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Politik

Armut durch niedrige Kakaopreise

Daniel Pelz
24. April 2018

Für Europas Verbraucher ist Schokolade süß, für Afrikas Bauern dagegen bitter: Der Weltmarktpreis für Kakao ist gefallen, viele Produzenten leben in bitterer Armut. Die Weltkakaokonferenz in Berlin ringt um Lösungen.

Elfenbeinküste Kakao Anbau Ernte (Foto: Reuters/L. Gnago)
Bild: Reuters/L. Gnago

Sayina Riman wird sehnsüchtig, wenn er an die alten Zeiten denkt. "Als der Kakaopreis in den achtziger Jahren noch bei über 5000 US-Dollar lag, gehörten den Kakaobauern einige der schönsten Häuser in meiner Heimatgegend", sagt Riman, der den Kakaoverband von Nigeria leitet. Er ist einer der knapp 1500 Delegierten, die zur Weltkakaokonferenz nach Berlin gekommen sind.

Es ist kein angenehmes Treffen, denn: "Die Zukunftsfähigkeit des Kakaosektors steht auf dem Spiel", warnt Jean-Marc Anga, Direktor der Internationalen Kakao-Organisation.

Grund sind die niedrigen Kakaopreise. Auf dem Weltmarkt liegen sie aktuell bei knapp 2200 Euro die Tonne, im Krisenjahr 2016 sogar noch darunter. Afrikas Bauern und ihre Regierungen sagen: Das ist viel zu wenig.

Rund 1500 Delegierte nehmen an der Weltkakaokonferenz in Berlin teil Bild: Imago/photothek/F. Gaertner

"Wir brauchen Preise, von denen die Bauern leben können", klagt Souleymane Diarrassouba, Handelsminister der Elfenbeinküste. Das Land ist der größte Kakaoexporteur weltweit.

Doch die Bauern haben davon wenig: Sie verdienen pro Kopf weniger als einen halben Euro am Tag. Afrikanische Delegierte warnen vor den Folgen: Kinderarbeit beispielsweise, weil sich Bauern keine Erntehelfer mehr leisten können. Auch die lokalen Ökosysteme sind bedroht. Bauern roden immer mehr Waldflächen und legen Plantagen an, um mehr Kakao anbauen zu können.

Kann mehr fair gehandelte Schokolade helfen?

Der Ärger über die Hauptabnehmerländer Europa und USA ist auf der Konferenz deutlich zu spüren. Die Weltmarktpreise seien völlig intransparent, schimpfen afrikanische Teilnehmer. Einige Regierungen erwägen, ein Bündnis nach Vorbild der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) zu gründen. Ähnlich wie die OPEC könnten sie so mehr Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen. 

Die Bundesregierung will mehr Schokolade aus nachhaltiger Produktion Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Die Bundesregierung denkt dagegen in eine andere Richtung. Deutschland ist eines der wichtigsten Konsumländer für afrikanischen Kakao, knapp neun Prozent werden hier verbraucht. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will, dass mehr Schokolade aus nachhaltigem Kakao produziert wird. Weltweit ist rund ein Viertel des Kakaos zertifiziert, in Deutschland sind es 45 Prozent. Bis 2020 sollen es 70 Prozent sein, sagt Klöckner auf der Weltkakaokonferenz.

"Unser Ziel muss es sein, dass Kakaobauern ihren Lebensunterhalt decken können, ohne ihre Kinder auf Plantagen schicken zu müssen", so die Ministerin. Doch noch hat sie keinen konkreten Plan, wie dieses Ziel erreicht werden soll.

Kakaopreis im Keller

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In Afrika trifft die Idee auf Skepsis. Weltweit gibt es eine Reihe Siegel mit jeweils eigenen Umwelt- und Sozialstandards. Sie werden von privaten Verbänden oder Firmen angeboten und sind kostenpflichtig.

"Die Zertifizierung ist sehr teuer. Wer wird dafür zahlen?" fragt Kameruns Handelsminister Luc Magloire Mbarga Atangana.

Er fordert neue Handelsbeziehungen zwischen Europa und Afrika. "Wir haben mit unseren Handelspartnern Abkommen geschlossen und unsere Märkte für ausländische Produkte geöffnet — in der Hoffnung, dass dafür unsere Produkte besseren Zugang zu den europäischen Märkten bekommen. Einige Grenzen hat man abgebaut, dafür sind andere dazugekommen."

Unternehmen sollen Bauern mehr zahlen

Vertreter der Zivilgesellschaft wollen auch internationale Schokoladenkonzerne stärker in die Pflicht nehmen. Drei Firmen haben die Kapazität, zwei Drittel der Welternte zu verarbeiten: Barry Callebaut aus der Schweiz, Cargill aus den USA und Olam International aus Singapur.

Viele Kinder arbeiten auf den Schokoladen-Plantagen in WestafrikaBild: picture-alliance/dpa/J. Bätz

"Viele Unternehmen merken, dass die Bäuerinnen und Bauern durch die fallenden Weltmarktpreise viel weniger verdienen als vorher", sagt Friedel Hütz-Adams, Kakaoexperte beim Südwind-Institut. "Wir brauchen Mechanismen, um diese Risiken abzufangen. Das könnte dadurch geschehen, dass man Bauern eine höhere Prämie zahlt, wenn der Weltmarktpreis fällt. Damit würde man das Risiko teilen, das Bauern und Unternehmen haben."

Vier Tage dauert die diesjährige Weltkakaokonferenz. Am Mittwoch soll eine Deklaration mit Forderungen verabschiedet werden. Bauern wie Sayina Riman hoffen, dass diese Forderungen ein Schritt in die richtige Richtung sein werden.

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