1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Weltkirchen in der Zwickmühle

(KNA/pt)23. Januar 2002

In Israel verschärft sich der Hass der Religionen. Panzer stehen vor Arafats Haustür. Aber auch in der nord-israelischen Stadt Nazareth spitzt sich eine Krise zu. Anlass: Der Baustopp einer islamischen Moschee

Baustopp einer Moschee in NazarethBild: AP

Mehrere tausend Moslems hatten in der vergangenen Woche gegen den Stopp demonstriert. Die Demonstranten, die der Islamischen Bewegung in Israel angehören, beschimpften die Regierung Ariel Scharons als "Feind Gottes". Die hatte in der vergangenen Woche das vorläufige Ende der Bauarbeiten verkündet. Die Entscheidung hat auch die christliche Nachbarschaft bei den arabischen Landsleuten in ein schlechtes Licht gerückt. Denn christliche Organisationen haben den Baustopp bei der israelischen Regierung erwirkt.

Religionsstreit zwischen Türschwellen

Der Streit währt bereits seit drei Jahren. Damals, 1998, hatten Muslime das Gelände unterhalb der christlichen Kirche besetzt. Sie wollten an der Stelle eine eigene Gebetsstätte erbauen. Der Platz war aber von der Stadtverwaltung als Pilger-Sammelplatz für Christen vorgesehen. Als die Besetzung und weitere Gewalt gegen die christenlichen Nachbarn anhielt, schaltete sich der Vatikan ein. Der wollte den geplanten Papstbesuch in Israel im Jahr 2000 deshalb scheitern lassen. Die israelische Regierung lenkte ein, doch anstatt eines Baustopps, sahen israelische Behörden einen Kompromiss vor: Die von den Islamisten geplante Mammut-Moschee durfte eine kleinere Moschee werden. Von der Seitenstraße begehbar, so dass sie den christlichen Pilgerbetrieb nicht stören würde. Die christliche Minderheit in Nazareth hatte dagegen protestiert. Kirchen in Israel, vor allem aber der Vatikan, fürchten, dass der Bau der Moschee in unmittelbarer Nachbarschaft zur Verkündigungskirche den christlichen Charakter der Stadt gefährden könnte.

Muslim worshipers pray at the site of a proposed mosque outside the Basilica of the Annunciation, background, in Nazareth, the town of Jesus' boyhood Monday, Nov. 22, 1999. Israel will protect Christian interests in Nazareth, town of Jesus' boyhood, even as Muslims plan to build a mosque near the Christian holy site there, an Israeli official said Sunday. Public Security Minister Shlomo Ben-Ami sought to ease tensions before Tuesday's planned laying of a cornerstone for the mosque in a plot of land neighboring the basilica, where tradition says an angel told Mary she would give birth to Jesus. (AP Photo/Yaron Kaminsky)Bild: AP

Belastungsprobe für israelisch-vatikanische Beziehungen

Der Streit um Baugenehmigungen in Nazareth hat sich mittlerweile zum Problem für die Weltkirche entwickelt. Der Konflikt belastet erstmals ernsthaft die vatikanisch-israelischen Staatsbeziehungen. Der Vatikan befürchtet, dass eines der größten Heiligtümer der Christenheit, die Verkündigungsbasilika, zum Spielball zwischen lokalen und politischen Interessen gemacht wird. Das sagte der katholische Bischof aus Nazareth, Hiacinto Marcuzzo. Der Streit um die Bauten werde instrumentalisiert, so das Kirchenoberhaupt. Die Arbeiten zum Bau der Moschee wurden auf
Regierungsbeschluss momentan ausgesetzt. "Wir haben die Entscheidung mit Erleichterung begrüßt, die Regierung hat damit zum ersten Mal in dieser Angelegenheit offiziell der Stimme der Christenheit Rechnung getragen und die herausragende Bedeutung von Nazareth für die Weltkirche berücksichtigt", sagte der katholische Bischof erleichert - für's Erste.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen