"Waffenruhe" nach Gipfeltreffen
Auf dem G20-Gipfel in Buenos Aires am 1.12. 2018 verständigten sich Chinas Präsident Xi Jinping und US-Präsident Trump auf eine "Waffenruhe" von drei Monaten. Bis dahin sollten die Handelsgespräche zu einer Einigung führen.
Bild: Reuters/K. Lamarque
Verhandlungen brauchen mehr Zeit
Spitzenbeamte beider Seiten verhandeln abwechselnd in Peking und Washington. Eine Einigung wird dennoch innerhalb der 90-Tage-Frist nicht erreicht. Also soll weiter verhandelt werden, ohne neue Frist.
Bild: Reuters/J. Roberts
Neue Drohung von Trump
Am ersten Sonntag im Mai überraschte Trump mit der Ankündigung, Einfuhrzölle für chinesische Waren im Umfang von 200 Milliarden Dollar von zehn auf 25 Prozent zu erhöhen - unmittelbar vor einer neuen Verhandlungsrunde Ende der Woche. Jetzt sind alle gespannt, ob Vizepremier Liu He trotzdem wie geplant nach Washington reist.