Hilfsfonds zum Schutz von Weltkulturerbestätten beschlossen
2. Dezember 2016
Viele Weltkulturerbestätten sind durch anhaltende Konflikte oder mutwillige Zerstörung durch Terrorgruppen gefährdet. Die UNESCO-Mitgliedsstaaten fassten nun Beschlüsse, um diese Denkmäler besser schützen.
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Zerstört durch Terroristen: Weltkulturerbe
Erstmals verhandelte der Internationale Strafgerichtshof die Zerstörung von Weltkulturerbe. Konkret ging es um die historischen Bauten im malischen Timbuktu. Doch nicht nur dort haben Terroristen Kulturerbe vernichtet.
Bild: Getty Images/AFP/J. Eid
Palmyra in Syrien
Die Terrormiliz Islamischer Staat zertrümmerte im syrischen Palmyra 2015 unter anderem den rund 2000 Jahre alten Baal-Tempel, mehrere Turmgräber sowie den Triumphbogen. Ein Fotograf hält hier sein Foto des Baal-Tempels von März 2014 vor die Überreste. Nach der Rückeroberung der antiken Wüstenstadt waren Archäologen erleichtert: Viele Ruinen waren weniger stark zerstört als befürchtet.
Bild: Getty Images/AFP/J. Eid
Mar Elian in Syrien
Das Kloster Mar Elian war eine der wichtigsten Pilgerstätten für syrische Christen. Es stand in Zentralsyrien bei der Stadt Karjatain und stammte aus dem 5. Jahrhundert.
Bild: UNESCO
Mar Elian in Syrien
2015 machte der "IS" Mar Elian dem Erdboden gleich. Im Internet zeigten die Extremisten, wie sie mit Planierraupen die Mauern niederrissen. Die Stadt ist inzwischen zurückerobert. Das Innere eines der Klostergebäude ist ausgebrannt. Auch Mar Elian soll wieder aufgebaut werden.
Bild: picture-alliance/AP Photo/N. Sancha
Al-Hadra im Irak
Al-Hadra war die Hauptstadt des ersten arabischen Königreichs. Dank seiner hohen, dicken, durch Türme verstärkten Mauern widerstand es der römischen Invasion in den Jahren 116 und 198 nach Christus.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Antonio Castaneda
Al-Hadra im Irak
Anfang 2015 zerstörte der "IS" Teile von Al-Hadra. Dieses Foto stammt aus einem Video der Miliz. Die Nachrichtenagentur AP konnte die Authentizität verifizieren. Der IS zertrümmerte auch Jahrtausende alte Statuen aus assyrischer Zeit im Museum der nordirakischen Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive. Die historische Stadt Nimrud sollen die Dschihadisten mit Bulldozern überfahren haben.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Militant video
Bamian-Tal in Afghanistan
In der Provinz Bamian standen zwei monumentale Buddha-Statuen. Buddhistische Mönche hatten sie vor 1500 Jahren aus dem Fels gehauen. Die Figuren waren damit Zeugen der präislamischen Vergangenheit Afghanistans. Auf diesem Foto aus dem Jahr 1973 steht die mit 53 Metern Höhe damals größte Statue der Welt noch.
Bild: ddp
Bamian-Tal in Afghanistan
Radikalislamische Taliban zerstörten die beiden Statuen im Jahr 2001. Mit Panzern, Raketen und Dynamit ließen sie die Statuen beschießen. Dafür brauchten die Taliban mehrere Wochen. Seit 2003 sind die Kulturlandschaft und die archäologischen Stätten im Bamian-Tal Unesco-Weltkulturerbe.
Bild: AP
Timbuktu in Mali
In der Oasenstadt im Norden Malis zerstörten islamistische Ansar-Dine-Rebellen 2012 mehrere Jahrhunderte alte muslimische Mausoleen. Sie begründeten ihre Taten damit, die Stätten mit den Überresten islamischer Gelehrter hätten der Heiligenverehrung gedient. Auch Minarette von Moscheen aus Lehm, wie hier abgebildet, wurden zerstört.
Bild: picture-alliance/dpa/E.Schneider
Timbuktu in Mali
Dieser Mann sorgte für die Gräber in den Mausoleen in Timbuktu. Auf diesem Bild aus dem Jahr 2014 betet er an einem der zerstörten Gräber. Inzwischen sieht es dort ganz anders aus, denn...
Bild: picture-alliance/AP Photo/B. Ahmed
Timbuktu in Mali
... viele Mausoleen konnten mithilfe der Vereinten Nationen wieder aufgebaut werden. Sane Chirfi (rechts im Bild) kümmert sich mit seiner Familie um das Mausoleum des Heiligen Alpha Moya.
Bild: Getty Images/AFP/S. Rieussec
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Schwer zu ertragen waren die Bilder, als 2001 die Taliban die größten stehenden Buddha-Statuen von Bamiyan in Afghanistan in die Luft sprengten. Und auch an die wüste Zerstörung der syrischen Oasenstadt Palmyra durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" im vergangenen Jahr will man kaum zurückdenken. "Niemals in der jüngsten Geschichte wurde das Erbe der Menschheit dermaßen zerstört wie derzeit im Irak und in Syrien", sagt Irina Bokowa, Generaldirektorin der UNESCO. Aus diesem Grund hatte die internationale Organisation die Schirmherrschaft der ersten Konferenz zum Schutz bedrohter Welterbestätten übernommen, die heute in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten erfolgreich zu Ende ging.
Hilfsfonds und Asyl für gefährdetes Kulturerbe
Zum Auftakt prangerte Bokowa die "Kriegsverbrechen" und "kulturellen Säuberungen" durch Terrororganisationen wie dem "Islamischen Staat" an, der mutwillig Welterbestätten zerstört. Um weitere Zerstörungen aufzuhalten, kamen am Freitag und Samstag Vertreter aus über 40 Ländern in Abu Dhabi zu einer "weltweiten Initiative" zusammen, so Gastgeber Mohammed Chalifa al-Mubarak, Chef der Kultur- und Tourismusbehörde von Abu Dhabi.
Dort einigte man sich sowohl auf die Einrichtung eines Millionenfonds, als auch darauf, bedrohte Kulturgüter zeitweise aus Krisenregionen herauszuholen und an sicheren Orten unterzubringen.
Frankreich möchte 30 Millionen Dollar (etwa 28 Millionen Euro) für den Hilfsfonds bereitstellen, der insgesamt rund 100 Millionen Dollar betragen soll.
"Schutz von Menschenleben und Weltkulturerbe gehört zusammen"
Auf der Liste der gefährdeten Stätten der UNESCO sind derzeit 55 Denkmäler verzeichnet. Durch die vielen weltweiten Konfliktherde und insbesondere mutwilligen Zerstörungen durch Terrororganisationen waren in den vergangenen Jahren vermehrt jahrhundertealte Kulturdenkmäler in Afghanistan, Irak, Syrien und Mali hinzugekommen. Erst im Juli diesen Jahres hatte das UNESCO-Komitee acht weitere Stätten auf die rote Liste gesetzt, darunter die Altstädte von Djenné in Mali, das historische Zentrum von Shakhrisyabz in Usbekistan und alle fünf Welterbestätten in Libyen.
UNESCO-Generaldirektorin Bokowa betonte, dass angesichts der wachsenden Bedrohungen die internationale Gemeinschaft zusammenarbeiten müsse. Der Schutz von Weltkulturerbe und der Schutz von Menschenleben gehörten zusammen.