Das bislang leistungsfähigste und teuerste Teleskop der Raumfahrtgeschichte ist auf dem Weg ins All. Auf einer Sonne-Umlaufbahn soll "James Webb" unter anderem die Frühzeit des Universums erforschen.
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Was kann das neue Weltraumteleskop?
03:00
Endlich hat es geklappt: Das neue Weltraumteleskop James-Webb ist erfolgreich ins All gestartet. Von der europäischen Startbasis Kourou in Französisch-Guayana aus hob "James Webb" an Bord einer Ariane-5-Träger-Rakete ab, die das Infrarot-Teleskop auf den Weg in Richtung Sonne brachte.
Nach einem knapp halbstündigen Flug wurde das Teleskop von der Rakete abgesetzt. Nun wird "Webb" einen Monat brauchen, um zu seinem Ziel in einer Sonnen-Umlaufbahn zu gelangen - rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
Das Teleskop, benannt nach einem ehemaligen Direktor der US-Raumfahrtbehörde NASA, soll von dort Blicke bis weit zurück in die Vergangenheit des Universums ermöglichen - durch Gas- und Staubwolken, dorthin, wo Sterne geboren werden. Neben den ältesten Galaxien im Universum soll das Instrument auch junge Sternsysteme in den Blick nehmen.
"James Webb" hundertmal leistungsstärker als "Hubble"
Eine ganze Generation an Forschenden hofft auf weitreichende Erkenntnisse durch das Teleskop. Und die Wissenschaft musste lange darauf warten, dass "James Webb" endlich loslegen konnte. Nicht nur der Raketenstart hatte mehrfach verschoben werden müssen - ursprünglich sollte das 1989 gestartete internationale Projekt schon Anfang der 2000er Jahre in Betrieb gehen. Immer neue Probleme verzögerten das Vorhaben jedoch jahrelang, die Kosten verdreifachten sich auf fast zehn Milliarden Dollar (8,8 Milliarden Euro).
Das neue Teleskop gilt als eines der größten wissenschaftlichen Projekte in der Geschichte und läutet eine neue Ära in der Astronomie ein. Das Instrument ist etwa hundertmal sensibler als sein Vorgänger "Hubble" und übertrifft diesen auch in seiner Größe bei Weitem: Der Spiegel misst 6,5 Meter im Durchmesser, erreicht eine Gesamtgröße von 25 Quadratmetern und musste gefaltet werden, um überhaupt in die Ariane-5-Rakete zu passen.
Entwickelt wurde "James Webb" gemeinsam von der NASA, der europäischen Weltraumorganisation ESA und der kanadischen Weltraumagentur CSA. Auch das Max-Planck-Institut für Astronomie, die Universität Köln sowie mehrere deutsche Unternehmen beteiligten sich. Insgesamt ist die internationale Mission auf zehn Jahre angelegt.
cw/haz (afp, dpa, rtr)
Hubble's schönste Bilder
Mehr als 30 Jahre hat das Weltraumteleskop spektakuläre Bilder aus den Tiefen des Weltraums geliefert - eines atemberaubender als das andere. Hier einige der schönsten Schnappschüsse.
Bild: NASA/ESA/TScI
Weltraum-Auge
Das war ein Schreckmoment: Zwischen dem 13. Juni und 15. Juli 2021 lieferte das Weltraumteleskop Hubble keine Bilder. Ein Computer, der die wissenschaftlichen Instrumente des Teleskops steuert, war ausgefallen. Die NASA rief daher Experten aus der Rente zurück. Diese konnten den Rechner wieder starten. Mehr als drei Jahrzehnte lieferte Hubble faszinierende Bilder. Und es geht weiter...
Bild: ESA
Eine vernebelte Galaxie als Geburtstagsgeschenk
Dieses Bild hat die NASA 2020 ausgesucht, um den 30. Geburtstag des Hubble Weltraumteleskops zu feiern. Es zeigt den Riesennebel NGC 2014 und die benachbarte Galaxie NGC 2020. Zusammen bilden sie eine Sternenregion in der Magellanwolke, eine Satelliten-Galaxie der Milchstraße. Sie liegt etwa 163.000 Lichtjahre von uns entfernt.
Bild: NASA/ESA/TScI
Besser als Star Wars?
