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Welthungerhilfe fordert größeres Engagement

Naomi Conrad16. Januar 2014

Der Abzug der NATO-Truppen wird die Arbeit der Welthungerhilfe in Afghanistan nicht gefährden, so die Hilfsorganisation. Um das Land zu stabilisieren, müsse die Entwicklungshilfe aber aufgestockt werden.

Klaus Lohmann in Afghanistan (Foto: Welthungerhilfe)
Klaus Lohmann (rechts), Afghanistan-Koordinator der Welthungerhilfe (Archivfoto)Bild: Deutsche Welthungerhilfe e.V.

Zunächst will Klaus Lohmann vor den Journalisten in Berlin ein paar Klischees zurechtrücken: Afghanistan sei keineswegs "nur Bomben, Burkas, Gewalt und Krieg", sagt der Projektleiter der Welthungerhilfe, der seit 2007 in Kabul arbeitet. Das Land habe sich durchaus auch zum Guten gewandelt. Am Tisch neben ihm nickt Mathias Mogge: Auch wenn der Drogenanbau angestiegen sei, habe es in den vergangenen zehn Jahren Fortschritte im Bereich der Trinkwasserversorgung, Ernährungssicherheit, Gesundheit und Bildung gegeben, erklärt der Programmvorstand der deutschen Hilfsorganisation, der seit 1992 ein Büro in Afghanistan unterhält. Es gelte jetzt, diese Arbeit weiterzuführen.

Die Welthungerhilfe hatte am Donnerstag (16.01.2014) die Hauptstadtpresse geladen, um einen Appell zu lancieren: Afghanistan müsse auch nach dem NATO-Truppenabzug Ende des Jahres Entwicklungsgelder erhalten. Zwar sind nach Angaben von Mogge die eigenen Gelder für 2014 und zum Teil auch 2015 vorhanden. Angesichts der drastischen Kürzungen im Entwicklungsbudget der USA und anderer Staaten fürchten Mogge und Lohmann aber, dass auch Deutschland ähnliche Einschnitte beschließen könnte. Dabei bedürfe es "großer Anstrengungen und Ressourcen, um das Land zu stabilisieren". Mogge wünscht sich finanzielle Zusagen über mindestens die nächsten zehn Jahre.

Rosen statt Mohn - Welthungerhilfeprojekt in AfghanistanBild: Welthungerhilfe

"Gespenst der vernetzten Sicherheit"

Doch neben der zivilen Hilfe seien auch Anstrengungen seitens der afghanischen Regierung nötig, damit die Welthungerhilfe ihre Arbeit im Land weiterführen könne, betont Mogge. Vor allem im Bereich der Rechtsstaatlichkeit und Korruption sieht er "großen Verbesserungsbedarf". Auch wenn die Sicherheitlsage schwierig sei, konkret werde sich in der Arbeit vor Ort nach dem Abzug allerdings "erstmal nichts ändern", glaubt Lohmann. Wichtig sei es allerdings, dass die lokalen Sicherheitsorgane weiter unterstützt würden. Derzeit gebe es keine konkrete Bedrohung für Mitarbeiter der Welthungerhilfe, die im Osten und Norden Afghanistans sowie in Kabul arbeiten. Er glaubt, dass es auch in Zukunft so bleibt. Der Grund: die Welthungerhilfe fahre eine "Akzeptanzstrategie". Übersetzt bedeutet das, dass die Mitarbeiter mit allen Lokalpartnern, also neben Lokalpolitikern auch Warlords oder Taliban-Anführer, Projekte absprechen. Schwerpunkte der Arbeit seien die Bereiche Wasser, ländliche Entwicklung und Nothilfe.

Für Nichtregierungsorganisationen, die sich für Frauenrechte engagieren, bestehe allerdings ein "anderes Bedrohungsszenario", gibt Lohmann zu. Auch die weiblichen Mitarbeiter der Welthungerhilfe könnten in manchen Provinzen das Büro nur eingeschränkt verlassen - denn auch für sie sei die Gefahr trotz aller Besserungen groß.

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Mit Blick auf den neuen deutschen Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) wünscht sich die Welthungerhilfe eine Wegorientierung vom Begriff der "vernetzen Sicherheit", wonach Hilfsorganisationen ihre Aktivitäten mit militärischen und diplomatischen Kräften in Kriegs- und Krisenregionen koordinieren sollen. In den letzten Jahren sei starker Druck auf Hilfsorganisationen ausgeübt worden, enger mit dem Militär zusammenzuarbeiten, kritisiert Mogge. Eine Zusammenarbeit mit dem Militär werde es aber nie geben. Denn jegliche Zusammenarbeit gefährde die Sicherheit der Mitarbeiter. Das "Gespenst der vernetzten Sicherheit" müsse deshalb neu überdacht werden, betont Mogge.

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