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Weltrisikobericht warnt nicht nur vor Corona

15. September 2020

Wo lebt es sich am gefährlichsten? Das ermitteln Forscher der Universität Bochum jedes Jahr. Sie weisen auf Risiken hin, die gerade die Schwächsten treffen.

Weltrisikobericht Vanuatu Pazifik Port Vila
Verwüstung in Vanuatu nach dem Durchzug des Tropensturms "Harold" im AprilBild: Getty Images/AFP/P. Carillo

Im Zusammenspiel aus Krisen und Flucht hat die Corona-Pandemie die besondere Verletzlichkeit von Migranten noch erhöht. Sie verschärfe "die ohnehin prekären Verhältnisse", in denen viele der fast 80 Millionen Geflüchteten und Vertriebenen weltweit lebten, heißt es im Weltrisikobericht 2020. So erhöhe etwa die Enge in provisorischen Unterkünften die Ansteckungsgefahr. Wanderarbeiter seien besonders von Corona-bedingten Grenzschließungen betroffen, schreiben die Autoren der Studie, die vom Bündnis Entwicklung Hilft und der Ruhr-Universität Bochum veröffentlicht wird.

Pazifische Inselstaaten wie Tonga, Fidschi oder Vanuatu (hier im Bild) sind stark von Katastrophen bedrohtBild: Getty Images/M. Tama


Jedes Jahr ist in dem Bericht eine Risikorangliste fast aller Länder der Erde enthalten. Auch diesmal steht der pazifische Inselstaat Vanuatu an der Spitze. Das zweithöchste Risiko verzeichnet Tonga (vormals Platz 3), gefolgt von Staaten der Kleinen Antillen: Dominica (2019 wegen fehlender Daten nicht berücksichtigt) sowie Antigua und Barbuda (2019: Platz 2). Die Länder mit dem rechnerisch geringsten Risiko sind wie im Vorjahr das Emirat Katar und der EU-Inselstaat Malta.

Exposition versus Widerstandskraft

Deutschland gehört zu den zwanzig Ländern mit der geringsten Gefährdung. In dieser Gruppe finden sich vor allem europäische Länder, aber auch Staaten wie Saudi-Arabien und Ägypten. Das Konzept berücksichtigt einerseits die Exposition, das heißt, wie sehr eine bestimmte Region einer oder mehreren Naturgefahren ausgesetzt ist. Auf der anderen Seite wird die Widerstandsfähigkeit einer Gesellschaft betrachtet. So können Staaten mit ähnlicher Exposition unterschiedlich anfällig sein - je nach Beschaffenheit der öffentlichen Infrastruktur, der durchschnittlichen Wohnsituation, der Katastrophenvorsorge und des Gesundheitssystems. Viele Länder des afrikanischen Kontinents schneiden in beiden Kategorien schlecht ab: Sie sind durch ihre geographische Lage gefährdet, aber auch durch einen Mangel an Bewältigungskapazitäten.

Corona-Test bei einem Migranten, der vom Rettungsschiff "Ocean Viking" an Bord genommen wurde (Archivbild)Bild: Getty Images/S. Abdul

Besonderen Einfluss auf die Entwicklung des Risikos hat der Klimawandel. Dadurch verändere sich die regionale Häufigkeit und Intensität von Stürmen, Überschwemmungen und Dürren, heißt es in der Studie. Dies verstärke wiederum den Migrationsdruck. Ob und wann eine Person den "einschneidenden Schritt" gehe, ihr Zuhause zu verlassen, hänge jedoch nicht allein von äußeren Gefahren ab, so die Experten. "Ebenso sind soziale Faktoren wie Schutz durch die Gemeinschaft oder die individuelle finanzielle Situation maßgeblich." Umgekehrt könnten massive Migrationsprozesse auch auf das Klima einwirken. Dies gelte vor allem für Stadt-Land-Binnenwanderungen, da wachsende Großstädte unter anderem Temperaturveränderungen mit sich brächten.

Reiche Länder in der Pflicht

Unter den Staaten, die von den globalen Klimaveränderungen besonders betroffen sind, finden sich viele kleine Länder, die selbst nur geringfügig zum Klimawandel beigetragen haben. Die Verfasser des Weltrisikoberichts sehen daher vor allem die reichen Länder in der Pflicht, die selbst große Mengen an Kohlendioxid ausstoßen: Sie müssten nicht nur Mittel für die Anpassung an den Klimawandel bereitstellen, sondern auch Ausgleichszahlungen für bereits entstandene Klimaschäden leisten.

jj/kle (dpa, epd, kna)

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