Pünktlich zum Start eines Star Wars-Films fotografierte Hubble 2015 etwa 1300 Lichtjahre von uns entfernt ein kosmisches Lichtschwert. Hier sehen Sie die Geburt eines Sternensystems, mit etwas interstellarem Staub. Trotzdem schön, oder? Das Weltraumteleskop macht eben immer ganz besonders faszinierende Aufnahmen, wie die folgenden Bilder zeigen.
Bild: NASA/ESA/Hubble
Auge im All
Seit 1990 rast der Veteran der Weltraumteleskope um die Erde, in 600 Kilometern Höhe und mit etwa 28.000 Kilometern pro Stunde. Hubble ist elf Meter lang und wiegt rund elf Tonnen - ist also in etwa so groß und so schwer wie ein Bus.
Bild: NASA/Getty Images
Kosmische Blase
Ein junger, extrem heißer Stern hat eine gewaltige Kugel aus Gas geblasen. Hubble hat geholfen, die Geburt von Sternen und Planeten aufzuklären, das Alter des Universums zu bestimmen und die mysteriöse Dunkle Materie zu untersuchen, die das Universum auseinandertreibt.
Bild: AP
Flüchtige Farben
Diese fast psychedelische Farbgebung entsteht durch verschiedene Gase. Rot zeigt zum Beispiel Schwefel an, Grün Wasserstoff und Blau ist Sauerstoff.
Die allerersten Fotos von Hubble waren jedoch eine Katastrophe! Völlig unbrauchbar, weil der 2,4 Meter große Hauptspiegel falsch geschliffen war. 1993 startete die Raumfähre Endeavour Richtung Hubble. Das Teleskop bekam eine Brille. Insgesamt waren fünf Einsätze nötig, um Hubble zu warten und aufzufrischen. Der vermutlich letzte fand im Mai 2009 statt.
Bild: picture-alliance/dpa/Nasa
Kindergarten im All
Dieses herrliche Foto hat Hubble im Dezember 2009 aufgenommen. Die blauen Punkte sind sehr junge Sterne, gerade mal ein paar Milliönchen Jahre alt. Dieser Sternenkindergarten liegt in der Großen Magellanschen Wolke, einer Begleitgalaxie unserer Milchstraße.
Bild: picture-alliance/dpa/Nasa
Schmetterling
Schnappschuss aus dem All. Niemand weiß so recht, was Hubble da genau fotografiert hat. Aber es beflügelt die Fantasie. Diese fragile Erscheinung ist eines von 30.000 Himmelsobjekten, die Hubble für die Ewigkeit festgehalten hat.
Bild: NASA/ESA/ Hubble Heritage Team
Himmlische Scheibe
Dieses - schon fast metaphysische - Foto ist wie die meisten Hubble-Bilder eine Komposition vieler Einzelaufnahmen. Die Sombrero-Galaxie liegt im Sternbild Jungfrau und ist schlappe 28 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.
Bild: NASA/ESA/ Hubble Heritage Team
Hubble gab es wirklich
Das Weltraumteleskop wurde nach dem US-Astronomen Edwin Powell Hubble (1889-1953) benannt. Er fand heraus, dass die meisten Galaxien sich von der Milchstaße wegbewegen. Damit legte er die Grundlagen für die Urknall-Theorie der modernen Kosmologie.
Bild: picture-alliance/dpa
Säulen der Schöpfung
Diese säulenförmigen Gebilde liegen im Adlernebel, etwa 7000 Lichtjahre von uns entfernt. Sie wurden von Hubble aufgenommen - und unter dem Namen "Säulen der Schöpfung" weltbekannt.
Bild: NASA, ESA/Hubble and the Hubble Heritage Team
In den Startlöchern
Noch eine Weile soll Hubble durchhalten. Durch seinen ständig sinkenden Orbit könnte es jedoch sein, dass das Teleskop 2024 wieder in die Erdatmosphäre eintritt und verglüht. Der Nachfolger steht aber schon parat: James Webb soll noch dieses Jahr ins All gebracht werden, sein Arbeitsplatz liegt dann etwa eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
Bild: picture-alliance/dpa/Nasa/Chris Gunn
Happy Face
Hubble hat den Astronomen jedenfalls viel Freude geschenkt, so wie diesen Schnappschuss, ein Smiley im Weltall. Entstanden durch - vereinfacht gesagt - verbogenes Licht.