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Weltbank: Wirtschaftskraft der Ukraine halbiert

11. April 2022

Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges werden für die Ukraine dramatisch sein, so die Weltbank. Doch auch in Russland und anderen Ländern der Region schrumpft die Wirtschaft.

Ukraine I Wärmekraftwerk durch Beschuss zerstört
Ein von Russen zerstörtes Wärmekraftwerk in der ukrainischen Stadt OchtyrkaBild: Iryna Rybakova/Press service of the Ukrainian Ground Forces/REUTERS

Infolge des russischen Angriffskriegs wird sich die Wirtschaftsleistung der Ukraine in diesem Jahr nach Schätzung der Weltbank fast halbieren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im Vergleich zum Vorjahr um rund 45 Prozent einbrechen, lautet die Weltbank-Prognose vom Sonntag.

Die Organisation schränkte jedoch ein, dass "das Ausmaß des wirtschaftlichen Einbruchs" von "der Dauer und der Intensität des Kriegs" abhängen werde. Im Januar, also vor Beginn des Kriegs Ende Februar, hatte die Weltbank in einer Prognose für die Ukraine noch ein Wirtschaftswachstum von rund drei Prozent erwartet.

Armut nimmt zu

"Die heimische Nachfrage bricht ein, Geschäfte schließen", sagte die für Europa und Zentralasien zuständige Vizepräsidentin der Weltbank, Anna Bjerde, der DW.

"Rund 50 Prozent der ukrainischen Exporte wurden früher über das Schwarze Meer verschifft, das ist jetzt natürlich kaum möglich", so Bjerde weiter. "Hinzu kommt, dass vor allem in Regionen gekämpft wird, die für die Hälfte des ukrainischen BIP verantwortlich sind.

Gemessen an der statistischen Armutsgrenze von 5,50 US-Dollar pro Tag für Länder mit vergleichbarem Einkommen dürfte der Anteil der ukrainischen Bevölkerung, der in Armut lebt, von 1,8 Prozent auf 19,8 Prozent hochschnellen, warnte die Weltbank.

Auch Russlands Wirtschaft schrumpft

"Der Krieg hat eine bedeutende Menge der produktiven Infrastruktur zerstört - darunter Schienen, Brücken, Häfen und Straßen -, weswegen wirtschaftliche Aktivitäten in weiten Teilen dieser Gebiete unmöglich geworden sind", erklärte die Weltbank.

Der Handel ist zum Erliegen gekommen, genauso wie der Großteil der Exporte, die normalerweise durch die Häfen am Schwarzen Meer verschifft würden. Auch die Landwirtschaft, ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Ukraine, sei wegen des Kriegs vielerorts unterbrochen. Es sei daher damit zu rechnen, dass die Folgen des Konflikts das wirtschaftliche Potenzial der Ukraine auch über das Jahr hinaus schwächen werden, so die Weltbank.

Nach dem Krieg werde der Wiederaufbau des Landes eine gewaltige Herausforderung darstellen, so Weltbank-Vize Bjerde. "Dann brauchen wir eine sehr starke, koordinierte Anstrengung der internationalen Gemeinschaft und auch Partnerschaften mit der Privatwirtschaft."

Wie Krieg die Wirtschaft lähmt

26:01

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Die russische Wirtschaft wiederum dürfte infolge der beispiellosen Sanktionen westlicher Nationen laut Weltbank dieses Jahr um 11,2 Prozent schrumpfen. Die heimische Nachfrage werde rückläufig sein, weil Arbeitsplätze verloren gehen, Einkommen sinken, die Armut, die Inflation und Unterbrechungen der Lieferketten zunehmen, erläuterte die Weltbank. Im Januar hatte die Bank für Russland noch ein geringes Wirtschaftswachstum erwartet.

Die ganze Region leidet

Infolge des Kriegs werde die Wirtschaft in diesem Jahr auch in anderen Staaten der Region schrumpfen, darunter Belarus, Moldau, Kirgistan und Tadschikistan. Handelsströme seien unterbrochen oder gestört, zudem dürften in Russland lebende Bürger dieser Staaten absehbar weniger Geld nach Hause zu ihren Familien schicken. Solche Überweisungen machen in manchen Ländern - etwa Kirgistan und Tadschikistan - fast 30 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, hieß es. Die Länder der Region seien auch für einen großen Teil ihrer Importe von Weizen auf Russland und die Ukraine angewiesen.

Insgesamt werden die Schwellen- und Entwicklungsländer in der Region Europa und Zentralasien in diesem Jahr um 4,1 Prozent schrumpfen, so die Weltbank. Das ist eine drastische Kehrtwende gegenüber dem vor dem Krieg prognostizierten Wachstum von drei Prozent und doppelt so schlimm wie die durch die Pandemie verursachte Rezession im Jahr 2020.

bea/hb (dpa, afp)

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