Als Weltpremiere werden beim 36. Münchner Filmfest die ersten Folgen der Serie gezeigt, basierend auf Patrick Süskinds Beststeller "Das Parfum". Eine werkgetreue Verfilmung der literarischen Vorlage ist das nicht.
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Von der Literatur zum Film
Literaturverfilmungen sind so alt wie die Filmkunst selbst. Hier sind einige der schönsten und erfolgreichen Spielfilme nach Romanen deutscher Autoren.
Bild: picture-alliance/dpa
Das Parfum
Das Kino brauchte 20 Jahre, um Patrick Süskinds Millionenseller "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" fürs Kino zu adaptieren. Regisseur Tom Tykwer bekam das großartig hin: opulent und unterhaltsam mit tollen Darstellern wie Ben Whishaw und Karoline Herfurth in Szene gesetzt. Jetzt kommt die Serie dazu - alles andere als werkgetreu.
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Das Boot
"Einer der großartigsten Kriegsfilme, die je gedreht wurden" – so die Kritik – spielt im detailgetreuen Nachbau eines deutschen U-Boots aus dem Zweiten Weltkrieg. 1981 verfilmte der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen den Roman von Lothar-Günther Buchheim und schaffte damit den Sprung nach Hollywood. Der Film wurde für sechs Oscars, einen Golden Globe und einen BAFTA-Award nominiert.
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Die Blechtrommel
Für sein Lebenswerk erhielt Günter Grass 1999 den Literaturnobelpreis. Sein berühmtester Roman von 1959 wurde 20 Jahre später verfilmt. In der Hauptrolle der damals 13-jährige David Bennent als Oscar Matzerath, dem Jungen, der als Dreijähriger beschließt, nicht mehr zu wachsen. Als erste deutsche Produktion erhielt Volker Schlöndorffs Verfilmung den Oscar als "Besten fremdsprachigen Film".
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Er ist wieder da
Drei Jahre lagen zwischen Erscheinen der Buchsensation von "Er ist wieder da" und der Verfilmung. Autor Tim Vermes und auch Filmregisseur David Wnendt schafften etwas, was man in Deutschland viele Jahre vorsichtig umschifft hatte - eine Satire auf Adolf Hitler mit einer grotesken Ausgangssituation: Adolf Hitler lebt im Berlin des neuen Jahrtausends! Großartig in der Hauptrolle:Oliver Masucci.
Bild: picture-alliance/dpa/Constantin Film Verleih GmbH
In Zeiten des abnehmenden Lichts
Auch die Verfilmung des Romans "In Zeiten des abnehmenden Lichts" (2017) erschien relativ kurz nach Veröffentlichung des Buches (2011). Auch hier erwies sich die Kinoadaption als Glücksfall. Regisseur Matti Geschonneck warf einen satirischen Blick auf die letzten Zuckungen des DDR-Regimes, setzte dabei auch auf andere Akzente als Romanautor Eugen Ruge. Ein witziger Film mit tragischem Tiefgang.
Bild: X-Verleih/H. Hubach
Die verlorene Ehre der Katharina Blum
1975, zwei Jahre vor dem "Deutschen Herbst", als RAF-Terror die Tagespolitik bestimmte, verfilmte Volker Schlöndorff gemeinsam mit Margarethe von Trotta den Roman "Die verlorene Ehre der Katharina Blum". Das Buch von Heinrich Böll (1974) beschrieb das Klima und die Diskussionen um Pressefreiheit in der BRD damals sehr genau. Schlöndorff und von Trotta brachten die Themen brilliant auf den Punkt.
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Der Vorleser
Dass ein erfolgreiches Buch auch eine geglückte Verfilmung nach sich zieht, ist eher die Ausnahme - vor allem, wenn das Buch ein schwieriges Thema aufgreift. Bernhards Schlinks Roman "Der Vorleser" behandelte die Nachwirkungen des Nationalsozialismus und dessen Aufarbeitung. Die Verfilmung von Stephen Daldry mit Kate Winslet und David Kross überzeugte vor allem durch die großartigen Schauspieler.
Bild: Studio Babelsberg AG
Im Westen nichts Neues
Als herausragendes Beispiel für eine geglückte Literaturverfilmung aus der Frühzeit des Tonfilms gilt "Im Westen nichts Neues". Der Amerikaner Lewis Milestone verfilmte 1930 den Anti-Kriegsroman des Deutschen Erich Maria Remarque und ließ die Zuschauer den Schrecken des Frontkriegs im 1. Weltkrieg hautnah miterleben. In Deutschland sorgten Nationalisten dafür, dass der Film kaum gezeigt wurde.
