Aus für Kohle und Co.
12. April 2014Weg von fossilen Brennstoffen - so lautet das Fazit der 235 Leitautoren aus 58 Ländern, die für den dritten Teil des fünften Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC rund 10.000 Literaturquellen zusammengefasst haben. Das geht aus einem Entwurf der Zusammenfassung des rund 2000 Seiten starken Berichts hervor, der an diesem Sonntag in Berlin präsentiert wird. Erstmals wurde nach Autorenangaben ein spezielles Kapitel über die Finanzierung und Investitionen im Energiebereich aufgenommen.
In dem Bericht weisen die Experten verschiedene Strategien auf, um Treibhausgas-Emissionen zu senken und das Ziel einer maximalen Klimaerwärmung um zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu erreichen. Allerdings wird keines der Szenarien in der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger als bevorzugte Lösung dargestellt.
Die meisten Ansätze halten aber eine "Verdreifachung oder beinahe Vervierfachung" der Energieversorgung ohne oder mit geringem CO2-Ausstoß für notwendig - immer gemessen bis 2050 gegenüber dem Basisjahr 2010. Dazu gehören erneuerbare Energien, aber auch Atomkraft oder die umstrittene Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS). In derartige Methoden müssten demnach jährlich 147 Milliarden Euro zusätzlich investiert werden, in fossile Energien hingegen 30 Milliarden Euro weniger pro Jahr fließen.
Bericht als Grundlage für Klimakonferenz
Der erste Teil des fünften IPCC-Sachstandsberichts war im vergangenen September veröffentlicht worden. Er besagt, dass der Mensch eindeutig hauptverantwortlich für den Klimawandel ist, dass die Temperaturen seit der Industrialisierung bereits um 0,85 Grad Celsius gestiegen sind und die Weltmeere wärmer und saurer werden. Teil zwei, der Ende März im japanischen Yokohama präsentiert wurde, beschreibt die Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Natur, die sich demnach bereits auf allen Kontinenten und in allen Ozeanen zeigen. Nach dem dritten Teil soll im Oktober abschließend außerdem ein Synthesebericht folgen, der die Ergebnisse der drei Teilberichte zusammenfasst. Die IPCC-Sachstandsberichte geben alle sechs bis sieben Jahre den wissenschaftlichen Erkenntnisstand der Klimaforschung wieder.
Der dritte und letzte Teil soll auch als wissenschaftliche Grundlage für die nächste große politische Klimakonferenz in Paris 2015 dienen. Dort wollen Experten sowie Staats- und Regierungsvertreter einen neuen Anlauf nehmen für eine Einigung über eine ausreichende und verbindliche Senkung von Treibhausgas-Emissionen. Sollte dies erneut misslingen, sehen manche Wissenschaftler die so genannte "Zwei-Grad-Grenze" in Gefahr. Wenn sich die Erde um mehr als diese Marge erwärmt, gelten Folgen wie Eisschmelze, Meeresspiegelerhöhung, Dürren und Unwetter als weit weniger beherrschbar.
nis/se (dpa, afp, rtr)