Die Menschen haben am heutigen Tag mehr natürliche Ressourcen verbraucht, als die Erde in einem Jahr regenerieren kann. Jedes Jahr kommt der Welterschöpfungstag früher. Es ist Zeit für ein radikales Umdenken.
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Die Ressourcen für 2018 sind aufgebraucht
Die natürlichen Ressourcen unserer Erde sind für dieses Jahr erschöpft. Der Welterschöpfungstag ist wieder da - früher als letztes Jahr. Aber wer verbraucht wie viel und was wäre noch angemessen?
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Über den Maßstäben leben
Jedes Jahr berechnet der Thinktank "Global Footprint Network" den sogenannten Welterschöpfungstag. An diesem Datum wurden alle natürlichen Ressourcen der Erde verbraucht, die sie in einem Jahr regenerieren kann. Man kann sich das wie ein Bankkonto vorstellen: Ab dem 1. August sind wir im Dispokredit, einen Tag früher als letztes Jahr.
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Wer braucht wie viel?
Heutzutage verbraucht die Menschheit im Durchschnitt die Ressourcen von 1,7 Erden - pro Jahr. Natürlich gibt es große regionale Unterschiede: Würden alle Menschen so leben und arbeiten wie die Deutschen, bräuchten wir etwa drei Erden. Der amerikanische Lebensstil fordert die Ressourcen von etwa fünf Erden, der peruanische hingegen nur etwa 1,3.
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Wälder sind gefordert
Bäume liefern Holz, ein unschätzbarer Rohstoff, welcher etwa zur Herstellung von Papier gebraucht wird. Gleichzeitig verhindern Bäume Bodenerosionen, helfen das Grundwasser aufzufüllen und sind im Klimakreislauf als CO2 Speicher unverzichtbar. In Deutschland bindet die komplette Waldfläche nur 15 Prozent unserer CO2-Emissionen. Weltweit werden jährlich etwa 3,3 Mio Hektar Wald abgeholzt.
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Die größten Dreckschleudern
Das Nutzen von fossilen Brennstoffen und Holz macht global betrachtet etwa 60 Prozent des ökologischen Fußabdrucks aus. In absoluten Zahlen sind China, die USA und die EU-Staaten die größten Luftverpester weltweit. Pro Kopf verursachen Saudi-Arabien und die USA am meisten CO2-Emissionen.
Können alle Menschen satt werden?
Es gibt immer mehr Menschen und immer mehr Land wird von der Agrarwirtschaft genutzt, um Lebensmittel zu produzieren. Im Augenblick verbrauchen Menschen in der EU im Durchschnitt etwa 0,3 Hektar Land für den eigenen Lebensmittelkonsum. Wären die vorhandenen Ressourcen jedoch gleich verteilt, hätte jeder Mensch für den eigenen Lebensmittelbedarf nur 0,2 Hektar Land zur Verfügung.
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Wassermangel
Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass bis 2030 ungefähr die Hälfte aller Menschen an Trinkwassermangel leiden werden. Grundwasservorräte werden weniger und sind öfter verschmutzt. 2018 musste zum ersten mal eine Millionenstadt wie Kapstadt den Notstand wegen mangelnder Wasservorräte ausrufen. Das Trinkwasser wurde rationiert und verteilt. Für 2019 wird mit Ähnlichem gerechnet.
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Überfischung der Weltmeere
Mehr und mehr Fische werden gefangen und die Bestände sind nicht mehr in der Lage, sich davon zu erholen. Etwa ein Drittel der globalen Bestände sind überfischt und mehr als die Hälfte sind maximal (aus)genutzt. Durch die CO2-Emissionen verändert sich der PH-Wert unserer Meere, was zu immer schwierigeren Lebensbedingungen für Korallen und Fische führt.
1,8 Hektar zur Selbstversorgung
Wird es mathematisch herunter gebrochen, stehen jedem Menschen etwa 1,8 Hektar Land zu, um die eigenen Grundbedürfnisse ökologisch nachhaltig zu stillen. Realität ist aber, dass Deutsche das Equivalent von 5,1 Hektar Land pro Kopf verbrauchen. Was hilft? Plastikmüll vermeiden, erneuerbare Energien nutzen und lokale Produkte einkaufen.
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Am heutigen Mittwoch haben wir offiziell alle natürlichen Ressourcen der Erde für 2018 aufgebraucht - und es ist August. Jeglicher Konsum von natürlichen Ressourcen wird nun ein ökologisches Defizit aufbauen. 1970 war der Welterschöpfungstag, der Tag an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen der Erde aufgebraucht hat, die sie in einem Jahr regenerieren kann, noch am 29. Dezember.
Seit den 1970ern fordert die Menschheit jedes Jahr mehr Ressourcen von der Erde und der Welterschöpfungstag rückt dementsprechend Stück für Stück weiter zum Jahresbeginn.
Die reichsten Länder verbrauchen am meisten Ressourcen
Im Augenblick werden 1,7 Erden gebraucht, um den globalen Bedarf nach Ressourcen zu decken, berichtet der Think Tank "Global Footprint Network". Die Organisation berechnet jedes Jahr aufs Neue den Welterschöpfungstag, indem sie die Biokapazität des Planeten durch die in diesem Jahr aufgebrauchten Ressourcen teilt.
Doch tragen nicht alle Länder die gleiche Verantwortung. Reiche Länder, bemessen am durchschnittlichen Einkommen, verbrauchen mehr Ressourcen als ärmere Länder. Dies spiegelt sich darin wider, dass Katar den höchsten Verbrauch natürlicher Ressourcen vorzuweisen hat.
Wenn alle so leben würden wie die Menschen in Katar, würden etwa neun Erden gebraucht werden, um diese Art von Leben weiter fortführen zu können. Würden wir wiederum leben wie die Menschen aus Nigeria oder Indien, wäre nur etwas mehr als eine Erde nötig. Und würden sich die Menschen ein Beispiel an Vietnam nehmen, würde eine Erde komplett ausreichen.
Weniger Konsum und eine andere Wirtschaft
Auch die Deutschen leben über ihren Verhältnissen. Sie konsumieren so viel von den Ressourcen, dass wir drei Erden bräuchten, wenn alle so handeln würden wie die Zentraleuropäer. Schon alleine um die CO2-Emissionen zu binden, die in Deutschland freigesetzt werden, wären zwei Erden notwendig.
Auch global ist die Nutzung von fossilen Brennstoffen der Hauptgrund für die Ausnutzung des Planeten. Ohne die fossilen Energieträger wäre der Welterschöpfungstag immerhin drei Monate später.
Um tatsächlich einen Wandel zu schaffen, müssten wir unser Konsumverhalten und das aktuelle Wirtschaftssystem radikal überdenken, sagt der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller. "Der Welterschöpfungstag zeigt eindeutig: Wir verbrauchen von allem zu viel! Deswegen müssen wir jetzt drei Trendwenden einleiten: Ein neues Wachstumsverständnis, eine Wirtschaft, die in Kreisläufen denkt, und ein konsequentes Umsteuern auf erneuerbare Energien. Das ist Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung und zugleiche eine Frage der globalen Gerechtigkeit."