Bild: picture-alliance/dpa
Tod in Venedig
1971 überraschte der damals schon 65-jährige italienische Regiegroßmeister Luchino Visconti mit einer kongenialen Romanverfilmung. Viscontis "Tod in Venedig" traf den erzählerischen Tonfall der Thomas-Mann-Novelle sehr genau. Die Filmversion mit Hauptdarsteller Dirk Bogarde ist schwerblütig-melancholisch, aber auch überwältigend schön.
Bild: picture-alliance/akg-images
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Die Produktion der TV-Serie gehörte lange zu den bestgehüteten Geheimnissen in der Filmszene. Kaum etwas drang bisher an die Öffentlichkeit, keine Produktionsberichte, nur wenige Details über das Drehbuch. Und so wird die Serie, die nun im Rahmen des 36. Münchner Filmfest zumindest in Teilen seine Weltpremiere feiert, zu einem Ereignis. Schließlich hat kaum ein anderes deutsches Buch nach dem Zweiten Weltkrieg international für soviel Aufsehen gesorgt wie Patrick Süskinds Bestseller aus dem Jahr 1985.
Zuerst ein Fortsetzungsroman
Wer nun vermutet, nach dem Romanerfolg von Patrick Süskind und der Kinoverfilmung von Regisseur Tom Tykwer ("Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders", 2006) werde nun das derzeit so beliebte Serien-Format aus kommerziellen Gründen auch noch ausgequetscht, liegt nicht falsch mit dieser Annahme.
Der Roman erschien 1984 zunächst als Fortsetzungsroman in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" - bevor er im Februar 1985 in die Buchläden kam. Das geschah nicht ohne Zustimmung von Patrick Süskind. Der weltberühmte Schriftsteller ist bekannt dafür, dass er genau darauf achtet, was mit seinen Texten geschieht. "Das Parfum" als TV-Serie - so abwegig erscheint das also nicht.
Ein Kommentar dazu wird von dem öffentlichkeitsscheuen Autor nicht erwartet. Weder in Talk-Shows im Fernsehen tritt er auf, noch lässt er sich fotografieren. Er verweigert jegliche Interviews. Seit Jahrzehnten ist der berühmte Autor quasi abgetaucht. Doch es ist davon auszugehen, dass Produzent Oliver Berben sich die Erlaubnis von Süskind, den Stoff ein zweites Mal in bewegte Bilder umzusetzen, eingeholt hat.
Handlung der TV-Serie spielt in der Gegenwart
Gemeinsam mit Regisseur Philipp Kadelbach, der für seinen international auch erfolgreichen Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" 2014 einen International Emmy gewann, sowie den Darstellern präsentierte Berben die Serienproduktion am Freitagabend (29.6.2018) auf dem Filmfest in München. Vom Inhalt ist bisher kaum etwas bekannt, lediglich ein kurzer Text bewirbt "Das Parfum": "Was, wenn Fiktion die Wirklichkeit einholt? Was, wenn Gefühle manipulierbar werden - und niemand mehr etwas zu verlieren hat?" heißt es auf der Festivalseite.
Wenn man weiter liest, wird schnell klar, dass Produktion, Buch und Regie keine werkgetreue Verfilmung des Romans angestrebt haben: "2018, irgendwo am Niederrhein. Eine brutale Mordserie. Eine junge Profilerin mit eigenwilligen Ermittlungsmethoden. Und eine Spur, die in die Vergangenheit führt: zu fünf Internatsschülern, die auf der Suche nach Macht und Liebe mit dem Geheimnis menschlichen Dufts experimentierten - und mit den Ideen aus Patrick Süskinds Bestseller 'Das Parfüm'."
Bekannte deutsche Schauspieler
Produziert wurde die Serie von der Firma "Constantin" für das Zweite Deutschen Fernsehen (ZDF) und dort, zunächst im Spartensender ZDF NEO, soll "Das Parfum" dann im Herbst auch ausgestrahlt werden. Die internationalen Rechte und die zeitversetzten Zweitausstrahlungsrechte für Deutschland sicherte sich der US-amerikanische Streaming-Anbieter "Netflix".
"Das Parfum" geht damit den umgekehrten Weg der deutschen Erfolgsserie "Babylon Berlin", die zunächst beim Privastsender "Sky" ausgestrahlt wurde, und erst danach im Herbst 2018 in der ARD gezeigt wird.
Besetzt ist die Serie "Das Parfum" mit einer Reihe bekannter deutscher Schauspieler: Friederike Becht, Juergen Maurer, Wotan Wilke Möhring, Marc Hosemann und Natalia Belitski spielen die wesentlichen Rollen. Ein Erfolg dürfte auch dem Serien-"Parfum" sicher sein. Der erste Eindruck, den "Das Parfum" jetzt zunächst einmal auf großer Kinoleinwand beim Premierenpublikum auslöst, wird in München aber trotzdem mit größter Spannung erwartet.